BDNF: Das Protein für ein fittes Gehirn bis ins hohe Alter

Das Protein BDNF gehört zu Gruppe der Neurotrophine, die eine entscheidende Rolle bei der Förderung des Wachstums, des Überlebens und der Erhaltung von Neuronen im Gehirn und im Nervensystem spielen. Niedrige BDNF-Werte werden mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer und Multipler Sklerose in Verbindung gebracht.
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Gehirnzellen können noch bis ins hohe Alter nachwachsen und neue Verbindungen mit anderen Neuronen eingehen. Verantwortlich dafür ist das Protein BDNF. Symbolbild.Foto: iStock
Von 7. Dezember 2023

Neurotrophine regulieren verschiedene Prozesse wie die Zellbildung, den Zelltod und die allgemeine Gesundheit der Neuronen. Diese Proteine sind für die ordnungsgemäße Entwicklung des Gehirns, das Lernen, das Gedächtnis und die allgemeine Funktion der Neuronen unerlässlich.

BDNF ist ein Akronym für Brain-Derived Neurotrophic Factor. Auf Deutsch heißt das in etwa „Aus dem Gehirn stammender neurotropher Faktor“. Neurotroph bedeutet auf die Nerven einwirkend.

Forscher halten den Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF), der vor allem im Gehirn und im Rückenmark vorkommt, für das aktivste Neurotrophin, da er sowohl bei der Energieregulierung als auch bei der Neuroplastizität eine wichtige Rolle spielt. Es ist entscheidend für ein funktionierendes Gedächtnis.

Forschungen zeigen, dass Menschen mit höheren BDNF-Spiegeln tendenziell eine robustere Gehirngesundheit und bessere kognitive Funktionen haben.

Ein niedriger BDNF-Spiegel wird mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Multipler Sklerose und der Huntington-Krankheit in Verbindung gebracht. Er kann auch mit Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht werden.

Mit zunehmendem Alter konkurrieren die Neuronen um diese begrenzten Proteine, um zu überleben.

Können wir im Alter neue Neuronen wachsen lassen?

Früher glaubte man, dass das Gehirn keine neuen Zellen bilden kann – dass wir mit einer bestimmten Anzahl von Neuronen geboren werden, die mit zunehmendem Alter oder durch Verletzungen abgebaut werden.

Jüngste wissenschaftliche Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass das Gehirn über eine bemerkenswerte Fähigkeit verfügt, neue Neuronen zu produzieren – auch im Alter. Der dafür verantwortliche Prozess ist als Neurogenese bekannt.

Eine vom US-amerikanischen National Institute on Aging veröffentlichte Studie ergab, dass die Neurogenese bei Menschen bis ins hohe Alter stattfinden kann.

In der Studie wurden Proxy-Marker für die Neurogenese im Hippocampus verwendet. Dies ist der Bereich des Gehirns, der für Gedächtnis und Lernen zuständig ist. Die Ergebnisse zeigen, dass selbst bei Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und Alzheimer-Krankheit neue Neuronen gebildet werden können.

Die wichtige Rolle von BDNF

BDNF spielt eine entscheidende Rolle bei der Neurogenese und ist für die folgenden wichtigen Gehirnfunktionen unerlässlich:

  • Neubildung von Gehirnzellen: BDNF hilft bei der Bildung neuer Neuronen und sorgt dafür, dass diese überleben und sich auf bestimmte Aufgaben im Gehirn spezialisieren.
  • Kommunikation zwischen Neuronen: BDNF regelt die Kommunikation der Gehirnzellen untereinander und passt ihre Aktivität an die Bedürfnisse des Gehirns an.
  • Neuroplastizität: BDNF spielt eine Rolle bei der Fähigkeit des Gehirns, sich als Reaktion auf neue Informationen oder Erfahrungen zu verändern und anzupassen – ein Prozess, der als Plastizität bezeichnet wird und für das Lernen und ein funktionierendes Gedächtnis entscheidend ist.
  • Gesundheit des Gehirns: Veränderungen des BDNF-Spiegels werden mit verschiedenen Gehirnerkrankungen und -zuständen in Verbindung gebracht, was ihn zu einem wichtigen Faktor für das Verständnis und die Behandlung dieser Störungen macht.

In einer von der Ohio State University durchgeführten Studie injizierten Wissenschaftler BDNF und einen epidermalen Wachstumsfaktor in Gehirnzellen in einer Petrischale.

Im Laufe der Zeit wuchsen diese Zellverbände von winzig klein (300 Mikrometer, etwa die Dicke von drei menschlichen Haaren) auf sehr viel größer (45 Millimeter, etwa so groß wie ein kleiner Apfel). Sie fanden auch heraus, dass fast 80 Prozent dieser Zellen elektrische Signale aussenden konnten, wenn sie stimuliert wurden.

Wie kann man den BDNF-Spiegel erhöhen?

Studien zeigen, dass die Ausprägung dieses Proteins je nach Lebensstil, persönlicher Vorgeschichte und Gesundheitszustand von Mensch zu Mensch stark variieren kann. Es gibt Hinweise darauf, dass die Erhöhung des BDNF-Spiegels eine Möglichkeit zur Unterstützung des Gehirns sein könnte.

Es gibt mehrere natürliche Möglichkeiten zur Erhöhung des BDNF-Spiegels.

Sport treiben

Sportliche Betätigung ist ein wirksames Mittel, um den BDNF-Spiegel zu erhöhen. Es hat sich gezeigt, dass hochintensives Training nicht nur den BDNF-Spiegel erhöht, sondern auch das Gedächtnis verbessert.

Noch beeindruckender ist, dass dieser BDNF-Schub nicht nur über den Tag hinweg anhält. Es hat sich gezeigt, dass er im Körper noch mehrere Wochen nach dem Training anhält.

Sonnenschein

Ausreichend Sonnenlicht ist nicht nur gut für die Bildung von Vitamin D und die Erhöhung des Serotoninspiegels, was sich positiv auf die Stimmung und die allgemeine geistige Gesundheit auswirken kann, sondern es kann auch die körpereigene Produktion von BDNF beeinflussen.

Eine Analyse von 2.851 Personen, die an einer niederländischen Studie über Depressionen und Angstzustände teilnahmen, die die jahreszeitlichen Schwankungen der BDNF-Konzentration untersuchte, ergab, dass die BDNF-Konzentration mit der Anzahl der Stunden zusammenhing, die eine Person der Sonne ausgesetzt war. Die Werte waren im Herbst und Winter niedriger und im Frühling und Sommer höher.

Schlaf

Eine 2013 in „PLOS One“ veröffentlichte Studie war die erste, die den Zusammenhang zwischen den Auswirkungen von Stress und Schlaf auf den BDNF-Spiegel aufzeigte. Die Studie identifizierte Schlaf als zentralen Faktor, der Stress und BDNF-Spiegel miteinander verbindet, wobei Schlafverlust die Anfälligkeit für Stress und dessen Zusammenhang mit psychischen Störungen erhöht. Der Schweregrad der Schlaflosigkeit war mit deutlich niedrigeren BDNF-Spiegeln verbunden.

„Ob Schlaf aufrechterhalten oder gestört wird, könnte erklären, warum manche Menschen in der Lage sind, eine bestimmte Stressbelastung zu bewältigen, während andere eine psychische Störung entwickeln“, so die Schlussfolgerung der Studie.

Eine in der Fachzeitschrift „Neuroscience Letters“ veröffentlichte Studie ergab, dass akuter Schlafverlust nicht nur den BDNF-Spiegel senkt, sondern auch den Tumornekrosefaktor-alpha und Interleukin-1beta erhöht, bei denen es sich um entzündungsfördernde Zytokine handelt. Diese werden typischerweise mit Immunreaktionen und Entzündungen im Körper in Verbindung gebracht.

Fasten

Fasten ist eine gute Möglichkeit, den BDNF-Spiegel zu erhöhen. Untersuchungen zeigen, dass sowohl Langzeitfasten als auch intermittierendes Fasten wirksam sind.

In einer Studie wurde untersucht, wie sich 48-stündiges Fasten auf den BDNF-Spiegel auswirkt. Dabei wurde festgestellt, dass die BDNF-Konzentration nach dem Fasten um das 3,5-Fache anstieg.

In einer anderen Studie wurde der BDNF-Spiegel bei 29 gesunden Männern und Frauen während des Fastens im Ramadan gemessen. Dabei wurde festgestellt, dass sich der BDNF-Spiegel während dieser Fastenzeit signifikant erhöhte.

Stressbewältigung

Die Forschung zeigt, dass sowohl akuter als auch chronischer Stress den BDNF verringert, wobei akuter Stress eine stärkere Wirkung hat.

Eine im „European Journal of Neuroscience“ veröffentlichte Studie ergab, dass bei Ratten, die vor der Geburt Stress ausgesetzt waren, der BDNF sowohl im präfrontalen Cortex als auch im Striatum reduziert war.

Später im Leben, als die Ratten erneut chronischem Stress ausgesetzt waren, veränderte sich die Wirkungsweise von BDNF in diesen Hirnregionen.

Dies deutet darauf hin, dass stressige Ereignisse während der Schwangerschaft die Funktionsweise dieses Proteins im Erwachsenenalter beeinflussen könnten; insbesondere könnten die Ratten mit größerer Wahrscheinlichkeit im Laufe ihres Lebens psychische Gesundheitsprobleme entwickeln.

Bioaktive pflanzliche Wirkstoffe

In einer randomisierten Doppelblindstudie wurde eine Dosis von 100 mg Kaffeekirschen-Vollextrakt (WCCE, whole coffee cherry extract) mit einem Placebo verglichen. Dabei wurde festgestellt, dass der BDNF-Spiegel im Blutserum der Teilnehmer nach dem Verzehr einer Einzeldosis WCCE um etwa 41 Prozent anstieg, während die Teilnehmer, die ein Placebo einnahmen, keine signifikante Veränderung zeigten.

Die Autoren wiesen darauf hin, dass Polyphenole, die in bestimmten Nahrungsmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind, sowohl in Studien an Menschen als auch in Tierversuchen einen starken Einfluss auf den BDNF-Spiegel hatten.

Zu den weiteren Faktoren, die den BDNF-Spiegel unterstützen und verbessern, gehören die folgenden:

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „BDNF: The Neurochemical That Can Boost Brain Health as We Age“ (deutsche Bearbeitung jw).



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