„Icelandia“: Island könnte die Spitze eines riesigen, versunkenen Kontinents sein

Forscher glauben, ein bemerkenswertes geologisches Geheimnis entdeckt zu haben: einen versunkenen Kontinent namens "Icelandia", der unter Island und dem umgebenden Ozean verborgen ist.
Von 10. Juli 2021

Ein internationales Team von Geologen unter der Leitung von Gillian Foulger, Professorin für Geophysik von der Universität Durham (England), glaubt, dass sich „Icelandia“ von Grönland bis nach Europa erstrecken könnte.

Bislang wird angenommen, dass der versunkene Kontinent mindestens eine Fläche von rund 600.000 Quadratkilometern abdeckt. Wenn jedoch auch die angrenzenden Gebiete westlich von Großbritannien mit einbezogen würden, dann könne „Greater Icelandia“ etwa eine Million Quadratkilometer groß sein, so die Forscher in ihrer in „GeoScienceWorld“ veröffentlichten Studie (pdf). Das entspricht etwa der Gesamtfläche Frankreichs, Deutschlands und der Beneluxstaaten.

Bestätigt sich diese Theorie in den kommenden Jahren, müssten die geologischen Geschichtsbücher umgeschrieben werden. Bislang nahm man an, dass der riesige Superkontinent Pangäa vor über 50 Millionen Jahren komplett zerbrach. „Icelandia“ könnte dies widerlegen.

Island stellt Geologen vor ein Rätsel

Weiterhin stelle diese neue Theorie etablierte Vorstellungen über das Ausmaß der ozeanischen und kontinentalen Kruste im Nordatlantik infrage. Ferner könne sie auch das Wissen um die Entstehung vulkanischer Inseln wie Island erweitern.

Zudem reiche die Erkenntnis von der Existenz einer kontinentalen statt ozeanischen Platte weiter. So könne dieses Wissen Diskussionen über eine neue Quelle von Rohstoffen auslösen, die in der kontinentalen Kruste enthalten sind.

Karte von "Icelandia" und "Greater Icelandia".

Karte von „Icelandia“ (rosa) und „Greater Icelandia“ (beige). Foto: Geological Society of America

„Bis jetzt hat Island Geologen vor ein Rätsel gestellt. Die bestehenden Theorien, dass [Island] auf einer ozeanischen Platte liegt und von dieser umgeben ist, konnten zahlreiche geologische Daten nicht bestätigen. Zum Beispiel ist die Kruste unter Island über 40 Kilometer dick. Das ist siebenmal dicker als normale ozeanische Krusten! Dies konnte einfach nicht erklärt werden“, so Prof. Foulger in einer Pressemitteilung.

„Als wir jedoch die Möglichkeit in Betracht zogen, dass diese Kruste kontinental ist, ergaben unsere Daten plötzlich einen Sinn. Dadurch wurde uns sofort klar, dass die kontinentale Region viel größer ist als Island selbst – es gibt einen versteckten Kontinent direkt unter dem Meer“, erklärt die Professorin weiter.

Existenz von Icelandia hat Auswirkungen auf Politik und Wirtschaft

Das Forschungsteam wird künftig mit Kollegen aus der ganzen Welt zusammenarbeiten, um diese Theorie zu überprüfen. „Es gibt noch fantastische Arbeit zu leisten, um die Existenz von Icelandia zu beweisen, aber es eröffnet auch eine völlig neue Sicht auf unser geologisches Verständnis der Welt. Etwas Ähnliches könnte sich an vielen weiteren Orten abspielen“, sagte Prof. Foulger.

„Länder auf der ganzen Welt geben enorme Ressourcen für die Durchführung geologischer Unterwasserforschung aus. Sie wollen so ihre Kontinentalschelfe identifizieren, um dort exklusive Mineralienrechte zu beanspruchen“, ergänzt Prof. Philip Steinberg von der Universität Durham.

Daher habe diese Arbeit wichtige rechtliche und politische Auswirkungen auf die Meeresnutzung und Ressourcengewinnung. Wenn nachgewiesen werden kann, dass der Meeresboden eine Erweiterung der kontinentalen Landmasse ist, könnten den Küstenstaaten exklusive Rechte an den Ressourcen zugesprochen werden.



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