Kamerun: Etwa 300 Deutsche sitzen wegen Grenzschließung des Landes fest
Die Nachrichtenagentur AFP zeichnet anhand des Schicksals von vier deutschen Frauen, die Situation von etwa 300 in Kamerun festsitzenden Deutschen nach. Für Kamerun, dass kein klassisches Reiseland ist, gab es bisher keine Rückholaktionen. Die deutsche Botschaft verhandelt mit der Regierung Kameruns.

In Kamerun wurden nicht nur Einrichtungen wie hier das französische Lyzeum geschlossen, sondern auch die Grenzen. Jetzt sitzen zahlreiche Ausländer im Land fest.
Foto: - / AFP) (Photo by -/AFP via Getty Images
Sie schwanken zwischen Hoffen und Bangen: Vier seit vergangener Woche ungewollt wegen der Corona-Krise in Kamerun festsitzende deutsche Frauen fürchten derzeit mit jedem Tag mehr um ihre Sicherheit. Auf der anderen Seite verhandelt die deutsche Botschaft energisch mit der Regierung in Jaunde um eine Ausreiserecht – der Ausgang ist aber ungewiss.
Zu den Frauen gehört die Münchner Krankenpflegerin Sonja Schröter. Sie war nach Kamerun gereist, um die Familie und Freunde ihres Manns kennenzulernen, der Halbkameruner ist. Begleitet wird sie von ihrer Mutter Elke und Schwägerin Lorette Nowatzki. Vierte im Bunde ist die 60-jährige Renate Freese-Uhle, deren deutsche Freundin in der Küstenstadt Doula ein Haus für behinderte Kinder leitet.
Kameruns Grenzen in alle Richtungen geschlossen
Ihre Reise begann am 6. März, vergangenen Donnerstag sollte sie enden. Doch weil Kamerun ohne Vorankündigung alle Grenzen schloss, sitzen die Frauen nun fest – so wie viele andere Deutsche, die gerade an entlegenen Orten sitzen und nicht wissen, wie sie angesichts eines global zum weitgehenden Erliegen gekommenen Flugverkehrs nach Hause kommen sollen.
Über E-Mail und Telefon berichten die verzweifelten Frauen der Nachrichtenagentur AFP über ihre Situation. Besonders die 37 Jahre alte Sonja Schröter ist aufgewühlt. Als das Gespräch auf ihre beiden Kinder kommt, stockt ihre Stimme. „Es geht mir zu nahe“, sagt die Münchner Krankenpflegerin, Tränen fließen. Die beiden Kinder sind fünf und sieben Jahre alt.
Die Frauen leben gerade in dem zum Kinderhaus gehörenden Internat, das von der Regierung gesperrt wurde und deshalb verwaist ist. Bisher sei Corona in Kamerun kein großes Thema gewesen, das ändert sich allerdings gerade – und dies zum Negativen für die Deutschen.
Europäer werden von Kamerunern als Coronaverbreiter angesehen
Sie würden kritisch beäugt. „Die sind aus Europa, die haben Corona reingebracht“, solch eine Stimmung entstehe gerade, sagt Lorette Nowatzki. „Ich weiß nicht, wie es ist, wenn die Stimmung kippt.“ Sie fürchte um ihre Sicherheit, sagt die 45 Jahre alte Bayerin mit kamerunischen Wurzeln.
Dass Kamerun seine Grenzen dicht macht, sei „null ersichtlich“ gewesen, sagt Nowatzki. Die vier Frauen deckten sich mit so vielen Vorräten ein, dass sie vorerst nicht mehr auf die Straße müssen. So könnten sie mit dem Nötigsten versorgt abwarten – doch gibt es keinen Termin, auf den sie warten können.
Für 15 Länder von Ägypten über Ecuador und Mexiko bis hin zu Tunesien hat Deutschland eine Rückholaktion – Kamerun, das kein klassisches Touristenziel ist, ist nicht unter diesen Ländern.
Verhandlungen der Botschaft noch offen
Aus dem Auswärtigen Amt heißt es, die deutsche Botschaft in Jaunde stehe „in engem Austausch“ mit den Partnern der EU und den kamerunischen Behörden. Konkrete Hoffnung auf eine Lösung kann das Auswärtige Amt zwar nicht machen. Aber aus der Botschaft in Jaunde gibt es Signale intensiver Verhandlungen.
Der Knackpunkt scheint nicht eine fehlende Bereitschaft zu sein, die Deutschen außer Landes zu holen – die Schließung der Grenzen durch Kamerun ist das Problem. Sollte die kamerunische Regierung die Grenzen öffnen, kann es offenbar schnell gehen.
Mit einem mit „Liebe Landsleute“ überschriebenen Anschreiben werden die insgesamt etwa 300 auf eine Ausreise aus Kamerun hoffende Deutschen darauf hingewiesen, dass unermüdlich für sie gearbeitet werde. Sollte Kamerun sich bewegen, könnte binnen 24 Stunden ein Rückflug starten.
Für die vier Frauen ist dies ein wichtiges Signal, denn am kommenden Donnerstag läuft ihr Visum ab. Was die ständig kontrollierende Polizei ohne Visum mit ihnen machen würde, ist ihnen unklar und macht ihnen Sorgen.
Und Sonja Schröter wird nicht nur von ihren kleinen Kindern schmerzlich vermisst. Sie arbeitet auf der Intensivstation der Münchner Uniklinik Großhadern – im Kampf gegen Corona würde sie auch dort gebraucht.(afp)
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