Erzeugerpreise in der Landwirtschaft steigen weiter an – viele Landwirte geben auf

Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte sind im September weiter gestiegen. Die Verkaufspreise, die Landwirte für ihre Produkte erzielten, nahmen im Jahresvergleich um fast 40 Prozent zu. Tierische Produkte legten demnach besonders stark um fast 50 Prozent zu, der Milchpreis sogar um 57,5 Prozent.
Steffi Heidrich bearbeitet die Gallerte. Mit einer mobilen Käserei in einem umgebauten LKW ist die Molkereifachfrau in Norddeutschland unterwegs um Käse direkt beim Landwirt auf dem Hof herzustellen.
Eine Molkereifachfrau in Norddeutschland bei der Arbeit.Foto: Sina Schuldt/dpa
Von 15. November 2022

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Milch und Butter, Eier und Käse, Kartoffeln und Obst – im Supermarkt sind die gestiegenen Preise deutlich zu spüren. Im September waren die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte 39,4 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Durchschnittlich. Den größten Preisanstieg gab es bei Kartoffeln.

Viele Landwirte geben auf

Unter den verteuerten landwirtschaftlichen Produkten sticht einerseits Milch besonders heraus. Der Milchpreis lag im September um 57,5 Prozent über dem Vorjahresmonat; im August waren es +55,9 Prozent im Vorjahresvergleich. Damit setzte sich der Preisanstieg bei Milch gegenüber dem Vorjahresmonat seit März 2021 kontinuierlich fort. Im Juli hatte der Preisanstieg gegenüber dem Vorjahresmonat erstmals bei über 50 Prozent gelegen. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden am Montag mit. Im August hatte die Veränderungsrate bei +34,5 Prozent gelegen, im Juli bei +33,4 Prozent.

Wie kommt es zu derart erhöhten Preisen? „Die Milchmenge wird knapper, demzufolge steigt der Preis“, erklärt Herr Thomas von der Agrargenossenschaft Radeburg eG nördlich von Dresden gegenüber Epoch Times. Die Landwirte selbst haben keinen Einfluss auf den Milchpreis, sondern müssen sich nach dem an der Börse dotierten Preis richten.

„In der Regel ist es so, dass der Landwirt einen Dreijahresvertrag mit dem Molkereiunternehmen hat und immer vier Wochen, nachdem er die Milch abgeliefert hat, den Preis seiner Milch erfährt. An der Börse kann man ungefähr erahnen, was der Milchpreis macht“, so Thomas.

Die Milch sei knapper geworden, weil in letzter Zeit viele Landwirte aufgrund gestiegener Strom-, Lohn- und Futtermittelpreise aufgehört hätten. Und das werde sich künftig weiter zuspitzen, ist sich der Landwirt sicher. „In den alten Bundesländern ist die Anbindehaltung noch weit verbreitet, die gesetzlich verboten werden soll. Familienbetriebe werden sich die Umstellung nicht leisten können und aufhören. Diese Landwirte setzen dann lieber auf einen sicheren Job in der Industrie“, erklärt er.

Milchpreis zum Vorjahr fast verdoppelt

Die Agrargenossenschaft Radeburg betreibt konventionelle Milchproduktion. Hier hatte man im Vorjahr sehr wenig für den Liter Milch erhalten. Nun profitiert Thomas von einem gestiegenen Milchpreis von etwa 82 Prozent zum Vorjahr. „Aktuell bekommen wir 58 Cent für den Liter Milch, während es im selben Zeitraum vor einem Jahr 32 Cent waren“, so Thomas weiter. „Das hört sich zwar im ersten Moment toll an, aber ein Großteil des erhöhten Einkommens fließt direkt wieder zurück in die gestiegenen Nebenkosten.“

Dass der Milchpreis weiter steigt, glaubt er jedoch nicht. „Ich denke, wir sind schon am oberen Level angekommen. Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem sich der Endverbraucher die Milch dann nicht mehr leisten kann. Dass Milch, Butter oder Käse zum Luxusartikel werden, kann er sich nicht vorstellen.

Und der Börsentrend gibt ihm recht. Wie „agrarheute“ berichtet, steigen die Milchpreise momentan noch an. Die Preiskurve des Rohstoffwerts der Milch zeige jedoch deutlich nach unten. Grund seien fallende Preise für Butter und Milchpulver.

Weiter heißt es dort: „Der steile Anstieg der Milchpreise dürfte erst einmal zu Ende gehen. Die Preise für die zwischen den Molkereien gehandelte Spotmilch lagen Anfang November immerhin noch zwischen 54,50 Cent im Norden und Westen – und 58 Cent im Süden.

Inzwischen erhole sich der Markt schon leicht. Das Angebot an Rohmilch habe mit den steigenden Milchpreisen zugenommen und die Molkereien hätten damit wieder etwas mehr Spielraum, heißt es weiter. Ende Oktober habe die angelieferte Milchmenge immerhin 2,1 Prozent über dem Vorjahr gelegen.

Gemüse steigt im Preis nicht ganz so stark wie Fleisch

Gegenüber dem Vormonat stiegen die Preise landwirtschaftlicher Produkte im September um 2,5 Prozent. Die Preise für pflanzliche Produkte erhöhten sich mit +26,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat weniger stark als für tierische Erzeugnisse (+49,1 Prozent).

Im August hatte die Veränderungsrate für pflanzliche Erzeugnisse bei +21,3 Prozent, für tierische Erzeugnisse bei +44,1 Prozent gelegen.

Der Preisanstieg bei den pflanzlichen Produkten ist unter anderem auf die Getreidepreise zurückzuführen. Im September 2022 lag der Preisanstieg bei Getreide bei 41,0 Prozent über dem Vorjahresmonat. Im August 2022 hatte die Preissteigerung 39,7 Prozent betragen.

Die Erzeugerpreise für Obst waren im September um 4,7 Prozent niedriger als noch vor einem Jahr. Preisrückgänge gab es unter anderem bei Tafeläpfeln mit -20,6 Prozent.

Beim Gemüse (+22,8 Prozent gegenüber September 2021) stiegen insbesondere die Preise für Gurken (+48,0 Prozent), Blumenkohl (+29,2 Prozent) und Kohlgemüse (+24,5 Prozent). Der Preisanstieg für Speisekartoffeln betrug im Vergleich zum Vorjahresmonat +73,0 Prozent.

Veränderungen der landwirtschaftlichen Erzeugerpreise zum Vorjahresmonat. Foto: Screenshot Destatis

Bei den Preisen für Tiere gab es im September einen Preisanstieg von 43,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im August hatte die Preissteigerung 35,5 Prozent betragen. Dabei stiegen die Preise für Schlachtschweine im September um 63,1 Prozent. Diese Erhöhung ist im Wesentlichen auf das geringe Angebot schlachtreifer Schweine bei gleichbleibender Nachfrage zurückzuführen.

Die Preissteigerung bei Rindern betrug 21,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Die Preise für Geflügel lagen im September 2022 um 35,5 Prozent höher als im September 2021. Ausschlaggebend hierfür waren insbesondere höhere Preise für Hähnchen (+37,8 Prozent).

An den Erzeugerpreisen für landwirtschaftliche Produkte lässt sich die Preisentwicklung auf der ersten Wirtschaftsstufe ablesen. Wie viele Wirtschaftsbereiche wird auch der Agrarsektor derzeit schwer von steigenden Kosten und Energiepreisen getroffen. Über die weiteren Stufen kommen die Erhöhungen auch beim Endverbraucher an.



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