SETI: Suche nach Außerirdischen, die nach uns suchen könnten

Sind wir allein im Universum? Auf der Suche nach Außerirdischen haben SETI-Forscher nach eigenen Angaben den bislang größten Lauschangriff auf unsere Heimatgalaxie unternommen - und laden Sie herzlich ein, bei der Auswertung der Daten zu helfen.
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Das Parkes-Radioteleskop in Australien.Foto: -/CSIRO/dpa/dpa
Von 17. Februar 2020

Die Suche nach außerirdischen intelligenten Wesen (SETI) beschäftigt Hobby-Astronomen wie Wissenschaftler gleichermaßen. Trotz jahrelanger Suche hat sich noch niemand gemeldet, oder doch? Um zu prüfen, ob es andere Wesen im Universum gibt, die ebenfalls nach „Außerirdischen“ suchen, starteten Wissenschaftler den größten Lauschangriff der Galaxie. Und veröffentlichten die Roh-Daten zur gemeinschaftlichen Auswertung.

Insgesamt umfassen die Beobachtungsdaten der Milchstraße fast zwei Petabyte, teilte die an der Suche beteiligte Universität von Kalifornien (UC) in Berkeley mit. Gemeinsam mit der privat finanzierten Initiative „Breakthrough Listen“ stellten die Forscher das Projekt am Freitag (Ortszeit) auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS) in Seattle vor.

SETI-Suche trotz gigantischen Datenmengen bislang erfolglos

Zwei Petabyte sind rund zwei Milliarden Megabyte, das entspricht etwa einer Billion Seiten Text. „Das ist die größte Veröffentlichung von SETI-Daten in der Geschichte“, sagte „Breakthrough Listen“-Chefwissenschaftler Andrew Siemion. Ein Großteil der Daten stammt aus einer Untersuchung des Funkspektrums zwischen 1 und 12 Gigahertz (GHz).

Matt Lebofsky, leitender Systemadministrator von Breakthrough Listen ergänzte: „Wir hoffen, dass diese Datensätze etwas Neues und Interessantes enthüllen werden, sei es anderes intelligentes Leben im Universum oder ein bisher unentdecktes natürliches astronomisches Phänomen.“ Bereits im vergangenen Sommer veröffentlichte Breakthrough Listen ein Petabyte SETI-Daten.

Sowohl die alten als auch die neuen Daten stammen vor allem vom Parkes-Radioteleskop in Australien und vom Green-Bank-Radioteleskop in West Virginia, USA. Sie hatten in den vergangenen vier Jahren die von Sternen dicht bevölkerte Scheibe der Milchstraße nach möglichen Funksignalen außerirdischer Zivilisationen abgehorcht. Signale von Außerirdischen haben die Wissenschaftler bislang nicht entdeckt.

Bürger können ebenfalls nach außerirdischen Funksignalen suchen

Die Auswertung der Daten ist allerdings eine Herkulesaufgabe. Siemion hofft dabei auf die Hilfe anderer Forscher wie etwa Experten für Maschinenlernen und künstliche Intelligenz. Aber auch Bürger können sich an der Suche nach „Technosignaturen“ beteiligen. Ein Teil der Daten kann über das Forschernetzwerk SETI@Home der Universität von Kalifornien auf heimischen PCs analysiert werden.

Die Menge der Daten verhindere jedoch das Senden über das Internet. Stattdessen würden die Rohdaten mit Hilfe von Supercomputern verkleinert, wobei die Empfindlichkeit für ein möglichst breites Spektrum von Signalen erhalten bleibe, erklärte Siemion. „Von allen Beobachtungen, die wir gemacht haben, sind wahrscheinlich 20 oder 30 Prozent in unsere bisherige Datenanalyse eingeflossen“, sagte Siemion. „Unser Ziel ist es, sie nicht nur zu 100 Prozent, sondern zu 1000 oder 2000 Prozent zu analysieren. Wir wollen es iterativ analysieren.“

Dabei dienen die Beobachtungen nicht allein zum Aufspüren außerirdischer Rundfunksender oder anderer künstlicher Signale, so die Wissenschaftler. Die SETI-Daten seien auch eine Goldmine für die Suche nach natürlichen astronomischen Phänomenen, die sich im Bereich der Radiowellen bemerkbar machen.

So habe eine Analyse vor etwas mehr als einem Jahr mehr als 70 Radiopulse von einem sich wiederholenden kurzen Radioblitzen (FRBs) aufgespürt. Die zufällig auftretenden FRB gehören derzeit zu den rätselhaftesten Beobachtungen im Kosmos. Sie sind (vermutlich) natürlichen Ursprungs, doch ihre genaue Ursache ist noch nicht geklärt. Astronomen sind daher auf möglichst viele Beobachtungen angewiesen.

SETI-Signale können lebensfreundliche Planeten identifizieren

FRBs können jedoch auch künstlich entstehen – zum Beispiel durch einen starken Radiosender, der „Hallo ist da wer?“ ins Universum sendet. Deutlich weiter entwickelte Indikatoren für außerirdische technische Aktivitäten könnten außerdem von Strukturen zum Einfangen der Energie eines Sterns oder von einer Anhäufung künstlicher Satelliten, wie sie die Erde umkreisen, stammen.

Auch Lebensformen, ob intelligent oder nicht, könnten nachweisbare Technosignaturen produzieren. Dazu gehören auch das Vorhandensein großer Mengen an Sauerstoff, kleinerer Mengen an Methan und einer Vielzahl anderer Chemikalien.

Victoria Meadows, Principal Investigator für das Virtual Planetary Laboratory der NASA an der University of Washington, beschrieb, wie Wissenschaftler Computermodelle entwickeln, um externe Umgebungen zu simulieren. Diese könnten die zukünftige Suche nach bewohnbaren Planeten und Leben außerhalb des Sonnensystems unterstützen.

„Kommende Teleskope im Weltraum und am Boden werden die Fähigkeit haben, die Atmosphäre erdgroßer Planeten zu beobachten. […] Daher ist es wichtig zu verstehen, wie man am besten Anzeichen von Bewohnbarkeit und Leben auf diesen Planeten erkennen kann“, sagte Meadows. „Diese Computermodelle werden uns helfen, zu bestimmen, ob ein beobachteter Planet mehr oder weniger wahrscheinlich Leben unterstützt.

Wenn das Universum ein Ozean ist, haben wir „nur einen Whirlpool erforscht“

Einen anderen Ansatz verfolgt Sofia Sheikh, ehemalige Studentin der UC Berkeley. Ihr Team nutzte empfindliche Geräte wie das Kepler-Teleskop der NASA, um kleinste Veränderungen im Licht naher Sterne zu erkennen. Dies geschieht immer dann, wenn umlaufende Planeten aus unserer Sichtlinie vor dem Stern vorbeiziehen.

Sheikh nutzte zudem das Green Bank-Teleskop, um nach Radiosignalen von potenziellen Exoplaneten im sogenannten C-Band zu suchen. Dieser Bereich des elektromagnetischen Spektrums umfasst Radiowellen mit einer Frequenz zwischen 4 und 8 Gigahertz. „Über diese Region wurde schon früher gesprochen, aber es hat nie eine gezielte Suche in dieser Himmelsregion gegeben“, sagte Sheikh.

Wenn andere Zivilisationen Teleskope wie die unseren hätten, wüssten sie, dass das Sonnensystem Planeten hat. Sie wüssten sogar, dass es auf der Erde Leben gibt.“

Sheikh erklärt: „Auf diese Weise haben wir Tausende von anderen Exoplaneten entdeckt, so dass es irgendwie Sinn macht, […] zu sagen, dass andere intelligente Spezies auf diese Weise ebenfalls Planeten finden könnten. Und wenn sie wissen, dass wir hier sind, könnten sie uns ein Signal geben.“

Siemion sagte auf der Jahrestagung AAAS: „Wir haben keine Außerirdischen gefunden, aber wir setzen sehr strenge Grenzen für die Anwesenheit einer technologisch fähigen Spezies.“ Sheikhs Mentor Jason Wright, Professor für Astronomie und Astrophysik an der Staatlichen Universität von Pennsylvania, geht noch einen Schritt weiter. Er schätzt, dass, „wenn die Ozeane der Welt jeden Ort und jede Wellenlänge repräsentieren, […] wir bisher nur einen Whirlpool erforscht haben.“

(Mit Material von Breakthrough Listen, der Universität von Kalifornien, der Staatlichen Universität von Pennsylvania und dpa)



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