50 Wissenschaftler unterzeichnen „Hamburger Erklärung 2022“

Sie sehen Wissenschaft und Forschung als Chance zur Verbesserung menschlichen Lebens an und wissen dabei um die große Verantwortung, die damit einhergeht.
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Immer mehr Wissenschaftler warnen vor der gefährlichen „Gain-of-Function-Forschung“, bei der natürlich vorkommende Viren so verändert werden, dass sie leichter in menschliche Zellen eindringen können.Foto: iStock
Von 27. Februar 2022


Am 22. Februar veröffentlichten 50 Wissenschaftler die Hamburger_Erklärung_2022  zur weltweiten Beendigung der „hoch risikoreichen ‚Gain-of-function‘-Forschung an Krankheitserregern mit weltweitem Pandemie-Potential“.

Die Unterzeichner möchten damit „auf eine große Bedrohung für das menschliche Dasein aufmerksam machen, welche sich in den vergangenen Jahren durch neuartige biotechnische Verfahren zur Veränderung gefährlicher Krankheitserreger ergeben hat“.

Organisator Prof. Dr. Roland Wiesendanger von der Universität Hamburg vereint in diesem Anliegen Wissenschafts-Kollegen aus der ganzen Welt, wobei etwa die Hälfte aus Deutschland kommt.

Der Physiker, der sich seit über 30 Jahren mit chinesischen Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Nanowissenschaft austauscht, hat in den vergangenen Wochen großes öffentliches Interesse erregt. In Interviews mit „Cicero“ und der „NZZ“ stellte er fest, dass SARS-CoV-2 aus einem Labor im chinesischen Wuhan stamme und dass führende Virologen, zu denen er auch Christian Drosten zählt, den Ursprung des Virus bewusst vertuscht hätten. In einem Video-Interview mit „Welt“ erklärte er am 9. Februar, dass es Zeugenaussagen darüber gebe, dass es im August 2019 zu einem Laborunfall am virologischen Institut in Wuhan gekommen sei. Zudem gäbe es Hinweise, dass im September 2019 die weltweit größte Corona-Viren-Datenbank offline genommen wurde.

An der Gen-Sequenz des SARS-CoV-2-Virus ließe sich erkennen – so Wiesendanger, dass Manipulationen an dem Virus stattgefunden hätten und dass Coronaviren an menschliche Zellrezeptoren angepasst wurden. Der Einbau einer sogenannten Furin-Spaltstelle im Spike-Protein habe das Eindringen in menschliche Zellen erleichtert. Laut Wiesendanger sei die Spaltstelle für diese Gruppe von Coronaviren zuvor nicht bekannt gewesen, habe sich dann aber im Erbgut von SARS-CoV-2 gefunden. So liege der Schluss nahe, sie sei eingebaut worden.

Gefahren der „Gain-of-Function“-Forschung

Der Physiker berief sich dabei auf die brisante Offenlegung der E-Mails von Dr. Anthony Fauci in den USA. Dabei habe sich herausgestellt, dass man bereits zu Beginn der Pandemie die Labortheorie mit entsprechenden Publikationen als Verschwörungstheorie abtun wollte. Im genauen Wortlaut sagte Wiesendanger:

„Es gab eine Verschwörung dahingehend, dass die Labortheorie eben ausgeschlossen werden sollte, um letzten Endes von den großen Gefahren der sogenannten Gain-of-Function-Forschung, die in Wuhan durchgeführt wurde, abzulenken.“

Und genau um diese Gefahren geht es den Wissenschaftlern der Hamburger Erklärung.

Darin heißt es: „Durch die sogenannte „Gain-of-Function“-Forschung werden natürlich vorkommende Viren durch Veränderungen der Gensequenz so angepasst, dass ihr Andocken an und Eindringen in menschliche Zellen erleichtert wird. Dadurch entsteht ein enormes Potenzial einer Pandemie.“

Und weiter: „Es gibt Hinweise darauf, dass in diversen Biotechnologielaboren der Welt sehr viel gefährlichere Viren wie MERS-, Ebola- oder Nipah-Viren gentechnisch manipuliert werden. Der Ausgang solcher Experimente ist oftmals schwer oder gar nicht vorhersagbar. Kein Biotechnologielabor der Welt ist jedoch sicher genug, um einen Austritt solcher gentechnisch veränderter Viren garantiert ausschließen zu können. Ein Katastrophenfall könnte für einen substanziellen Anteil der Weltbevölkerung tödlich enden, insbesondere, wenn eine Übertragbarkeit hochgefährlicher Viren über die menschlichen Atemwege durch gentechnische Veränderungen erleichtert wird.“

Dabei appellieren die Unterzeichner an alle Politiker und Politikerinnen der Welt, „dafür Sorge zu tragen“, dass „diese Gain-of-Function-Forschung an Krankheitserregern mit weltweitem Pandemie-Potenzial“ umgehend beendet wird. Sie sehen das „Risiko und Potenzial der Auslöschung großer Teile der Weltbevölkerung, das mit dieser Forschung einhergeht“, als „nicht weiter verantwortbar“ an.

Prof. Dr. Roland Wiesendanger. Foto: Sebastian Engels/Uni Hamburg

Kritik an WHO, China und Drosten

Was den möglichen Laborunfall in Wuhan betrifft, so hat eine gemeinsame China-WHO-Kommission diesen als „extrem unwahrscheinlich“ eingestuft. Wiesendanger klärte im „Welt“-Interview darüber auf, wie es zu so einer Einschätzung kommen konnte: Die Kommission habe unter hohem Druck von chinesischen Behörden gestanden, sodass eine freie Recherche und auch eine freie Meinungsäußerung im Abschlussbericht nicht möglich gewesen sei. Das habe der Vorsitzende der Kommission, Peter Ben Embarek, vergangenes Jahr im dänischen Fernsehen zugegeben.

Wiesendanger kritisiert auch den Virologen Prof. Dr. Christian Drosten, der als Top-Berater der deutschen Bundesregierung in der Corona-Pandemie gilt.

Drosten sei in den Jahren vor der Pandemie Vertreter einer Initiative gewesen, die sich deutlich gegen Regulierungen dieser risikoreichen Gain-of-Funktion-Forschungen ausgesprochen habe. Zu diesem Zeitpunkt sei das Risiko dieser Forschungen auch bekannt gewesen.

Drosten verteidigt sich

Mittlerweile hat der Chefvirologe der Berliner Charité die Vorwürfe Wiesendangers dementiert. Die Anschuldigungen des Physikers Roland Wiesendanger, er habe dabei geholfen, den Corona-Ursprung zu verschleiern, seien für ihn haltlos und schon ungewöhnlich.

Drosten hält einen natürlichen Ursprung für wahrscheinlich, da das SARS-1-Virus ebenfalls über Zwischenwirte auf den Menschen übergegangen sei. „Für die Hypothese vom Laborursprung gibt es vergleichbar hochwertige wissenschaftliche Indizien nicht“, so Drosten.

Drosten schließt allerdings nicht völlig aus, dass SARS-CoV-2 in einem Labor entstanden ist. Er gab kürzlich in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ zu, dass in Wuhan „Sachen gemacht wurden, die man als gefährlich bezeichnen könnte“.

Dabei habe jedoch das Virus nicht herauskommen können, betonte er. Drosten will sich aber nicht auf die Labortheorie festlegen und bezeichnete sie als „eine Möglichkeit“. Er hält das Virus derzeit für „ein natürliches Phänomen“, das auf einem Markt in Wuhan entstanden sei.

Endgültige Gewissheit über den Ursprung werde man aber erst haben, wenn auch Peking bei der Aufklärung darüber voll kooperiere. Dies geschehe weiterhin nicht. „Es fehlen wissenschaftliche Veröffentlichungen mit Begutachtung. Dabei ist die Erforschung von Virusdiversität eigentlich eine ganz große Stärke der Wissenschaft Chinas. Und plötzlich kommt nach SARS-CoV-2 nichts mehr dazu“, wunderte sich Drosten.

 



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