Wie Amerikas „intellektuelle Abrüstung“ den Weg für kommunistische Kampfideologien ebnete

Nach 1989 ist der Westen blind geworden für die immer noch drohende Gefahr der kommunistischen Kampfideologie. Zu dieser Aussage kommen James Fanell und Bradley Thayer in ihrem neuen Buch „Embracing Communist China: America's Greatest Strategic Failure“ und führen aus, wie dieser Prozess sich vollzieht. Zu Gast bei Epoch Times sprachen die Autoren darüber mit Jan Jekielek.
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Mit strammer Haltung marschieren Mitglieder der Ehrengarde der Volksbefreiungsarmee auf dem Tian'anmen-Platz am 11. März 2024. Symbolbild.Foto: Kevin Frayer/Getty Images
Von 18. April 2024

Bradley Thayer und James Fanell, pensionierter Kapitän der US-Marine und ehemaliger Direktor für Geheimdienst- und Informationsoperationen der US-Pazifikflotte, sind Co-Autoren des neuen Buches „Embracing Communist China: America’s Greatest Strategic Failure“ (in etwa: Das kommunistische China umarmen: Das größte strategische Versagen Amerikas). Sie sind Gründungsmitglieder des Committee on the Present Danger: China.

 

Beschreiben Sie bitte in Kürze die Bedrohung, die die Kommunistische Partei Chinas für die USA darstellt.

Bradley Thayer: Die Kommunistische Partei Chinas stellt eine existenzielle Bedrohung für die USA und die liberale Wirtschaftsordnung dar, für die Welt, die die USA und die Briten nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen haben.

Erstens die militärische Bedrohung: Das chinesische Militär ist exponentiell gewachsen, sowohl bezüglich nuklearer als auch konventioneller Kapazitäten. China setzt diese militärische Macht gegen unsere Verbündeten wie die Philippinen und Japan ein, aber auch gegen Indien und Taiwan, das zunehmend von einer Invasion bedroht ist.

Es gibt auch die wirtschaftliche Bedrohung. Von den 1990er-Jahren bis heute haben wir unsere Produktionskapazitäten ausgedünnt und nach China verlagert. Während COVID wurde uns klar, welchen Preis das hat, als wir uns bezüglich Schutzausrüstungen und Medikamenten auf China verlassen mussten.

Es gibt eine technologische Bedrohung, da China die USA in der Chipherstellung, der Flugzeugproduktion und in anderen Bereichen zunehmend verdrängt. In der Diplomatie gibt es die Neue Seidenstraße und andere Ansätze, mit denen China seine Vision von internationaler Politik und seine Weltsicht vorantreibt.

Schließlich gibt es die ideologische Bedrohung, bei der die Kommunistische Partei Chinas als kommunistische Regierung versucht, die USA als Regierung der Bürgerinnen und Bürger und als Staat zu vernichten. Sie versucht, die USA als führenden Staat in der Weltpolitik zu verdrängen.

Genau wie man kein verheirateter Junggeselle sein kann, kann man auch kein friedlicher Kommunist sein. Daher sollten wir damit rechnen, dass China unter Xi Jinping oder einer anderen Führungsperson immer aggressiver werden wird.

In Ihrem Buch sprechen Sie über das „Ende der Geschichte“ im Jahr 1989 und den Zusammenbruch der Sowjetunion. Es gab die Vorstellung, dass damit die liberale Demokratie gesiegt hatte. Fukuyama prophezeit das mit seinen Büchern „Das Ende der Geschichte“ und „Das Ende des Menschen“. Viele Menschen glauben daran. Könnten Sie das näher erläutern?

Bradley Thayer: Wir müssen uns daran erinnern, wie bemerkenswert das „goldene Jahr“ 1989 war, als es schien, dass durch den Fall des Kommunismus in Mittel- und Osteuropa alles neu gemacht werden könnte. Damals kam Fukuyama zu der Überzeugung, dass die Schlüsselideen der liberalen Demokratie und der freien Marktwirtschaft zu triumphieren schienen.

Das ist uns zu Kopf gestiegen und hat dazu beigetragen, unseren Blick zu trüben und uns für den Aufstieg Chinas blind zu machen. Das Jahr 1989 war auch wegen des Tian’anmen-Massakers historisch. Es gab eine Massenbewegung des Volkes, die von der Kommunistischen Partei Chinas niedergeschlagen wurde.

Bradley Thayer. Foto: Lei Chen/The Epoch Times

Dieses Jahr war in vielerlei Hinsicht ambivalent. Es zeigte, was in der Zukunft möglich sein würde, was Fukuyama aufgegriffen hatte, aber es zeigte auch die Tyrannei der Kommunistischen Partei Chinas.

Deng Xiaoping schlussfolgerte damals, dass er niemals eine Demokratie in China zulassen würde, und alle demokratischen Elemente sollten zerschlagen werden. Er erkannte auch die tiefe Verwundbarkeit Chinas.

Ein weiteres Zitat aus dem Buch: „Kurz gesagt, die Entscheidungsträger der USA haben das fundamentale Prinzip von Machtpolitik grundlegend missverstanden: die Notwendigkeit, die Vorrangstellung der USA zu erhalten und die Bedrohung durch die Ideologie des Kommunismus zu besiegen.“ Sie erwähnen ein Konzept namens „Bedrohungsdeflation“. Was bedeutet das?

James Fanell: Um eine Bedrohung im Kontext von Machtpolitik zu verstehen, muss man eine ehrliche Einschätzung vornehmen, und geheimdienstliche Informationen sind die Grundlage dafür. In Bezug auf China haben wir gesehen, wie der Einfluss der „Engagement School“ im Laufe der Zeit in die Nachrichtendienste eingedrungen ist und sie im Grunde übernommen hat.

Man hat die Bedrohung heruntergespielt und die Zeit unterschätzt, in der die Chinesen etwas erreichen würden. In dem Buch gibt es einen Abschnitt, in dem ausführlich über die Flugzeugträger der Volksbefreiungsarmee gesprochen wird und darüber, wie sehr sie diese benötigten.

Es gab eine abgestimmte Aktion der Geheimdienste, um die Möglichkeit zu minimieren, dass die Volksbefreiungsarmee einen Flugzeugträger bekommen würde.

Dieser Wahn vom „Ende der Geschichte“ hat in der Tat eine Art „intellektuelle Abrüstung“ bewirkt. Im Grunde haben die Menschen ihre Fähigkeit verloren, kritisch über diese Fragen nachzudenken.

Bradley Thayer: Die Menschen haben diese Fähigkeit tatsächlich verloren. Der Sieg über die Sowjetunion am Ende des Kalten Krieges war für viele US-Amerikaner so überraschend, dass wir quasi unseren Verstand verloren haben. Es gab bei uns eine „intellektuelle Abrüstung“ oder es gab dieses „große Vergessen“.

Alexei Arbatov, der sowjetische Analytiker der USA, sagte, dass sie uns etwas Schreckliches antun würden – sie würden uns den Feind wegnehmen. Gleichzeitig verschwand der Feind natürlich nicht. Der Feind war sehr berechnend und erkannte, dass er die Kommunistische Partei Chinas retten muss.

V.l. James Fanell, Bradley Thayer und Moderator Jan Jekielek. Foto: Epoch Times

Um das zu erreichen, musste er die Wall Street zu seinem Partner machen, damit die Industrie ins Land kommen konnte. Dann nahm er einen Teil dieses Reichtums und investierte ihn wieder in die USA, an der Wall Street und in Washington, D.C., im Wesentlichen, um sich Freunde zu erkaufen und Menschen zu beeinflussen.

Die Regierung von Clinton, die 1992 eine Kampagne mit der Behauptung führte, die Bush-Regierung habe Diktatoren von Bagdad bis Peking verhätschelt, ignorierte zwei Jahre später bei der Erneuerung der Meistbegünstigtenklausel jegliche Art von Einschränkungen der Menschenrechte.

Das entsprach Deng Xiaopings Wunsch. Es brachte die chinesische Wirtschaft auf das nächste Level. Clinton ebnete China auch den Weg zur Welthandelsorganisation. Wir entschieden uns dazu, uns selbst zu entwaffnen. Wir beschlossen, die Welt nicht mehr wie früher aus der Perspektive einer Großmachtpolitik zu betrachten.

Infolgedessen haben wir unser angestammtes Recht abgegeben. Was sie uns vermacht hatten, haben wir vergeudet. Sie gaben uns einen „Pax Americana“. Sie schenkten uns eine Ära der US-amerikanischen Dominanz, des Friedens und der Stabilität in der internationalen Politik, die mindestens 50 Jahre lang hätte dauern sollen.

Aber was geschah stattdessen? Im Wesentlichen hat Clinton all das verkauft. Damit wurde jegliches Prinzip der Machtpolitik verworfen, zugunsten der Unterstützung des Feindes und der Weitergabe von Geheimnissen und Wissen.

Dies geschah bei der US-Marine, bei den Industrieunternehmen und auch an Universitäten. Das „Ende der Geschichte“ war kurzfristig ein wirklich triumphaler Moment. Aber der Preis dafür war enorm und ist die Ursache für die gegenwärtige existenzielle Bedrohung.

Die USA kämpfen auch einen internen Kampf. Viele Länder wollen den US-amerikanischen Progressivismus gar nicht.

James Fanell: Ja, besonders in Asien. In Südkorea gab es Leute vom US-Außenministerium, die darauf drängten, die LGBTQ-Flagge in der Botschaft in Seoul aufzuhängen. Ähnliche Dinge wurden im Nahen Osten einer Gesellschaft aufgedrängt, die dies ebenfalls nicht akzeptierte.

Es war nicht Teil ihrer Kultur oder Religion, und dennoch drängten wir es ihnen auf. Die progressive Bewegung basiert auf totalitärer Kontrolle. Menschen sollen dazu gebracht werden, einer bestimmten Ideologie zu folgen. Das ist nicht der US-amerikanische Weg. Der würde heißen: „Mach dein Ding, aber schade niemandem. Genieße dein Leben. Strebe nach Glück, sei verantwortungsbewusst und dann werden die Dinge klappen.“

James Fanell. Foto: Epoch Times

Wir haben ein funktionierendes System – seit 250 Jahren. Es scheint, als hätten wir jetzt Leute an der Spitze dieser progressiven Bewegung, die die Politik Chinas übernehmen. Schauen Sie, was bei COVID in China passierte, wo die Leute ihr Handy zeigen mussten, um aus ihrem Wohnhaus herauszukommen, um ein Einkaufszentrum oder ein Restaurant zu betreten.

Welche US-Staaten folgten dem Modell der Kommunistischen Partei Chinas für ein Sozialkreditsystem? Vor zehn Jahren sprach ich mit Leuten, die sagten: „Niemals werden die USA ein Sozialkreditsystem einführen.“ Aber wir sehen, dass wir mehr und mehr in ein Sozialkreditsystem rutschen, das abfragt: „Lesen Sie die richtigen Sachen? Surfen Sie auf den falschen Websites?“

Wenn wir zu einer digitalen Währung übergehen, mit der verfolgt wird, was Sie mit jedem ausgegebenen Cent tun, dann wird es Dinge geben, die Sie nicht machen dürfen, zum Beispiel: „Tut mir leid, Jim, du kannst nicht reisen oder in diesen Laden gehen. Deine Kinder können nicht auf diese Schule gehen, weil du dich nicht korrekt verhalten hast.“

Brad, ein abschließender Gedanke?

Bradley Thayer: Die USA waren auch in der Vergangenheit in Schwierigkeiten, und wir konnten sie überwinden. Es ist wichtig zu erkennen, dass ein Sieg möglich ist. Die Kommunistische Partei Chinas ist eine unrechtmäßige, kommunistische Regierung.

Sie wurde dem chinesischen Volk von Stalin aufgezwungen. Sie hat kein Mandat des Volkes. Ihre Menschenrechtsbilanz, die zig Millionen Chinesen, die sie umgebracht hat, und ihre hyperaggressive Außenpolitik unterstreichen, dass sie nicht in die Gesellschaft der Nationen gehört.

Diese Regierung sollte aus der Gesellschaft der Nationen gestrichen werden. Menschen auf der ganzen Welt mit guten Absichten sollten daran arbeiten, diese Regierung zu stürzen.

Wir haben große Stärken, unser Feind hat tiefgreifende Schwächen. Der Marxismus ist eine westliche Ideologie und hat nichts mit China zu tun. Er wurde von zwei im Exil lebenden Deutschen entwickelt. Er hat nichts mit der Großartigkeit der chinesischen Zivilisation zu tun.

Wir müssen siegessicher sein, das Schiff wieder aufrichten und sicherstellen, dass es für die schwierige Aufgabe bereit ist. Denn wir haben große Stärken und China hat große Schwächen. Wenn wir unsere Kräfte bündeln und uns auf die Ideen unserer Mütter, Väter und Großeltern besinnen, werden wir diese existenzielle Bedrohung besiegen, so wie wir es auch in der Vergangenheit getan haben.

Das Interview – hier in Auszügen – führte Jan Jekielek für American Thought Leaders.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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