Skandal bei der britischen Post: Ex-Chefin entschuldigt sich bei Filialleitern

Ein Softwarefehler sorgte bei der Post in Großbritannien zwischen 1999 und 2015 zu Fehlbeträgen in der Kasse. Die Chefetage hielt Hunderte Mitarbeiter dafür verantwortlich und verfolgte sie strafrechtlich. Jetzt entschuldigt sich die damalige Postchefin.
Hunderte selbstständige Filialleiter des früheren Staatsunternehmens Post Office wurden beschuldigt, sich zu bereichern.
Hunderte selbstständige Filialleiter des früheren Staatsunternehmens Post Office wurden beschuldigt, sich zu bereichern.Foto: Sandy Young/PA Wire/dpa
Epoch Times22. Mai 2024

Nach einem Justizskandal bei der Post in Großbritannien hat sich die ehemalige Postchefin Paula Vennells bei Hunderten zu Unrecht beschuldigten Post-Mitarbeitern entschuldigt. Vennells erklärte bei einer Anhörung am Mittwoch, ihr tue „alles“ leid, was die Betreiber von Postfilialen, deren Familien und andere Betroffene im Zuge des Skandals durchgemacht hätten.

Der Skandal war Anfang des Jahres durch die TV-Serie „Mr Bates vs. The Post Office“ einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Der Vierteiler auf ITV schilderte einen der größten Justizirrtümer in der Geschichte Großbritanniens.

Zwischen 1999 und 2015 wurden mehr als 700 Betreiber kleiner Postfilialen strafrechtlich verfolgt, weil sie angeblich Geld unterschlagen hatten. In Wirklichkeit kamen die Fehlbeträge durch ein fehlerhaftes Computerprogramm zustande.

Post hielt Mitarbeiter für verantwortlich

Statt den zunehmenden Hinweisen auf die Software-Probleme nachzugehen, machte die Chefetage der britischen Post seinerzeit ihre Mitarbeiter verantwortlich und verlangte von ihnen, die Fehlbeträge aus eigener Tasche auszugleichen.

Viele verschuldeten sich deswegen, manche verloren ihre Häuser. Viele Postbeamte kamen wegen Diebstahls in Haft. Andere bekannten sich vor Gericht schuldig, um dem Gefängnis zu entgehen. Mindestens vier Betroffene nahmen sich das Leben.

Die damalige Post-Chefin Vennells und weitere Führungskräfte zogen nach Ausstrahlung der Serie heftige Kritik auf sich, weil sie auch nach Bekanntwerden der Software-Probleme die Justizermittlungen gegen die Post-Mitarbeiter weiterlaufen ließen.

Gericht stellt 2019 Schuld bei Computerprogramm fest

Im Dezember 2019 stellte der Londoner High Court dann grundsätzlich fest, dass Computerfehler und nicht Straftaten die Ursache für die Fehlbeträge in den Postfilialen waren. Seit September 2020 leitet der frühere Richter Wyn Williams eine öffentliche Untersuchung des Falls.

In der Anhörung am Mittwoch sagte Vennells, ihr hätten damals nicht alle Informationen zur Verfügung gestanden. Heute sei ihr klar, dass sie zu „vertrauensselig“ gewesen sei, fügte die frühere Postchefin hinzu. Sie bedauere zutiefst, „dass Einzelpersonen, mich eingeschlossen, Fehler gemacht haben, Dinge nicht gesehen und nicht gehört haben“, sagte Vennells. (afp)



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