Irland: Töten für die Klimapolitik? 200.000 Milchkühe auf der Abschussliste

Erst die Niederlande, jetzt Irland. Welches Land folgt danach? Europäische Regierungen haben im Zuge der Klimapolitik radikale Lösungen im Visier.
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Kühe auf einer Weide in Irland.Foto: iStock
Von 6. Juni 2023

Aus einem geleakten Dokument des Dubliner Landwirtschaftsministeriums geht hervor, dass die irische Regierung in Erwägung zieht, 65.000 Milchkühe pro Jahr in den nächsten drei Jahren „abzuschaffen“. Dies berichtete die irische Zeitung „independant“.

Demnach will Irland seine Emissionen drastisch reduzieren, um bis 2050 klimaneutral zu sein. Das Oberste Gericht des Landes hat die Regierung dazu verpflichtet, einen Plan zu erarbeiten, nachdem die Umweltorganisation Friends of the Irish Environment die Regierung im Jahr 2017 verklagt hatte.

Dem Urteil, das Anfang des Monats gefällt wurde, ist zu entnehmen, dass der Nationale Klimaschutzplan des Landes nicht radikal genug sei, um die Klimaziele des Landes zu erreichen.

Laut einem Bundesgesetz aus dem Jahr 2015 sollen Irlands CO₂-Emissionen bis 2050 im Vergleich zu 1990 um 80 Prozent reduziert werden. „Als Zwischenziel wurde eine Reduzierung der Gesamtemissionen um 51 Prozent im Zeitraum von 2018 bis 2030 festgelegt, um Irland auf den richtigen Weg zu bringen“, heißt es in dem 37-seitigen Dokument „Prognosen der Behörde zu den Treibhausgasemissionen 2022–2040“.

3.000 Euro Entschädigung pro getöteter Kuh

Bezüglich des oben erwähnten Dokumentes erklärte das Landwirtschaftsministerium gegenüber der irischen Tageszeitung „Irish Mirror“, dass die Verringerung der Anzahl der Milchkühe nur einen von mehreren Entwürfen darstelle. Es sei noch keine endgültige politische Entscheidung darüber getroffen worden.

Interessanterweise stellt der Vorschlag dennoch bereits sehr detaillierte Angaben dar. In dem Dokument wurde offenbar vorgeschlagen, dass rund 65.000 Milchkühe in den Jahren 2023–2025, also insgesamt fast 200.000, „gekeult“ werden müssten, um die Klimaziele zu erreichen. Pro getötetes Tier sollen die Bauern 3.000 Euro als Entschädigung erhalten. Somit würde die Tötung der Kühe sich auf rund 600 Millionen Euro summieren.

Laut der vorläufigen irischen Viehbestandserhebung vom Juni dieses Jahres gibt es in Irland rund 2,5 Millionen Milch- und Fleischkühe, so „Irish Mirror“ weiter. Dabei würden Rindfleisch und Milchprodukte zusammen etwa zwei Drittel der landwirtschaftlichen Produktion des Landes ausmachen, wobei etwa 90 Prozent der Erzeugnisse exportiert werden. Irland ist unter den zehn größten Rindfleischexporteuren der Welt, das Land besteht zu 85 Prozent aus Grasland.

Widerstand von Landwirten und Verbänden

Die europäischen Regierungen haben die Agrarindustrie schon seit einigen Jahren im Visier. Erst letzten Monat hat die EU-Kommission der niederländischen Regierung Gelder in Höhe von 1,5 Milliarden Euro genehmigt, um landwirtschaftliche Betriebe aufzukaufen. Niederländische Bauern wehren sich seit Monaten gegen die Pläne der Klimapolitik, einige begingen sogar Selbstmord.

Auch in Irland regt sich jetzt der Widerstand. Laut Pat McCormack, dem Präsidenten des Irish Creamery Milk Suppliers Association, müsse es eine freiwillige Entscheidung bleiben, ob Landwirte an dem „Keulungsprogramm“ teilnehmen möchten.

Er finde es nicht richtig, dass die Milchwirtschaft derart drangsaliert werde: „Wir sind der einzige Sektor mit einem signifikanten Fahrplan, unsere Herde ist nicht größer als vor 25 oder 30 Jahren“, sagte er. „Kann man das Gleiche für die Transportindustrie sagen, kann man das Gleiche für die Luftfahrtindustrie sagen?“

Tim Cullinan, Präsident des irischen Bauernverbands, habe laut FAZ darauf hingewiesen, dass die Fleisch- und Milchproduktion in andere Länder abwandern werde, wenn die Republik ein Limit für die Produktion setze. „Solche Berichte verstärken nur den Eindruck, dass die Regierung hinter den Kulissen daran arbeitet, unsere Milch- und Viehbranche zu untergraben“, so Cullinan.

Am 1. Juni hatte er sich mit anderen Protestierenden in Brüssel zu einer Kundgebung versammelt und gegen die Pläne protestiert. Das Motto lautete dabei: „Wie passen wir in dieses Bild?“

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„Kuh keineswegs ein Klimakiller“, sagt Tierärztin

Tierärztin Dr. Anita Idel hatte gegenüber dem NDR argumentiert, dass das Image der Kuh zu Unrecht so schlecht sei. „Seit Jahrzehnten werden Rinder auf Hochleistung – Milch oder Fleisch – gezüchtet und nicht artgerecht gefüttert“, so Idel. So müssten diese Futtermittel verdauen, für die sie nicht gemacht seien.

„Das ist alles andere als effizient“, führt die Tierärztin weiter aus. „Bei richtiger Haltung und Fütterung sei die Kuh keineswegs ein ‚Klimakiller‘“, sondern vielmehr eine Klimaschützerin. Denn: „Frisst die Kuh Gras, regt sie es damit zum Wachstum an. Das Gras bildet Feinwurzeln aus, die deutlich mehr CO₂ speichern können als etwa Wälder.“



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