Studie: Jagdverbot von Tieren könnte den Regenwald retten

Elefanten, Gorillas, Tapire, Nashornvögel und andere Wildtiere haben eines gemeinsam: Sie fressen Früchte, verbreiten ihre unverdaulichen Samen durch Ausscheidungen und sorgen so für die Aufforstung von Regenwald.
Jagdverbot von Tieren könnte den Regenwald retten
Ein erwachsener Waldelefant speichert in seinem Leben etwa 720 Kilogramm Kohlenstoff.Foto: iStock
Von 1. September 2023

Eine neue Studie der Wildlife Conservation Society (WCS) hat ergeben, dass (Regen-)Wälder durch die übermäßige Bejagung von Tieren wie Elefanten, Gorillas und Tapire weniger Kohlenstoff aufnehmen und binden können.

Forscher um Dr. Elizabeth Bennett, WCS-Vizepräsidentin für Artenschutz, fanden dabei heraus, dass viele von gezielter und kommerzieller Jagd bedrohte Säugetiere und Vögel Fruchtfresser sind. Diese verspeisen häufig auch die unverdaulichen Samen von Baumarten mit hoher Kohlenstoffspeicherkapazität. Durch das Ausscheiden der Samen verbreiten sie diese in ihrem Lebensraum und sorgen so dafür, dass neue Pflanzen wachsen.

Aus den im Elefantendung enthaltenen Samen wachsen neue Bäume heran. Foto: Ben Evans, WCS

In der Studie heißt es, dass der Verlust dieser großen Fruchtfresser wie Primaten, Nashornvögeln, Tukanen und anderen die Zusammensetzung der Wälder im Laufe der Zeit verändert. Da die großen Bäume mit hoher Kohlenstoffspeicherkapazität fehlen, verbreiten sich stattdessen vor allem Pflanzen, deren Samen durch Wind verstreut werden. Unter diesen sind jedoch überwiegend Kleinbäume mit geringerer Holzdichte und damit geringerer Speicherkapazität für Kohlenstoff.

„Viele tropische Wälder werden als ‚leer‘ bezeichnet, weil sie durch den Verlust von Tieren aufgrund von Marktjagd leer sind. Es ist bekannt, dass eine solche Jagd schädliche Auswirkungen auf die Zielarten, die biologische Vielfalt im Allgemeinen und auf die Lebensgrundlage und das Wohlergehen der lokalen Gemeinschaften hat. Weniger bekannt sind die nachteiligen Auswirkungen der Jagd und der damit verbundenen Entwaldung auf die Fähigkeit der Tropenwälder, Kohlenstoff zu binden und zu speichern“, so Dr. Elizabeth Bennett.

Tiere wichtig für Regenwald

In Südamerika beispielsweise führt der Verlust von großen Primaten und Tapiren langfristig zu einem Verlust an oberirdischer Baumbiomasse von durchschnittlich 3 bis 6 Prozent. Allerdings sei in Einzelfällen sogar mit einem Rückgang von fast 40 Prozent zu rechnen. In Zentralthailand machen von großen Fruchtfressern verbreitete Baumarten ebenfalls knapp ein Drittel der gesamten Biomasse aus.

Weiterhin weisen die Studienautoren darauf hin, dass das Aufforsten von Tropenwäldern mithilfe von Saatgut und Setzlingen in der Regel kleinwüchsige Arten fördert. Baumarten mit großen Samen, die von Tieren verbreitet werden, sind dagegen bei den für Aufforstungen erworbenen Setzlingen in der Regel unterrepräsentiert. Wenn die Arten, die diese Bäume verbreiten, jedoch einmal verloren gegangen sind, ist die Wiederherstellung ihrer Populationen schwierig – vor allem, wenn ihre Nahrungsquellen fehlen, so die Forscher.

Nashornvogel im Regenwald

Nashornvögel sind Fruchtfresser und tragen entscheidend zur Verbreitung von Bäumen bei. Foto: iStock

Laut den Forschern unterstreichen die Ergebnisse die Wichtigkeit ökologisch intakter Wälder – große, zusammenhängende Waldgebiete, die keine nennenswerten vom Menschen verursachten Schäden aufweisen und in denen die gesamte regionale Tierwelt vorkommt. Es wird geschätzt, dass derartige Tropenwälder etwa 3,6 Milliarden Tonnen CO₂ pro Jahr (netto) aufnehmen können.

„Tiere spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der Unversehrtheit solcher Wälder. Wälder mit einer vollständigen Tierwelt und einer gesunden Populationsdichte binden und speichern mehr Kohlenstoff als gestörte Wälder. Der Erhalt einer intakten Fauna ist daher ein entscheidender Bestandteil jeder Strategie zur Erhaltung der Wälder“, so Dr. John Robinson, Mitautor der Studie.

Der Elefant im Raum

Jäger zielten dabei oft auf Tiere, die aktiv in die Waldgestaltung eingreifen. So verbreiten beispielsweise Afrikanische Elefanten nicht nur Samen, sondern reduzieren auch das Unterholz, mit dem Ergebnis, dass weniger, aber dafür größere Bäume wachsen.

Auf diese Art und Weise vergrößere bereits eine Elefantenpopulation von unter einem Tier pro Quadratkilometer die Biomasse um etwa 2.600 bis 6.000 Tonnen auf dieser Fläche. Ein Verlust der Elefanten bedeute für die zentralafrikanischen Regenwälder hingegen den Verlust von sechs bis neun Prozent der gesamten oberirdischen Biomasse.

Eine weitere negative Auswirkung auf das CO₂-Konto ist der Verlust von Wildtieren an sich. Denn Tiere wirken nicht nur auf die gesamte Kohlenstoffspeicherung in den Wäldern, sondern speichern auch in ihren Körpern Kohlenstoff. So speichert ein erwachsener Waldelefant etwa 720 Kilogramm Kohlenstoff. Das entspricht 2,64 Tonnen CO₂-Äquivalenten (CO₂e) – oder den geschätzten Emissionen eines Kleinwagens im Jahr 2030.

Allein in einem einzigen Nationalpark in Gabun fielen zwischen 2004 und 2012 etwa 11.000 Elefanten illegalen Jägern zum Opfer. Das bedeutet auch den Verlust von 7.920 Tonnen Kohlenstoffspeicher oder 29.040 Tonnen CO₂e.

Die Studie erschien am 29. August 2023 im Fachjournal „PLOS Biology“.



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