Thorsten Polleit: Wider die Zerstörung der westlichen Zivilisation

Kollektivistische, sozialistische und kommunistische Ideen geben sich heute nicht zu erkennen. Sie kommen unter Titeln wie Klimapolitik, Anti-Viruspolitik, Lockdown-Politik, „Grüne Politik“ daher. Auch als „Great Reset“. Eine Hürde dabei sind die Nationalstaaten.
Ein Trabant 601 Limousine in Sachsen-Anhalt. Auch dreissig Jahre nach der Wende und dem Produktionsende für die verschiedenen DDR-Pkw sind diese noch im Straßenverkehr zu sehen.
Ein Trabant 601 Limousine in Sachsen-Anhalt.Foto: Jan Woitas/dpa
Von 29. November 2023

Dass die Menschen friedvoll und produktiv miteinander zusammenleben, ist möglich. Doch die Politik beschädigt, ja zerstört die dafür erforderlichen Grundlagen. Mittlerweile sind die Schäden so groß geworden, dass sogar der Fortbestand der westlichen Zivilisation auf dem Spiel steht.

Marktwirtschaft fußt auf Freiwilligkeit

Die freie Marktwirtschaft ermöglicht und befördert ein friedvolles und produktives Zusammenleben der Menschen. Sie bietet dir und mir, uns allen, die wir zuweilen höchst unterschiedliche Ziele, Talente und Neigungen haben, die Möglichkeit, uns zum allseitigen Vorteil durch Arbeitsteilung miteinander zu verbinden, national wie international.

Menschen, die sich arbeitsteilig organisieren, erhöhen nicht nur ihren materiellen Wohlstand, sie erkennen sich quasi automatisch auch gegenseitig als nützlich in der Bewältigung ihrer Lebensherausforderungen. Die freie Marktwirtschaft verbindet daher die Menschen friedvoll miteinander, nicht nur vorübergehend, sondern mit dauerhafter Perspektive.

Die freie Marktwirtschaft fußt auf Freiwilligkeit: Jeder ist frei, seinen Mitmenschen ein Angebot zu machen, das diese entweder freiwillig annehmen oder ablehnen können; und jeder ist frei, diejenigen Güter, die man gern zu kaufen wünscht, auch nachzufragen. Zwang und Gewalt und Krieg sind der freien Marktwirtschaft wesensfremd.

In einer freien Marktwirtschaft gilt der unbedingte Respekt vor dem Eigentum: Jeder ist der Eigentümer seiner selbst (hat Selbsteigentum an seinem Körper) und der externen Güter, die er sich auf nicht-aggressivem Wege beschafft hat (durch Erstinbesitznahme, Produktion und/oder Handel, einschließlich Schenkungen).

Wenn sich die Güter im Privateigentum befinden und sich ihre Preisbildung frei im Markt vollzieht, dann ist sichergestellt, dass die dringendsten Bedürfnisse mit den knappen Mitteln bestmöglich befriedigt werden. Der freie Markt löst, oder genauer gesagt entschärft das Knappheitsproblem, das sich dem handelnden Menschen auf dieser Welt unweigerlich stellt, in optimaler Weise.

Der Aufbau des materiellen Wohlstandes der Menschen in den vergangenen fast zweihundert Jahren ist daher auch nicht zufällig, sondern er ist vielmehr das Ergebnis eines (mehr oder weniger) relativ freien Marktsystems mit all seinen prägenden Eigenschaften: Individueller Freiheit, Eigentum, Gleichheit vor dem Gesetz und Frieden.

All diese zivilisatorischen Errungenschaften sind nicht vom Himmel gefallen, sondern sind das Ergebnis des Systems der freien Märkte. Und in dem Maße, in dem die freien Märkte zurückgedrängt, eingeschränkt und abgeschafft werden, wird sich auch die westliche Zivilisation (nach und nach) sprichwörtlich in Luft auflösen, unweigerlich verloren gehen.

Kollektivistisch-sozialistisch-kommunistische Ideen haben die Oberhand

Dass vielerorts nicht mehr Friede und Einkommensmehrung, sondern vielmehr immer größere Krisen, Konflikte und Wohlstandsverluste an der Tagesordnung stehen, liegt daran, dass die Kräfte, die das System der freien Märkte (oder das Wenige, was heute davon noch übrig ist) zerstören (wollen), mittlerweile so erschreckend stark geworden sind.

Kollektivistisch-sozialistisch-kommunistische Ideen haben die Oberhand im Denken und Handeln vieler Menschen gewonnen. Häufig sind sich die Menschen darüber gar nicht im Klaren. Das ist nicht allzu verwunderlich, schließlich geben sich die kollektivistisch-sozialistisch-kommunistischen Ideen heutzutage gar nicht mehr als solche zu erkennen.

Sie kommen mit neuen Namensschildern daher – bezeichnen sich jüngst als Klimapolitik, Anti-Viruspolitik, Lockdown-Politik, „Grüne Politik“, als „Große Transformation“, „Neue Weltordnung“ und „Great Reset“. Hinter all diesen Wortschöpfungen verbirgt sich eine düstere Idee: Die Menschen sollen ihr Leben nicht (mehr) in einem System der freien Märkte organisieren dürfen.

Die Geschicke der Menschen seien vielmehr von zentraler Stelle – einer technokratischen Elite, einem Weltrat, einer Weltregierung – zu steuern und zu lenken. Denn nur so seien die Probleme der Menschheit auf diesem Globus – wie Finanz- und Wirtschaftskrisen, Ressourcenknappheit, Terrorismus, Seuchen, Klimawandel und so weiter – in den Griff zu bekommen.

Den Staaten (wie wir sie heute kennen) soll noch mehr, unbeschränkte Macht zugeschanzt werden – auf Kosten der Freiheiten von Bürgern und Unternehmern. Die Staaten unter den für ihre Zwecke eingebundenen Sonderinteressengruppen steigen dadurch zur kaum mehr kontrollierbaren Herrscherkaste auf.

Sie dringen immer stärker und unerbittlicher in alle Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche vor: Erziehung (Kindergarten, Schule, Universität), Gesundheit, Altersvorsorge, Transport, Geld und Kredit, Recht und Sicherheit und Umwelt. Sie bestimmen in absehbarer Zeit, wer was wann und unter welchen Bedingungen produzieren darf, und wer wann wie viel konsumieren darf.

Beispielsweise ist die „Grüne Politik“ ein zentraler Bestandteil des „Great Reset“. Sie zielt ab auf eine übereilte, staatlich erzwungene und prohibitiv teure Abkehr von fossilen Brennstoffen, in deren Folgen die Lebenseinkommen vieler Menschen auf dem Planeten drastisch herabgesetzt werden, die Millionen, wenn nicht gar Milliarden von Menschen in Verarmung und Hunger schickt.

Gegen die Nationalstaaten

Eine große Hürde, die es für die Befürworter der Großen Transformation, des „Great Reset“, zu überwinden gilt, ist die Nation, der Nationalstaat. Denn Menschen, die sich einer Nationalität verbunden fühlen, werden nur in sehr engen Grenzen bereit sein, noch zentralisierter, als dies national schon der Fall ist, von einer supranationalen Ebene aus regiert zu werden.

Die Befürworter des „Great Reset“ setzen daher auch auf die Auflösung des Nationalstaates, zumindest aber auf seine De-Homogenisierung – vor allem durch politisch induzierte Masseneinwanderung. Dadurch wird, für viele Menschen vermutlich nicht erkennbar, die Demokratie (ob nun verstanden als Selbstbestimmung oder als Mehrheitsdiktat) verunmöglicht.

Damit eine Demokratie überhaupt funktioniert, muss nämlich ein Mindestmaß an Harmonie und Konsens zwischen den an ihr teilnehmenden Menschen vorherrschen. Das stellt sicher, dass die Mehrheit die Wünsche der Minderheit nicht ganz aus den Augen verliert, die Mehrheit nicht zur unerträglichen Unterdrückungsherrschaft über die Minderheit aufsteigt.

In de-homogenisierten Gemeinschaften, in denen die Werte, Traditionen und Religionen der Menschen stark voneinander abweichen, wird die Demokratie daher auch absehbar zum explosiven Konfliktherd, sie wird die Menschen nicht zusammenbringen, sondern entzweien: Der Kampf um die Mehrheit entbrennt unerbittlich, und wehe denen, die hier in die Minderheitenposition gelangen!

Wenn sich die De-Homogenisierung der Nationalstaaten durch politisch induzierte Masseneinwanderung durchsetzt, dann schwindet auch die Bindungswirkung, die die nationale Zugehörigkeit hat, Desorientierung greift um sich, wachsende interne Konflikte machen die Menschen empfänglich für autoritäre, umstürzlerische Heilsversprechen und wahnwitzige Gesellschaftsexperimente.

Die politisch induzierte Masseneinwanderung in den Vereinigten Staaten von Amerika und nach Europa ist so gesehen kein Zufall, kein Unfall: Sie ist vielmehr eine Folge der Ideen, die im Zuge des „Great Reset“ Verbreitung finden und die mittlerweile auch auf zusehends fruchtbaren Boden fallen, und die auch die Demokratie aus Sicht einer wachsenden Anzahl von Menschen diskreditieren.

In ganz ähnlicher Weise wirkt übrigens auch „Wokeness“. Sie zielt darauf ab, Konflikte zwischen den Menschen zu schüren, herbeizuphantasieren, anzuheizen, sie dadurch gegeneinander aufzubringen, ihr friedvolles Miteinander zu verunmöglichen. Feindseligkeit, Zorn und letztlich Gewalt ersetzen Eintracht, Nächstenliebe und Frieden.

Unheilvolle Spirale

Hinzu kommt, dass das staatliche Fiatgeldsystem das Leben auf Pump systematisch fördert, vor allem die Verschuldung der Staaten in immer größere Höhen treibt. Es sorgt vor allem auch für chronische Inflation und wiederkehrende, immer schlimmere Finanz- und Wirtschaftskrisen, durch die die breite Bevölkerung systematisch verarmt.

Eine unheilvolle Spirale kommt in Gang: Die von den Staaten verursachten Krisen lasten „Experten“ – wie etwa Politik- und Wirtschaftswissenschaftlern – fälschlicherweise den freien Märkten an. Und als „Rettung aus der Not“ werden noch weitreichendere Staatseingriffe propagiert, die das Wenige, was vom freien Marktsystem noch übrig ist, auch noch zerstören.

Und damit wird natürlich unweigerlich auch die westliche Zivilisation zerstört. Wenn die Menschen das verhindern wollen, dann ist ganz klar, was zu tun ist: Der Staat (wie wir ihn heute kennen) muss auf das Stärkste zurückgedrängt werden, die Menschen müssen (wieder) selbstbestimmt und eigenverantwortlich ihr Leben in freien Märkten führen.

Dazu ist eine Renaissance der Aufklärung notwendig – im Sinne der Aufklärung, die der Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) gefordert hatte: Die Menschen müssen ihre Vernunft einsetzen, müssen die Feigheit überwinden und den Mut aufbringen, wieder selbst zu denken, sich aus ihrem „geistigen Gängelwagen“ befreien.

Glücklicherweise kann mit menschlicher Vernunft begriffen werden, dass nur das freie Marktsystem den Weg aus der Misere weisen kann, den Zusammenbruch der Zivilisation abwenden und der Menschheit Frieden und Wohlstand bringen kann.

Der herausragende Ökonom und Sozialphilosoph Ludwig von Mises (1881 – 1973) hat den Beweis hierfür bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts geführt: Die westliche Zivilisation wird nur überleben, wenn das System der freien Märkte überlebt.

Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel in Frankfurt/Main, Europas größtem Edelmetallhandelshaus. Davor war er als Ökonom 15 Jahre im internationalen Investment-Banking tätig. Er ist zudem Honorarprofessor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth, Präsident des Ludwig von Mises Instituts Deutschland und Buchautor. Weitere Informationen unter: www.thorsten-polleit.com

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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