Probleme bei Lieferketten mit China sind bald spürbar, sagt die Deutsche Bank

Im Gegensatz zu einer Studie des Ifo-Instituts rechnet die Deutsche Bank mit größeren Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Bestellungen von China nach Nordeuropa dauern etwa vier Wochen, sagt die Deutsche Bank. Insofern dürften die Auswirkungen des Coronavirus bald zu spüren sein.
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Eine Deutsche Bank-Filiale in Hamburg.Foto: istock
Von 17. Februar 2020

Reisen werden abgesagt. Transport und Handel kommen zum Erliegen. Es gibt stärkere Preisschwankungen bei Rohstoffen und Vermögenswerten – der Corona-Schock für Chinas Wirtschaft überträgt sich über mehrere Kanäle auf den Rest der Welt, sagt die Deutsche Bank. Unmittelbar bemerkbar machen sich auch Probleme bei Lieferketten mit China.

Bestellungen von China nach Nordeuropa dauern etwa vier Wochen, sagt die Deutsche Bank. Insofern dürften die Auswirkungen des Coronavirus bald zu spüren sein. Die Deutsche Bank analysiert in der Studie „Deutsche Konjunktur weiterhin sehr zerbrechlich“ die derzeitige Lage. Die Studie liegt der Epoch Times vor.

Werksschließungen außerhalb China wegen Lieferproblemen

Die Autoindustrie und die Elektrotechnik sind zwei der betroffenen Branchen. Bei der Elektrotechnik ist China der größte Exportmarkt, so die Deutsche Bank. Marktteilnehmer machen sich über eventuelle Lieferprobleme bereits Sorgen. Die Bedeutung für die Autoindustrie ist deutlich.

Deutsche Autohersteller machen rund 35 Prozent ihres weltweiten Umsatzes in China“, schreibt Stefan Schneider, Chefökonom Makroökonomie.

Der Provinz Hubei komme dabei allerdings für Deutschland keine besondere Bedeutung zu, denn dort sollen große Automobilkonzerne keine wichtigen Produktionsstellen haben.

In der Autoindustrie an sich seien schon direkte Auswirkungen zu spüren. In Korea soll es bereits erste Probleme bei Lieferketten mit China geben. Nach „Automobil-Produktion“ sind Werke von Hyundai, Kia, SsangYong, General Motors und Renault betroffen (Stand 5.2.). Diese Werke hatten die Produktion bereits gestoppt oder planten, dies zu tun.

Fiat Chrysler kündigte an, sein Werk bei anhaltenden Lieferproblemen in etwa den kommenden zwei Wochen geschlossen zu halten, schrieb die Deutsche Bank. Gemäß Stand vom 16.2. 16 Uhr heißt es von „Automobilwoche“:

Weil Teile aus China wegen des Coronavirus nicht rechtzeitig angeliefert werden können, muss Fiat Chrysler Automobiles die Produktion in Serbien vorübergehend anhalten.“

Auswirkung auf Chinas Wirtschaft

„In China wird die Konjunktur bis weit ins erste Quartal hinein beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen und erholt sich dann in Q2, sodass das Wachstum im Gesamtjahr nur moderat schwächer ausfällt“, so die Prognose des Ökonomen der Deutschen Bank in ihrer Studie.

Die Deutsche Bank rechnet damit, dass sich die Lage nach einem Höhepunkt im Februar bis Ende April weitgehend normalisiert. Dabei stützen sich der Ökonom im Wesentlichen auf die Erfahrungen mit SARS – und sind sich bewusst, dass die Situation heute eine andere ist. Denn, so der Verfasser: „Im Jahr 2003 wurden (…) keine Lieferketten ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen.“

Da die Lage in China (…) von größerer Bedeutung für das Unternehmensklima ist, befürchten wir, dass die Krankheit dieses Mal spürbarere Auswirkungen haben könnte.“

Auswirkung auf Deutsche Wirtschaft

Insgesamt rechnet die Deutsche Bank für 2020 mit einem Wachstum der deutschen Wirtschaft von insgesamt 0,7 Prozent (statt bislang 1 Prozent) und damit einer Einbuße von 0,3 Prozent. Im ersten Quartal erwartet die Deutsche Bank ein negatives Wirtschaftswachstum.

Da das Wirtschaftswachstum bereits im vierten Quartal 2019 rückläufig war, hält die Deutsche Bank eine „technische Rezession im Winterhalbjahr [für] (…) durchaus möglich“.

Nach einer anderen Studie des Ifo-Instituts könnte der Coronavirus das Wachstum in Deutschland um nur 0,06 Prozentpunkte reduzieren. Das gilt aber nur, wenn sich das chinesische Wachstum nicht mehr als einen Prozentpunkt vermindert. Das Institut stützt sich dabei auf Erfahrungen mit SARS. Daher unterstellten die Ökonomen eine nur vorübergehende Belastung der chinesischen Wirtschaft – mit „größtenteils (…) einer Konsumzurückhaltung in China“ und Einschränkung des Arbeitsangebots.

Ifo-Institut: Studie auf Basis von SARS – Auswirkung wahrscheinlich gravierender

„Allerdings spricht einiges dafür, dass die Corona-Epidemie gravierender ausfallen könnte. In diesem Fall würde die deutsche Wirtschaft auch stärker beeinträchtigt“, sagt Timo Wollmershäuser vom Ifo-Institut. Im Unterschied zu SARS sei die Anzahl der registrierten Infektionen deutlich höher. Und auch die Regierung reagierte umfassender und schneller.

Wollmershäuser betont die Bedeutung von chinesischen Industriegütern für Deutschland. 9,4 Prozent der Importe zählen zur Kategorie von Vorleistungsgütern. „Größere Produktionsausfälle in der chinesischen Industrie könnten die Auswirkungen des Coronavirus auf die deutsche Konjunktur spürbar verstärken“, sagt der Konjunkturexperte.

Deshalb könnte insbesondere die Industrieproduktion in China deutlich stärker unter den großräumigen Quarantänemaßnahmen leiden als bei der SARS-Epidemie.“

Nach eigenen Angaben hat die Deutsche Bank etwas größere Auswirkungen auf die Wirtschaft unterstellt als das Ifo-Institut: „Annahmen über die weitere Verbreitung sind wahrscheinlich eher optimistisch. Um diesen Bias zu ‚korrigieren‘ haben wir etwas größere Auswirkungen auf die Wirtschaft – als beispielsweise in der ifo-Simulation – unterstellt. Dies verringert natürlich nicht die extrem hohe Prognoseunsicherheit.“

Der pensionierte Finanz- und Bankexperte Dr. Ng Ming Tak aus Hongkong rechnet hingegen mit fünf- bis zehnmal größeren Auswirkungen als bei SARS. Dies sagte er im Interview mit Epoch Times Hongkong. Das bedeutet, dass das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2020 um 15 Prozent sinken würde. Aktuell beträgt das BIP 6 bis 7 Prozent.



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