„Präsident Macron, fordern Sie die Freilassung meiner in China inhaftierten Eltern“

Der in Berlin lebende chinesische Student Lebin Ding ist seit Monaten in Europa unterwegs. Er wünscht sich nichts mehr, als dass sein unschuldiger Vater aus dem chinesischen Gefängnis freigelassen wird.
Titelbild
Lebin Ding am 6. Mai 2024 in Frankreich. Neben ihm der französische Senator Olivier Cadic und die französische Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Constance Le Grip.Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Lebin Ding
Von 7. Mai 2024

Anlässlich des Staatsbesuchs von Chinas Parteichef Xi Jinping in Frankreich zum 60. Jahrestag der bilateralen Beziehungen beider Länder reiste Lebin Ding nach Paris, um auf das Schicksal seiner in China verfolgten Eltern aufmerksam zu machen.

Der 36-jährige Exilchinese lebt seit fast zwölf Jahren in Deutschland. Gern würde er nach China reisen, um seine Eltern zu sehen. Aber das kann er nicht, denn dann droht ihm selbst Verfolgung.

Seine Eltern sind seit 24 Jahren Zielscheibe von Schikanen durch die Kommunistische Partei Chinas (KPC), weil sie Falun Gong praktizieren. Das ist eine Meditationsschule für Körper und Geist, die in China in den 90er-Jahren hochpopulär wurde und seit dem 20. Juli 1999 vom kommunistischen Regime verfolgt wird.

In einem Schreiben an Präsident Emmanuel Macron forderte Ding Frankreichs Staatschef auf, beim Gipfeltreffen am 6. Mai mit Xi Jinping auf die ungerechte Behandlung seines Vaters, Ding Yuande, und seiner Mutter, Ma Ruimei, in China hinzuweisen und die Freilassung seines Vaters zu fordern.

Ding Yuande (l.) und Ma Ruimei, Eltern des in Berlin lebenden Jurastudenten Lebin Ding, fotografiert vor ihrer Inhaftierung am 12. Mai 2023. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Lebin Ding

Vater im Gefängnis, Mutter überwacht

„Mein Vater sitzt im Gefängnis der Provinz Shandong; meine Mutter wird in unserem Dorf überwacht, nachdem sie dank einer Befreiungsaktion im Ausland freigelassen wurde; und ich, ihr einziges Kind, befinde mich in Berlin“, schreibt Ding in seinem Brief.

„Die KPC weiß genau, dass es keine rechtliche Grundlage für die Verfolgung von Falun Gong gibt und mein Vater, ein Teebauer, nichts getan hat, was gegen das chinesische Gesetz verstößt“, so das Schreiben weiter.

Obwohl Falun Gong mit seinen fünf Übungen und einer Lehre basierend auf den Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht die traditionelle chinesische Kultur verkörpert, ist das Praktizieren im kommunistischen China nicht nur unerwünscht, sondern wird ebenso wie andere Glaubensrichtungen im Land durch die KPC verfolgt.

Bis heute kommt es immer wieder zu Massenverhaftungen. Praktizierende werden eingesperrt, zu Zwangsarbeit verurteilt und sind psychischer und physischer Folter ausgesetzt. Sie sind auch bevorzugte Zielscheibe des systematischen Organraubs, der vom kommunistischen Regime begangen wird.

„Sie waren einfach spurlos verschwunden!“

Am 12. Mai 2023 wurden Dings Eltern Opfer einer Verhaftungswelle, die circa 70 Falun-Gong-Praktizierende in seiner Heimatstadt Rizhao in der Provinz Shandong betraf. Zwölf Tage wussten weder er noch andere Familienangehörige, wo seine Eltern eingesperrt waren.

„Sie waren einfach spurlos verschwunden!“, sagte Lebin in einem Interview mit der Menschenrechtsorganisation Gesellschaft für bedrohte Völker im vergangenen November.

„Die lokalen Polizeibehörden und Untersuchungsgefängnisse gaben uns trotz Anfrage keine Auskunft. Das hat mich sehr betroffen gemacht. Meine Eltern sind keine prominenten Persönlichkeiten, sondern einfache Bauern. ‚Wen interessiert schon das Schicksal dieses chinesischen Ehepaars?’“, sagte er.

Dank des zügigen Einsatzes der internationalen Gemeinschaft wurde seine Mutter am 24. Mai unter Auflage nach Hause entlassen.

Im Gegensatz dazu wird sein Vater seit dem 20. März 2024 in einem Gefängnis in Shandong festgehalten. Im Dezember letzten Jahres war er in einem Schauprozess zu drei Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 15.000 Yuan (circa 2.000 Euro) verurteilt worden.

Rettungsaktionen und EU-Resolution

Seit Mai 2023 reist Lebin Ding durch verschiedene europäische Länder, um auf das Schicksal seiner Eltern und den Völkermord an Falun-Gong-Praktizierenden in China durch das dortige Regime aufmerksam zu machen. Die Aktionen werden von vielen Parlamentariern und Menschenrechts-NGOs unterstützt.

Am 18. Januar 2024 verabschiedete das Europäische Parlament eine Resolution, in der es die Verfolgung von Falun Gong in China verurteilt und alle EU-Länder auffordert, die dafür verantwortlichen Personen zur Rechenschaft zu ziehen. Darin wird insbesondere auf den Fall seines Vaters hingewiesen.

„Besonders berührt hat mich die Tatsache, dass sich das Europäische Parlament mit der Sicherheit und dem Schicksal meiner Eltern befasst hat“, schreibt Ding in seinem Brief an Macron. „Es ist das erste Mal in der Geschichte der EU, dass sich das Europäische Parlament mit dem Schicksal und der Sicherheit einer chinesischen Bauernfamilie befasst hat.“

(Mit Material der französischen Ausgabe der Epoch Times)



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