Corona-Impfung für Jungen gefährlicher als Infektion

Nicht alle Menschen profitieren von einer Impfung gegen COVID-19, erstmals beschränken sich Nebenwirkungen jedoch nicht auf Einzelfälle: Forscher aus den USA legen nahe, dass Kinder, insbesondere Jungen, vier- bis sechsmal häufiger an schweren Impfnebenwirkungen leiden, als dass sie mit Corona ins Krankenhaus müssten.
Von 16. September 2021

Gesunde Jungen bekommen vermutlich eher eine impfstoffbedingte Herzmuskelentzündung nach der Impfung, als dass sie mit COVID im Krankenhaus landen. Das ist das Ergebnis einer Studie unter Leitung von Dr. Tracy Høeg von der University von Kalifornien. Dr. Høeg und Kollegen untersuchten die Nebenwirkungen von geimpften Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren.

Es besteht „ein geringes, aber plausibles Risiko, dass seltene Schäden den bescheidenen Nutzen überwiegen könnten“, fasst der an der Forschung unbeteiligte Professor Adam Finn und Mitglied der britischen Impfkommission die bislang nicht peer-reviewten Studienergebnisse zusammen.

Jungen besonders gefährdet

Insgesamt identifizierten die Forscher um Dr. Høeg 257 „unerwünschte kardiale Ereignisse“, 25 bei Mädchen und 232 bei Jungen. Ausgehend von diesen Fällen errechneten die Forscher die Eintrittswahrscheinlichkeiten unter geimpften Kindern und Jugendlichen. Das Risiko von Herzmuskelnentzündungen lag demnach bei Jungen je nach Alter zwischen 94, 0 bis 162,2 Fällen pro Million. Wobei Jungen bis 15 Jahre das höhere Risiko hatten. Bei Mädchen lagen die Werte bei 13,0 (12 – 15 Jahre) beziehungsweise 13,4 (16 – 17 Jahre) pro Million.

Demgegenüber steht das Risiko, dass ein gesunder Jugendlicher in den nächsten vier Monaten mit Corona ins Krankenhaus eingeliefert wird. In der derzeitigen Situation liegt dieser Wert bei etwa 44 pro Million.

Daraus schließen die Forscher, dass Jungen im Alter von 12-15 Jahren ohne medizinische Komorbiditäten, die ihre zweite mRNA-Impfdosis erhalten, 3,7 bis 6,1 Mal häufiger „unerwünschte kardiale Ereignisse“ erfahren, als dass sie in den nächsten 120 Tagen einen Corona-bedingten Krankenhausaufenthalt haben. Selbst verglichen mit Zeiten „mit hohem wöchentlichen Krankenhausaufenthaltsrisiko“ wie im Januar 2021 sei das Risiko einer Nebenwirkung 2,6 bis 4,3 Mal höher.

Analog berechnet ist eine Herzmuskelentzündung nach der Impfung bei Jungen im Alter von 16 bis 17 Jahren 1,5- bis 3,5-mal häufiger als ein Corona-bedingter Krankenhausaufenthalt. Für Mädchen beider Altersklassen überwiegt der Nutzen der Impfung. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Dr. Høeg et al. lediglich Herzmuskelentzündungen untersucht haben und alle anderen möglichen Impfkomplikationen und Nebenwirkungen, einschließlich bleibender Schäden, nicht Teil der Studie waren.

(K)Ein Experiment an Kindern?

Außerdem zu beachten ist, dass nicht alle erfassten „unerwünschten kardialen Ereignisse“ zu einem Krankenhausaufenthalt führten. Dennoch sei dies bei 86 Prozent der betroffenen Jungen der Fall gewesen. Dabei ist davon auszugehen, dass eine mögliche Nebenwirkung, die zu einem Krankenhausaufenthalt führt, als schwer eingestuft werden kann. Konkret könnte man also sagen:

Jungen im Alter von 12 bis 15 Jahren ohne Vorerkrankungen haben ein mindestens drei- bis fünfmal höheres Risiko wegen einer schweren Impfkomplikation nach der zweiten Impfung im Krankenhaus zu landen, als aufgrund einer (schweren) Corona-Infektion.

Inwieweit die Ergebnisse aus Kalifornien auf Deutschland übertragbar sind, bleibt abzuwarten. Wie die Forscher berichten, trat die „überwiegende Mehrheit der Herzmuskelentzündungen“ nach der zweiten BioNTech/Pfizer-Impfung auf.

Man könnte, erklärte Prof. Saul Faust, pädiatrischer Immunologie und Infektiologe der Universität Southampton, „vielleicht die erste oder zweite Dosis ändern oder die Impfstoffe anders kombinieren, um das Risiko ganz zu vermeiden“. Im Allgemeinen bestehe jedoch „aus medizinischer Sicht keine Dringlichkeit, Kinder zu impfen“, so der Professor im britischen „Guardian“.

Risiko überwiegt „bescheidenem Nutzen“

Ähnlich äußerte sich Pädiatrie-Professor Adam Finn von der Universität Bristol. Prof. Finn ist außerdem Mitglied der britischen Impfkommission, dem Joint Committee on Vaccination and Immunisation (Gemeinsamer Ausschuss für Impfungen und Immunologie, JCVI).

Anders als in Deutschland haben die britischen Behörden keine Impfempfehlung für 12- bis 15- Jährige ausgesprochen. Gegenüber dem „Guardian“ wiederholte Prof. Finn die bisherige Entscheidung des Impfausschusses:

Ich bleibe bei der Empfehlung des JCVI, gesunde 12- bis 15-Jährige angesichts der derzeitigen Ungewissheit nicht zu impfen, da ein geringes, aber plausibles Risiko besteht, dass seltene Schäden den bescheidenen Nutzen überwiegen könnten.“

In Deutschland wurden dem Paul-Ehrlich-Institut bis 31. Juli 487 Fälle von Myokarditis und/oder Perikarditis gemeldet. Laut dem 13. Sicherheitsbericht traten 399 dieser Fälle nach BioNTech/Pfizer auf. Eine Unterscheidung in erste und zweite Impfung oder nach Altersklassen erfolgte im Bericht nicht. Außerdem traten 49 Fälle nach der Morderna-Impfung auf, 33 nach AstraZeneca und 6 nach Impfungen mit Johnson und Johnson. Bislang endeten 18 Fälle tödlich. Drei weitere Todesfälle werden laut PEI untersucht.

Insgesamt liegt damit das Risiko einer Herzmuskelentzündung nach den mRNA-Impfungen bei etwa 11 Fällen pro Million Geimpften und ist damit ähnlich hoch wie in Großbritannien. Es ist davon auszugehen, dass die Risiken für Jüngere und für Männer entsprechend höher sind.



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