Studie: Traditionelles chinesisches Kraut wirkt bei aggressiven Hirntumoren

Jedes Jahr sind Tausende Menschen in Deutschland von der Diagnose Hirntumor betroffen. Die traditionelle chinesische Medizin könnte neue Hoffnung bringen. Kann ein uraltes chinesisches Kraut die Antwort auf eine der gefährlichsten Krebsarten sein?
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Die tropische Indigopflanze (Indigofera tinctoria) ist eine Pflanzenart in der Familie der Hülsenfrüchtler.Foto: Wikimedia Commons, Creative Commons
Von 26. August 2023

Jährlich erkranken in Deutschland rund 8.000 Menschen an einem primären Gehirntumor. Primäre Gehirntumoren sind Tumore, die direkt im Gehirn entstehen: Sie können sich aus verschiedenen Zellen im Gehirn entwickeln, am häufigsten jedoch aus den Stützzellen, den sogenannten Gliazellen. Die bösartigste Form dieser Gehirntumore (Gliome) ist das Glioblastom multiforme. Die Zellen teilen sich meist sehr rasch, sodass es zu einem schnellen und aggressiven Wachstum kommen kann.

Die zur Zeit bekannten Therapieoptionen bei Glioblastomen sind begrenzt. Eine kürzlich an Tieren durchgeführte Studie zeigte jedoch, dass ein Medikament aus der traditionellen chinesischen Medizin die Überlebensrate von Mäusen mit dieser Krankheit erhöhen kann. Dies könnte auch neue therapeutische Ansätze für den Menschen eröffnen.

Glioblastome sind die am weitesten verbreitete Form von Hirntumoren und treten am häufigsten bei Menschen über 64 Jahren auf. Zu den Symptomen von Glioblastomen gehören Anfälle von Übelkeit und Erbrechen, sich allmählich verstärkende Kopfschmerzen, Sehstörungen sowie Krampfanfälle.

Aufgrund der hohen Anzahl an Neuerkrankungen, der hohen Rückfallquote und der hohen Sterblichkeitsrate stellt die Behandlung dieser Krankheit eine große Herausforderung dar. Die derzeit etablierten Behandlungsmethoden für das Glioblastom umfassen Chemotherapie, Strahlentherapie und Operation. Diese Maßnahmen tragen jedoch in erster Linie zur Linderung der Symptome bei, anstatt eine vollständige Heilung zu erreichen oder das Fortschreiten der Krebserkrankung aufzuhalten.

Chinesisches Kräuterextrakt gibt Hoffnung

Indirubin ist ein Inhaltsstoff, der aus dem traditionellen chinesischen Kraut Indigofera tinctoria L. stammt. Die Indigofera tinctoria gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler. Sie trägt unpaarig gefiederte Blätter und rote Schmetterlingsblüten in Trauben an den Zweigspitzen. Neben China findet man die Pflanze auch im tropischen Afrika und in Indien.

Der aus der Pflanze extrahierte Wirkstoff Indirubin ist auch in der traditionellen chinesischen Medizinrezeptur „Dang Gui Long Hui Wan 當歸龍薈丸“ enthalten, die zur Behandlung von chronischer myeloischer Leukämie verwendet wird.

„Im Glas“ und an Tieren durchgeführten Experimente mit Indirubin und deren Verbindungen haben potenzielle Vorteile des Wirkstoffes aufgezeigt – darunter entzündungshemmende, tumorhemmende und neuroprotektive Wirkungen. Die medizinische Entwicklung dieser Verbindungen wurde seither jedoch durch ihre schlechte Löslichkeit behindert, die ihre biologische Verwertung, Wirksamkeit und Verabreichung einschränkte.

Die neuen Erkenntnisse eines 15-köpfigen Forscherteams über den Wirkstoff wurden im April 2023 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Cell Reports Medicine“ veröffentlicht. Dabei verwendeten die Forscher der Harvard Medical School in Boston und der Brown University im US-Bundesstaat Rhode Island eine verbesserte Rezeptur aus Indirubin – ein Derivat namens 6′-Bromoindirubin-3′-Acetoxim. Damit konnten synthetische Nanopartikel erstellt werden, die durch intravenöse Injektion verabreicht werden können.

„Mehrere Angriffsmechanismen gegen die Krebszellen“

Die Studie ergab, dass das Derivat das Wachstum und die Vermehrung von Tumorzellen bei Mäusen verlangsamte. Ihre Überlebensraten durch die Beeinflussung wichtiger immuntherapeutischer Ziele stiegen hingegen an.

Das Interessante an diesem Medikament ist, dass es mehrere wichtige Kernpunkte der Krankheit ins Visier nimmt“,

sagt Sean Lawler, der Hauptautor der Studie. Er ist außerordentlicher Professor für Pathologie und Laboratoriumsmedizin an der Brown University.

Das ist deshalb so spannend, weil diese Art von Krebs immer wieder Wege findet, einzelne Angriffsmechanismen zu überlisten. Wenn wir also mehrere Angriffsmechanismen auf einmal nutzen, könnte das erfolgreicher sein.“

Unabhängig davon zeigte eine weitere Untersuchung die Krebs bekämpfenden Effekte von Indirubin auf eine Gruppe von menschlichen Gliomzellen. Diese wurde im Jahr 2020 im Journal „AMB Express“ veröffentlicht. Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern machen Gliome etwa 33 Prozent aller Gehirntumore aus.

In dieser Studie wurde zum ersten Mal nachgewiesen, dass Indirubin das Wachstum von Gliomzellen hemmt, indem es eine Apoptose (programmierter Zelltod) und eine Autophagie auslöst. Die Autophagie bezeichnet den Prozess in der Zelle, mit dem sie eigene Bestandteile abbaut und verwertet.

Außerdem stellten die Forscher fest, dass Indirubin die Wanderung von Gliomzellen hemmt. Die starke krebshemmende Wirkung von Indirubin auf Gliomzellen deutet darauf hin, dass es bei der Behandlung von Glioblastomen unverzichtbar ist.

Zuvor lieferte eine ebenfalls 2020 in „BioScience Trends“ herausgegebene Studie eine umfassende Übersicht über experimentelle Forschungen zu traditionellen chinesischen Medizinbehandlungen bei Glioblastomen. Sowohl aus der Perspektive des Stärkens des lebenswichtigen Qi als auch des Beseitigens des krank machenden Qi.

Stärkung des lebenswichtigen Qi

Das Stärken des lebenswichtigen Qi und das Beseitigen des krank machenden Qi sind allgemeine Leitprinzipien in der traditionellen chinesischen Medizin.

Dabei bedeutet die Stärkung des lebenswichtigen Qi so viel, wie die allgemeine Funktionskapazität des Körpers zu verbessern und darüber hinaus die Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der Gesundheit zu erhöhen. Die Beseitigung des krank machenden Qi bezieht sich auf das Qi, das verschiedene krankheitsverursachende Faktoren auslöst.

Die zuletzt erwähnte Studie vom Jahr 2020 zeigte, dass andere chinesische Kräuter ähnliche Wirkstoffe enthalten, die auf verschiedene Signalwege einwirken können, um die Zellvermehrung zu hemmen und den Zelltod zu fördern.

Kräuter, die das lebenswichtige Qi stärken, sind unter anderem die Ginsengwurzel, Süßholzwurzel, Gojibeere und Angelikawurzel. Zu denen, die das krank machende Qi beseitigen, gehören die Salbeiwurzel, die Wurzel des Baikalschädels, das Rhizom der Coptis, die Dreiflügelnuss und die Sophora-Wurzel.

Dieser Ansatz auf mehreren Ebenen könnte Hoffnung für die Behandlung von Glioblastomen bringen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Study: Traditional Chinese Medicine Offers New Approaches for Glioblastoma Treatment“. (redaktionelle Bearbeitung il) 



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