Keine neuen Schutzgebiete in der Antarktis

Krill und Kaiserpinguine: Das Weddellmeer ist der eisige Lebensraum unzähliger Arten. Experten aus aller Welt fordern seit Jahren, die riesige Wassermasse in der Antarktis unter Schutz zu stellen. Aber die zuständige Kommission scheitert erneut.
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Der Schutz des Weddellmeers in der Antarktis wird weiterhin blockiert.Foto: Cristina Mittermeier/-/dpa/dpa
Epoch Times31. Oktober 2020

Das Weddellmeer in der Antarktis wird mindestens ein weiteres Jahr lang nicht zum weltgrößten Meeresschutzgebiet ausgewiesen.

Bei der diesjährigen Konferenz der Antarktis-Kommission CCAMLR, die am Freitagabend nach zähem Ringen zu Ende ging und wegen der Corona-Pandemie nur online stattfinden konnte, gab es Experten zufolge erneut keine Fortschritte zu dem Vorstoß. Die Bundesregierung und viele weitere Staaten setzen sich seit Jahren für das Schutzgebiet ein. China und Russland haben den Vorschlag aber auch in diesem Jahr blockiert.

„Damit steht fest, dass die Weltgemeinschaft das ausgerufene Ziel, bis Ende diesen Jahres zehn Prozent der Meere zu schützen, krachend verfehlt“, kritisierte die Grünen-Umweltexpertin Steffi Lemke. „Es ist frustrierend, dass Russland und China weiterhin eine Einigung zum Schutz der Antarktis blockieren und anderen Interessen Vorschub leisten.“

Das antarktische Weddellmeer ist sechs Mal so groß wie Deutschland und ist das Habitat und das Rückzugsgebiet vieler Arten, die sich auf einen eisigen Lebensraum spezialisiert haben – so etwa Seehechte, Krill und Kaiserpinguine. Seit dem Jahr 2016 wird seine Ausweisung als Schutzgebiet regelmäßig beantragt. Die wissenschaftlichen Grundlagen dafür hat das Alfred-Wegener-Institut (AWI), das die Polarforschung in Deutschland koordiniert, zusammengetragen. Der Bundestag hatte sich zuletzt einstimmig für die Pläne ausgesprochen.

„Das Thema ist sehr komplex, und es ist schwer, so etwas auf virtueller Ebene zu besprechen“, sagte Stefan Hain, umweltpolitischer Sprecher des Alfred-Wegener-Institutes, der Deutschen Presse-Agentur. Die politischen Gespräche müssten in persönlichem Rahmen stattfinden. „Wir müssen die Vorurteile und Bedenken Russlands und Chinas ausräumen.“ Dafür sei jetzt ein Jahr mehr Zeit. „Ein solches Schutzgebiet verbietet ja nicht gänzlich die Fischerei, sondern es gibt Gebiete, in denen keine kommerzielle Fischerei erlaubt ist, und solche, in denen kontrolliert gefischt werden darf – auch zu wissenschaftlichen Zwecken.“

China und Russland handelten bisher verantwortungslos, monierte Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. „Beide Länder weigern sich, den fragilen Lebensraum der Antarktis zu schützen, und wollen ihn weiterhin rücksichtslos ausbeuten.“ Damit setzten sie die Zukunft des südlichen Eismeeres aufs Spiel. Im nächsten Jahr müsse das Thema zur Priorität auf höchster politischer Ebene auch der Bundesregierung werden. „Ein erneutes Scheitern können wir uns nicht leisten.“

Angesichts des Klimawandels und der Biodiversitätskrise sei für die einzigartigen Ökosysteme, Lebensräume und Arten im Südpolarmeer ein effektiver Schutz unabdingbar, warnte auch WWF-Umweltschutzexperte Tim Packeiser. „Uns läuft die Zeit davon.“ Das einzig positive Ergebnis der viertägigen Konferenz sei, dass der Weddellmeer-Antrag neben Norwegen mit Australien und Uruguay zwei zusätzliche offizielle Mitantragssteller gewonnen habe, betonten Beobachter. Jedoch sei für das Thema allgemein wenig Zeit gewesen, da neue Fangquoten und das künftige Management der Krill-Fischerei diskutiert werden mussten.

Das „Übereinkommen über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis“ (CCAMLR) mit Sitz im australischen Hobart wurde 1980 ins Leben gerufen. Der Kommission gehören 25 Mitgliedstaaten und die EU an. Alle Entscheidungen müssen einstimmig getroffen werden.

Lewis Pugh, Ausdauerschwimmer und UNO-Schirmherr der Ozeane, war Anfang des Jahres sogar unter das Eisschild der Antarktis geschwommen, um für den Schutz des Gebietes zu werben. „Unsere Zukunft hängt von der Rettung der Polarregionen ab“, sagt der Brite. „Und wieder ist ein weiteres Jahr vergangen, ohne dieses lebenswichtige Ökosystem zu schützen.“ (dpa)



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