Verkauf von Elektroautos bricht ein – E-Mobilität stottert ohne Subventionen

Der Absatz von Elektroautos in Deutschland verlangsamt sich dramatisch, nachdem staatliche Subventionen eingestellt wurden. Experten prognostizieren einen deutlichen Rückgang des Kaufinteresses und der Verkaufszahlen im Jahr 2024. Dem gegenüber steht die Ambition der Regierung, 15 Millionen Elektroautos bis 2030 auf die Straßen zu bringen.
Verschiedene E-Fahrzeuge laufen im Werk von Volkswagen in Zwickau übers Band. Die deutsche Autoindustrie hat im vergangenen Jahr die Exporte von Elektro-Autos deutlich gesteigert.
In diesem Jahr erwarten Experten einen Einbruch beim Verkauf von Elektroautos.Foto: Jan Woitas/dpa
Von 18. Januar 2024

Der Absatz von Elektroautos in Deutschland hat sich zum Ende des Jahres stark verlangsamt. Das geht aus aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes vom Dienstag, 16. Januar 2024, hervor.

So kamen 2023 in Deutschland insgesamt 524.219 neue Elektroautos auf die Straße. Das war insgesamt ein Zuwachs von 11,4 Prozent im Vergleich zu 2022. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Neuzulassungen noch um 30 Prozent gestiegen.

Staatliche Subventionen kurbelte Verkauf an

Die Steigerung des Absatzes von Elektroautos ist zu einem erheblichen Teil auf staatliche Subventionierung zurückzuführen. Dieser zahlte Privatpersonen beim Kauf eines Elektroautos bis Dezember eine Kaufprämie. Autos bis 40.000 Euro netto wurden bei Zulassung bis 17. Dezember 2023 noch mit 4.500 Euro bezuschusst. Bei einem Nettolistenpreis von über 40.000 bis 65.000 Euro waren es 3.000 Euro. Der Herstellerzuschuss lag entsprechend bei der Hälfte (2.250 Euro/1.500 Euro).

Im Rahmen der Neuaufstellung des Haushalts Ende letzten Jahres wurde die Kaufprämie gestrichen. Über Nacht ließ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Prämie zum 16. Dezember auslaufen. Die Entscheidung dazu dürfte im letzten Jahr zwar keine Auswirkung mehr auf den Absatz gehabt haben, in diesem Jahr allerdings dürfte sich das Auslaufen der Prämie bemerkbar machen.

„Der Wegfall der Förderung wird zu einem deutlich sinkenden Kaufinteresse und zu insgesamt sinkenden Absatzzahlen bei Elektroautos im Jahr 2024 führen“, prognostiziert Constantin Gall, Autoexperte der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY). Der Markt für Elektroautos stehe noch nicht auf „eigenen Beinen“, sondern hänge an staatlichen Subventionen. Das Ziel der Ampelkoalition, bis zum Jahr 2030 etwa 15 Millionen Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen, bezeichnete Gall als „völlig illusorisch“.

Nachdem das Wachstum schon im letzten Jahr schwächer gewesen sei als in der Branche erwartet, seien auch die Aussichten für 2024 „eher mau“. „Der Wegfall der Förderung wird zu einem deutlich sinkenden Kaufinteresse und zu insgesamt sinkenden Absatzzahlen bei Elektroautos im Jahr 2024 führen“, so Gall. Der Hochlauf der Elektromobilität stocke im Moment. Viele potenzielle Kunden warteten erst einmal ab. Der Marktanteil von Elektroautos lag 2023 bei 18,4 Prozent und stieg im Vergleich zu 2022 an. Damals lag er noch bei 17,7 Prozent.

Das Ende der Förderung könnte erhebliche Auswirkungen auf den deutschen Markt haben, erwartet Ferdinand Dudenhöffer, Deutschlands bekanntester Auto-Experte. Der Wirtschaftswissenschaftler prognostiziert, dass der Absatz von über 500.000 E-Autos im letzten Jahr auf 300.000 in diesem Jahr einbrechen wird. „Das ist nicht nur für die Autofahrer und das Klima eine Katastrophe, das ist natürlich auch eine ganz große Katastrophe für die deutsche Automobilindustrie“, sagte Dudenhöffer gerade erst im Interview mit „NDR Info“.

Verkauf von Elektroautos: VW überholt Tesla

Trotz der düsteren Aussichten: Das vergangene Jahr lief für die Hersteller von Elektroautos gut. Vor allem deutsche Autokonzerne konnten zulegen. Volkswagen überholte im letzten Jahr sogar den US-Autobauer Tesla. Tesla zählt zweifellos zu den bekanntesten E-Auto-Herstellern. Insgesamt 63.685 Autos konnte der US-Konzern 2023 in Deutschland absetzen.

Volkswagen brachte es auf 70.628 Neuwagen, was einem Plus von fast zwölf Prozent entspricht. Der US-Konkurrent hingegen büßte im letzten Jahr neun Prozent ein. Allerdings ist das Tesla-Modell Y immer noch beliebter als der IDs von VW. Schaut man neben VW auch auf die anderen deutschen Autohersteller wie BMW und Mercedes-Benz, so erzielten diese insgesamt ein überdurchschnittliches Wachstum von 32 Prozent. Der Marktanteil in Deutschland kletterte so von 38 auf 46 Prozent.

Obwohl immer wieder Autoherstellern aus China ein starkes Wachstum zugetraut wird, haben sie in Deutschland noch nicht richtig Fuß fassen können. Ihr Marktanteil liegt momentan bei lediglich 5,5 Prozent. Allerdings verweist EY darauf, dass sich damit der Marktanteil der Chinesen in Deutschland im Vergleich zu 2022 verdoppelt hat.

Dass chinesische Automarken mit Dumpingpreisen versuchen, den Markt zu erobern, sei bisher nicht aufgetreten. Trotzdem setzten sie die etablierten Hersteller zunehmend unter Druck. Das erfolgreichste chinesische Modell war die zum VW-Partner SAIC gehörende Marke MG Roewe. Insgesamt 18.526 neue Marken dieses Modells kamen im vergangenen Jahr auf die Straße.



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