Vielfältige marxistische Angriffe gefährden westliche Gesellschaften

Nach James Lindsay verhinderte die Kultur der entwickelten kapitalistischen Gesellschaften des Westens das Entstehen kommunistischer Revolutionen. Die Gefahr sieht er aber auch bei uns noch nicht gebannt.
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Ein Marx-Banner an einem Wohnhaus in Trier.Foto: iStock
Von und 13. März 2022

Der US-Bestsellerautor James Lindsay hat sechs Bücher geschrieben, die die Themen Religion, Wissenschaftsphilosophie und postmoderne Theorie abdecken. Er ist auch Experte im Bereich kritische Rassentheorie.

Im Februar erschien sein Buch „Zynische Theorien – Wie aktivistische Wissenschaft Race, Gender und Identität über alles stellt – und warum das niemandem nützt“  in Deutschland. Gleichzeitig gründete er die Plattform „New Discourses“ zum gemeinsamen Dialog unabhängig von politischen Unterschieden.

In der Sendung „Crossroads“ von EpochTV spricht er über Marxismus und zieht Parallelen zwischen geschichtlichen Ereignissen und aktuellen Entwicklungen im In- und Ausland. Beispielsweise zu dem von den kommunistischen Roten Khmer in Kambodscha propagierten „Jahr Null“, der Kritischen Rassentheorie (CRT), die in den USA Fuß gefasst hat, und dem „Great Reset“ des Weltwirtschaftsforums.

Warum marxistische Revolutionen scheiterten?

Laut Lindsey scheiterten marxistische Revolutionen in entwickelten kapitalistischen Ländern, weil die Menschen ihre traditionelle Kultur, Institutionen und Werte schätzten.

Marx habe erwartet, dass die kommunistische Revolution gerade in den entwickelten kapitalistischen Ländern beginnen würde. Er behauptete, dass sich die Widersprüche in diesen Gesellschaften „so dramatisch verschärfen würden, dass das Proletariat erwachen und Arbeiterparteien bilden würde“. Diese würden dann eine „Diktatur des Proletariats“ errichten und die Gesellschaft in einen idealisierten Sozialismus führen, erklärte Lindsay. Es kam jedoch anders.

Die von Marx prophezeite Revolution ereignete sich in keiner der entwickelten kapitalistischen Gesellschaften. Im bäuerlichen Russland aber mit seinem aristokratischen System hätten die Bolschewiki das Ruder im Jahr 1917 an sich reißen können, rund 70 Jahre nach der Veröffentlichung des „Kommunistischen Manifests“.

Das Gleiche sei später in China geschehen. China sei kein industrielles Zentrum gewesen, „es war keine fortgeschrittene kapitalistische Gesellschaft, es war eine bäuerliche Gesellschaft“. Eine Gesellschaft mit einer viele Tausend Jahre alten Kultur.

Mao: Aus den Misserfolgen anderer gelernt

Warum die Kommunistische Partei Chinas (KPC) 1949 die Kontrolle über China erlangen konnte und in der Lage war, das brutalste kommunistische Regime der Welt zu errichten, liege an einem anderen Punkt.

Die Marxisten in den 1910er- bis 1930er-Jahren hätten die Umstände in den jeweiligen Ländern untersucht und versucht herauszufinden, warum die Marx’sche Lehre gescheitert war, so Lindsay weiter. Sie erkannten, dass es die Kultur war, die verhinderte, dass die Marx’sche Theorie in den fortgeschrittenen kapitalistischen Gesellschaften akzeptiert und erfolgreich umgesetzt wurde. Denn trotz des Bewusstseins für einige der gesellschaftlichen Unvollkommenheiten wäre man nie so weit gegangen, das System radikal zu ändern.

In China begann daher Mao Zedong, der Führer der Kommunistischen Partei, der das kommunistische China von seiner Gründung bis zu seinem Tod im Jahr 1976 regierte, die bestehende stolze Kultur der Chinesen zu untergraben.

In den 1960er-Jahren rief Mao die Kulturrevolution ins Leben, um die sogenannten „vier Alten“ – alte Bräuche, alte Kultur, alte Gewohnheiten und alte Ideen –, also jene Dinge, die eine Kultur ausmachen, zu zerstören. Dies versuchte er durch die Verfolgung der Träger der Kultur wie Lehrer, Intellektuelle und den Adel zu erreichen.

Die Marxisten hätten Lindsey zufolge erkannt, dass man durch „die Herbeiführung eines Bruchs mit der bestehenden Kultur vor allem die jüngeren Generationen dazu bringen kann, ein ganz neues Programm zu übernehmen“. Dazu gehöre auch, dass diese sich nicht als Individuen wahrnähmen, sondern „als soziales Kollektiv oder als eine Art kommunistischer Mensch“.

Maos Blutrausch wurde von fanatischen Jugendlichen, den Roten Garden, durchgeführt, die dazu ermutigt wurden zu prügeln, zu foltern und zu morden. Die Zahl der Todesopfer der Kulturrevolution in China wurde von vielen Forschern auf mindestens zwei Millionen geschätzt. Der amerikanische Professor R. J. Rummel, der das Massenmorden erforschte, kommt sogar auf 7,73 Millionen.

Kritische Rassentheorie löst Gesellschaft auf

In den USA bestehe laut dem Experten aktuell die Gefahr eines kulturellen Umschwungs nach dem marxistischen Muster. Um das zu erreichen, müsse man „die Institutionen vergiften“, sagte er. In Amerika versuche man den Leuten weiszumachen, dass die Gründung Amerikas auf Rassismus beruhte … und „dass Rassismus auch heute noch das Organisationsprinzip der Gesellschaft ist“.

Lindsay verweist auf die Kritische Rassentheorie (CRT), die von den Schulen bis hin zur Armee gelehrt wird. Sie basiere auf dem marxistischen Konzept des Klassenkampfes, bei dem zwei soziale Klassen gegeneinander ausgespielt werden. Statt des Kampfes zwischen der Bourgeoisie und dem Proletariat wendet die CRT dasselbe Prinzip auf die Rasse an und teilt die Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe in Unterdrücker und Unterdrückte ein.

Der Unterschied: Während es zwischen den Klassen Aufstiegschancen gibt und das Gedankenkonstrukt deshalb nicht unbedingt greift, ist die Hautfarbe unveränderlich. In Bezug auf die USA bedeutet das: Weiße sind aus historischen Gründen per se Unterdrücker und Schwarze Unterdrückte.

An der Etablierung dieses Gedankens helfe das Projekt 1619 der „New York Times“ mit, das von der Reporterin Nikole Sheri Hannah-Jones ins Leben gerufen wurde. Die Serie beruht auf der Behauptung, dass Amerika 1619 gegründet wurde. Damals traf eine Gruppe von 20 Afrikanern, die als die ersten versklavten Afrikaner in Britisch-Amerika galten, in der Kolonie Virginia ein.

Diese Deutung der Geschichte unterschlägt jedoch die Anstrengungen und Errungenschaften auf dem Weg zu einer Republik und die Ausarbeitung einer Verfassung und der Bill of Rights Ende des 18. Jahrhunderts sowie die Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1865.

Die Kritische Rassentheorie charakterisiere eine ganze Reihe großartiger Werte, die den Westen erfolgreich geprägt haben als toxisches Weißsein, so Lindsay. Zu diesen gehören Pünktlichkeit, harte Arbeit, jüdisch-christliche Werte von Recht und Unrecht, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Sie würde wie eine „Säure“ verwendet, die die amerikanische Gesellschaft auflöst und ihre wesentlichen Institutionen zerstört.

Sie stecken es in einen Sündenbock-Eimer und kritisieren es einfach unerbittlich, bis die Leute sich schämen, damit in Verbindung gebracht zu werden.“

Für den Buchautor von „Race Marxism: The Truth About Political Race Theory and Praxis“ (Rassenmarxismus: Die Wahrheit über politische Rassentheorie und -praxis) ist die Kritische Rassentheorie „im negativen Denken verwurzelt. […] Ihr Ziel ist eine rücksichtslose Kritik an allem, was existiert.“ Sie sei praktisch an jedem Arbeitsplatz präsent.

CRT, ein Import aus Deutschland

Doch woher stammt die Kritische Rassentheorie? Sie ist ein Ableger eines marxistischen Gedankenzweigs, der als „Kritische Theorie“ bekannt ist und ein Export aus Deutschland in die USA ist. Sie wurde in den 1920er- und 1930er-Jahren von einer Gruppe marxistischer Intellektueller, den Gründern der Frankfurter Schule, entwickelt. Mit ihrem Konzept griffen sie die westliche Zivilisation an und wandten den Marxismus auf den kulturellen Bereich an.

Ein wichtiges Mitglied war Herbert Marcuse, der wie andere mit dem Institut für Sozialforschung an der Universität Frankfurt/Main verbunden war. 1935 siedelten die Marxisten der Frankfurter Schule in die Vereinigten Staaten über und schlossen sich der Columbia University in New York an. Von dort aus verbreiteten sie ihre Gedanken in den USA.

Zwei der führenden kritischen Theoretiker der Frankfurter Schule, Max Horkheimer und Theodor Adorno, erklärten, sie könnten keine gute oder positive Gesellschaft beschreiben, sondern nur eine bestehende Gesellschaft kritisieren.

„Wenn die Kultur erst einmal so vergiftet ist, dass Amerika zu einem Schimpfwort wird, können wir nicht mehr über Christoph Kolumbus sprechen … wir müssen uns ein wenig schämen, wenn wir Thomas Jefferson [einen der Gründerväter der Vereinigten Staaten] erwähnen, weil wir wissen, dass er Sklaven gehalten hat“, so Lindsay. Auf diese Weise versuchten die Marxisten, die Menschen dazu zu bringen, sich von der alten Kultur zu lösen.

Great Reset: Neudefinition der moralischen und ethischen Grenzen

Auch die Idee eines „Great Reset“, der „eine ganz neue Kultur mit einem ganz neuen … Wirtschaftsmodell wie den Stakeholder-Kapitalismus“ beinhaltet, gehe in die gleiche Richtung. Auch er erfordert nach Lindsay einen Bruch mit der alten Kultur.

Der „Great Reset“ des Kapitalismus wird vom Weltwirtschaftsforum (WEF) und seinem Gründer und Vorstandsvorsitzenden Klaus Schwab propagiert. Schwab sagte im Juni 2020: „Die Veränderungen, die wir bereits als Reaktion auf COVID-19 gesehen haben, beweisen, dass ein Reset unserer wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen möglich ist“. Und: „Die Pandemie stellt eine seltene und kurze Gelegenheit dar, unsere Welt zu überdenken, neu zu denken und neu zu gestalten.“

Der Great Reset werde die Innovationen der vierten Industriellen Revolution nutzen, um unter anderem gesundheitliche und soziale Herausforderungen anzugehen, erklärte Schwab. „Die Revolutionen in der Biotechnologie und der Künstlichen Intelligenz (KI), die neu definieren, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, … werden uns zwingen, unsere moralischen und ethischen Grenzen neu zu definieren.“

Destabilisierte Identitäten

Einige Denkschulen behaupten, dass das wahre Wesen eines Menschen unterdrückt wird, wenn das ihm bei der Geburt zugewiesene Geschlecht nicht mit dem übereinstimmt, was er für seine wahre Identität hält, so der Gründer von New Discourses weiter.

Nach ihrer Ansicht würde eine solche Zuweisung viele Einschränkungen mit sich bringen. Beispielsweise wie man sich verhalten soll, mit wem man sich treffen oder Sex haben oder heiraten soll – all das werde als eine enorme Unterdrückung betrachtet.

„Die [Queer-Theorie] sagt ausdrücklich, dass das Ziel nicht darin besteht, stabile LGBT-Identitäten zu schaffen. Vielmehr geht es darum, destabilisierte Identitäten zu schaffen, die keinerlei Einschränkungen oder moralischen Fesseln unterliegen.“

Demzufolge seien die Vorstellungen von einer stabilen, monogamen Beziehung, in der die Kinder aufgezogen werden, und davon, dass Kinder als unschuldig und daher als nicht sexuell zu betrachten sind, nur Fiktion, die die Menschen unterdrückt und von den Menschen geschaffen wurde, um dieses System aufrechtzuerhalten. Daher werde gefordert, dass sich die Menschen von diesen künstlichen sozialen Beziehungen und selbst auferlegten Grenzen befreien. „Das läuft auf die absolute Zerstörung der Moral hinaus“, so Lindsay.

Das Original erschien in The Epoch Times USA mit dem Titel: Destruction of Traditional Culture Key to Successful Marxist Revolution: James Lindsay (deutsche Bearbeitung von mk und nh)



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