Ghislaine Maxwell muss vorerst nicht ins Epstein-Gefängnis – Prinz Andrew zu Aussage „eingeladen“

Nach mehreren Monaten ist es den US-Ermittlern zum mutmaßlichen Menschenhändlerring des verstorbenen Milliardärs Jeffrey Epstein gelungen, dessen Vertraute Ghislaine Maxwell aufzuspüren. Auch der Duke of York, Prinz Andrew, soll noch einmal aussagen.
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Die amtierende US-Staatsanwältin für den südlichen Bezirk von New York, Audrey Strauss, kündigte am 2. Juli 2020 in New York City die Anklage gegen Ghislaine Maxwell an. Maxwell, die ehemalige Freundin von Jeffrey Epstein, wurde am 2. Juli 2020 in den Vereinigten Staaten von FBI-Beamten verhaftet.Foto: JOHANNES EISELE/AFP über Getty Images
Von 3. Juli 2020

In die Ermittlungen um den Menschenhändler-Ring zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung meist minderjähriger Mädchen, in dessen Zentrum der im August 2019 in seiner Untersuchungshaftzelle verstorbene US-Milliardär Jeffrey Epstein steht, könnte Bewegung kommen.

Gegen die am Donnerstagmorgen (2.7.) verhaftete mutmaßliche Mitorganisatorin Ghislaine Maxwell wurde am Abend Untersuchungshaft verhängt. Wegen akuter Fluchtgefahr wurde eine Kaution verweigert. Die US-Behörden wollen auch den Herzog von York, Prinz Andrew, noch einmal zum Zwecke der Zeugenvernehmung in die USA laden.

Maxwell bleibt vorerst in New Hampshire inhaftiert

Bei der ersten Anhörung vor dem Bezirksgericht in Concord, Kalifornien, an der Maxwell via Videozuschaltung teilnahm, gab diese, wie die „New York Post“ berichtete, keine Erklärung hinsichtlich der sechs gegen sie erhobenen Anschuldigungen ab. Die beantragte Kaution wurde verweigert, weil, wie auch die Staatsanwaltschaft betonte, „extreme Fluchtgefahr“ bestehe. Ghislaine, Tochter des 1991 verstorbenen Medienmoguls Robert Maxwell, besitzt drei Reisepässe und verfügt über ein Gesamtvermögen von 20 Millionen US-Dollar, das über mehrere Bankkonten verteilt ist.

Maxwell soll in Manhattan der Prozess gemacht werden, unter anderem weil sie ihrem Ex-Geliebten Jeffrey Epstein minderjährige Mädchen zum Zweck des sexuellen Missbrauchs zugeführt haben soll. Zudem soll sie in ihrer Eigenschaft als Prokuristin von Unternehmen des in Ungnade gefallenen Milliardärs falsche Angaben gemacht haben.

Bis auf Weiteres wird Ghislaine Maxwell jedoch im Merrimack County Jail in Boscawen, New Hampshire, inhaftiert bleiben, weil aufgrund der Corona-Krise eine Vielzahl an geplanten Gefangenentransporten unterbleibt. Andernfalls wäre möglicherweise eine Überstellung in denselben Untersuchungsgefängniskomplex angeordnet worden, in dem der mutmaßliche Haupttäter Jeffrey Epstein untergebracht war, als er am 10. August des Vorjahres tot in seiner Zelle aufgefunden wurde.

Inkognito ein Luxusgrundstück erworben

Offiziell wird von einem Selbstmord ausgegangen. Gegen zwei Gefängniswärter wird derzeit wegen des Verdachts der Vernachlässigung der Aufsichtspflicht ermittelt. Nur wenige Wochen zuvor war Epstein schon einmal bewusstlos und mit Abdrücken an seinem Hals in seiner Zelle aufgefunden worden. Er wurde daraufhin als selbstmordgefährdet eingestuft, kurz vor seinem Tod aber wieder von der „Suicide Watch“ genommen.

Der Tod Epsteins nährt bis heute Verschwörungstheorien und hat ein populäres Meme mit der Aussage „Epstein didn’t kill himself“ nach sich gezogen, das bis heute seine Runde durch die sozialen Medien macht.

Millionärstochter Maxwell, die seit der neuerlichen Verhaftung Epsteins im Juli des Vorjahres als unauffindbar galt, wurde am Donnerstag auf einem mondänen Grundstück in Bradford, New Hampshire identifiziert und verhaftet. Dies berichtet CNBC. Wann genau sie in die USA zurückgekehrt war, war zum Zeitpunkt der gestern abgehaltenen Pressekonferenz mit William Sweeney, dem zuständigen Direktor des New Yorker FBI-Büros, nicht bekannt.

Ein Haus auf dem Grundstück, vor dem ein Schild mit der Aufschrift „Tuckedaway“ („Versteckt“) gestanden haben soll, soll ihr bereits über mehrere Monate hinweg als Zuflucht gedient haben. Bereits im vergangenen Jahr soll Maxwell ihre Rufnummer geändert haben und nur noch den Decknamen „G Max“ gegenüber Dritten verwendet haben.

Identität des Erwerbers nie preisgegeben

Das 63 Hektar große Anwesen, wo Maxwell festgesetzt wurde, war im Dezember für eine Million US-Dollar durch eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung erworben worden. Ermittlern zufolge war Stillschweigen über die Personen hinter dem Konstrukt bewahrt worden, um die Identität jener Personen zu verschleiern, die dahintersteckten. Die Grundstücksmaklerin, die das Anwesen verkauft hatte, erklärte, dass die Vertreter des Erwerbers ihr gegenüber nie die Identität des Kaufinteressenten enthüllt hätten.

Bis dato hatte Maxwell wiederholt alle gegen sie erhobenen Anschuldigungen zurückgewiesen. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft war sie jedoch bereits seit Mitte der 1990er Jahre in Jeffrey Epsteins Menschenhändler-Ring involviert, der minderjährige Mädchen ab 14 Jahren, hauptsächlich aus sozial angespannten Verhältnissen, angeworben haben soll. Epstein und mehrere andere Personen sollen diese daraufhin sexuell missbraucht und ausgebeutet haben.

Maxwell soll Mädchen zu sexuellen Kontakten mit Epstein ermuntert haben

Die Tathandlungen sollen sich auf den Grundstücken des Milliardärs, der mit führenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und High Society, unter anderem dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton, regelmäßigen Umgang pflegte, in New York City, Palm Beach, Santa Fe und London sowie auf Epsteins privater Insel Little St. James ereignet haben. In einigen Fällen, so die Anklage, soll sich Maxwell auch selbst an den Übergriffen beteiligt haben.

Den Ermittlern zufolge soll Ghislaine Maxwell sich das Vertrauen der jungen Mädchen erschlichen und sich in weiterer Folge als Ansprechperson inszeniert haben. Tatsächlich, so die Staatsanwaltschaft, habe sie jedoch die Funktion gehabt, die Mädchen in Gespräche über sexuelle Belange zu verwickeln und sie dazu zu ermuntern, an Epstein entsprechende „Signale“ zu richten.

Die Verhaftung Ghislaine Maxwells könnte jedoch auch für eine weitere bekannte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens Unannehmlichkeiten bedeuten, die in den vergangenen Monaten das Licht der Öffentlichkeit gemieden hatte. Wie der „Telegraph“ berichtet, ist der Herzog von York, Prinz Andrew, vonseiten der Ermittler „eingeladen“, sich hinsichtlich der Vorwürfe gegen Epstein und Maxwell zu äußern.

Prinz Andrew über Aussagewunsch „überrascht“

Die Tatverdächtige soll den Adeligen im Jahr 1999 mit Epstein bekannt gemacht haben. Das mutmaßliche Opfer des Menschenhandels, Virginia Roberts Giuffre, erklärte, der Prinz habe zu drei unterschiedlichen Gelegenheiten anlässlich von Veranstaltungen, die Epstein ausgerichtet hatte, den Geschlechtsverkehr mit ihr vollzogen. Giuffre sei zu diesem Zeitpunkt erst 17 Jahre alt gewesen. Der Prinz bestreitet die Anschuldigungen.

Mittlerweile hat sich mit Caroline Kaufman eine weitere mutmaßliche Betroffene zu Wort gemeldet, die eine Zivilklage eingebracht hatte und behauptet, sie wäre Prinz Andrew vorgestellt worden, bevor Epstein sie vergewaltigt hätte. Den Herzog von York selbst belastet sie jedoch nicht mit irgendeiner Form des Fehlverhaltens oder der Mitwisserschaft hinsichtlich des Übergriffs.

Aus dem Anwaltsteam von Prinz Andrew heißt es, dieser sei „überrascht“ über die neuerliche Anfrage, da man „zwei Mal mit der US-Justiz im vergangenen Monat kommuniziert“ habe. In britischen Medien wurde k.at zufolge spekuliert, Andrew weigere sich womöglich, mündlich auszusagen und stelle nur eine schriftliche Beantwortung von Fragen in Aussicht.

Die Verhaftung Maxwells fand nur zwei Wochen nach der Entlassung des bislang zuständigen Staatsanwalts Geoffrey Berman durch US-Präsident Donald Trump statt. Berman hatte in den Monaten zuvor mehrfach erklärt, man ermittle gegen mögliche Mitwisser Epsteins, greifbare Ergebnisse blieben jedoch aus. Mittlerweile leitet Bermans frühere Stellvertreterin Audrey Strauss die Abteilung – und darf sich über einen spektakulären Fahndungserfolg freuen.



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