Stille Unterstützung für Israel: Arabische Staaten schossen Raketen ab

Zum ersten Mal hat das Regime in Teheran am Samstag Israel direkt angegriffen. Ein siebenjähriges Kind, das von einem Schrapnell getroffen wurde, befindet sich noch in Lebensgefahr. Israel konnte jedoch 99 Prozent der abgefeuerten Raketen abfangen. Bemerkenswert ist die Reaktion arabischer Staaten.
Israelische Flaggen wehen vor dem Parlamentsgebäude in Jerusalem.
Israelische Flaggen wehen vor dem Parlamentsgebäude in Jerusalem. Symbolbild.Foto: Christophe Gateau/dpa
Von 15. April 2024

Nach dem Angriff des Iran auf Israel mit etwa 350 Raketen berät das Kabinett in Jerusalem über das weitere Vorgehen. Es sei „klar, dass es eine Antwort geben wird“, zitiert „Israel Hayom“ offizielle Kreise des Kabinetts um Premierminister Benjamin Netanjahu. Allerdings hieß es auch, man werde abwarten, welche Optionen die israelischen Streitkräfte (IDF) präsentierten.

Ein siebenjähriges Mädchen aus der beduinischen Community, das durch einen Raketenteil getroffen wurde, der auf das Haus ihrer Familie fiel, befindet sich der „Times of Israel“ zufolge weiter in Lebensgefahr.

Stille Unterstützung für Israel aus mehreren arabischen Staaten

Am Samstag, 13. April, griff der Iran erstmals von seinem eigenen Territorium aus mit etwa 350 Raketen und Kampfdrohnen an. Angaben der IDF zufolge konnten 99 Prozent davon erfolgreich abgefangen werden.

Ein Faktor könnte dabei die Debatte über die mögliche Reaktion Israels in erheblicher Weise beeinflussen. Neben den USA beteiligten sich Berichten zufolge auch arabische Staaten an der Neutralisierung iranischer Raketen. So sollen Länder wie Jordanien und Saudi-Arabien Geschosse abgefangen haben, die sich über ihr Staatsgebiet bewegt hatten. Jordanien soll Israel und den USA zudem seinen Luftraum geöffnet haben, um den iranischen Angriff besser abwehren zu können.

Das israelische Luftabwehrsystem «Iron Dome» feuert, um vom Iran abgefeuerte Raketen abzufangen.

Das israelische Luftabwehrsystem „Iron Dome“ feuert, um vom Iran abgefeuerte Raketen abzufangen. Foto: Tomer Neuberg/AP

US-Präsident Joe Biden hatte offenbar mit dem Iran im Vorfeld des Angriffs Gespräche über Zeitpunkt und Intensität geführt. Auf diese Weise hatte er erreicht, dass Israel und die Anrainer in der Region darüber informiert waren und sich vorbereiten konnten.

Welche Strategie der Iran verfolgt

Das Regime in Teheran stellt den Angriff als legitime Reaktion auf einen Luftangriff der israelischen Streitkräfte Anfang des Monats in Damaskus dar. Dabei wurde auch ein Konsulargebäude der iranischen Botschaft getroffen, in dem sich ranghohe Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) aufhielten. Von 16 Todesopfern waren sieben Mitglieder deren sogenannter Al-Quds-Brigaden, darunter zwei Generäle.

Diese sind Teil der Einflusspolitik Teherans in der Region. Das Regime im Iran strebt zum einen die Dominanz in konfessionell gemischten Ländern wie Libanon, Jemen, Syrien oder Irak an. Perspektivisch gehören jedoch auch die Destabilisierung Saudi-Arabiens und vor allem die Vernichtung Israels zu deren Zielen.

Diese ist seit der Mullah-Revolution 1979 offizielle Staatsräson im Iran, der noch in der Zeit des Schahs zu Jerusalems engsten Verbündeten zählte. Deshalb unterstützt Teheran trotz der konfessionellen Diskrepanz auch die terroristische Hamas, gegen die Israel nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 in Gaza eine Anti-Terror-Operation führt.

In der breiten Bevölkerung der Staaten des Nahen Ostens sind seit dessen Staatsgründung 1948 politisch geschürte Ressentiments gegen Israel auf fruchtbaren Boden gefallen. Der „Palästinenser“-Mythos gilt sowohl früheren Verbündeten der Sowjetunion als auch religiösen Fundamentalisten als Agitationsanlass.

Teheran will Israel in der Region isolieren

Autoritäre arabische Führer wie Iraks früherer Machthaber Saddam Hussein oder der Assad-Clan in Syrien nutzten den jüdischen Staat jeweils als einigendes Feindbild. Gleiches gilt für die sunnitische Muslimbruderschaft und eben auch die Mullahs im Iran – obwohl diese abseits dieses Themenbereichs miteinander verfeindet sind.

Der Iran will mithilfe seiner aggressiven Politik gegenüber Israel Unterstützung in der Region gewinnen und verfeindete Staaten destabilisieren. Dies gilt vor allem für jene arabischen Staaten, die in den vergangenen Jahren eine Annäherung an Jerusalem gesucht hatten. Zu diesen gehörte auch das Königreich Saudi-Arabien, dessen Führung zuletzt eine Annäherung an Israel angestrebt hatte. Nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober legte Riad diesen Prozess auf Eis und bemühte sich um einen Ausgleich mit dem Iran. Im Hintergrund sollen die Gespräche mit Israel jedoch weiterlaufen.

Es ist davon auszugehen, dass sich die IRGC-Kader in Damaskus aufhielten, um das weitere Vorgehen iranischer Proxys in Syrien und im Libanon zu koordinieren. Anstelle des Iran selbst hatten bislang diese Attacken auf Israel oder dessen Verbündete unternommen. Seit Oktober des Vorjahres beteiligten sich auch die jemenitischen Huthis an solchen. Dennoch inszenierte sich der Iran mit Blick auf den Angriff auf das diplomatische Gebäude in Damaskus als Opfer.

Am 1. April 2024 neben dem iranischen Konsulat in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Foto: Maher al Mounes/AFP über Getty Images

Angriff des Iran könnte Bedrohungswahrnehmung in einigen arabischen Ländern verändern

Einige arabische Staaten scheinen die Strategie des Iran allerdings entsprechend einzuordnen – auch solche, die Israel für sein Vorgehen in Gaza verurteilen. Ähnlich wie Russland, Frankreich, Deutschland und Chinas KP-Regime riefen Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Bahrain, Kuwait, Oman, Ägypten, Irak, Jordanien und Katar alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf. Die Türkei forderte den Iran dazu auf, eine „weitere Eskalation“ zu vermeiden.

Zuvor hatte der Iran vor einer „sehr viel stärkeren Reaktion“ gewarnt, sollte Israel einen Vergeltungsangriff auf die Aggression vom Samstag durchführen. Politiker der Rechten und Kommentatoren fordern eine harte Reaktion Jerusalems und sehen die Politik der Zurückhaltung gegenüber dem Iran als Grund für dessen Gebaren.

Das Kabinett in Jerusalem wird nun sein weiteres Vorgehen sorgfältig abwägen. Der Angriff des Iran öffnet Israel dabei auch neue diplomatische Spielräume. Zum einen wächst der innenpolitische Druck in den USA, die zuletzt wiederholt Kritik am engsten Verbündeten in der Region wegen des Gaza-Einsatzes geübt hatten.

Das aggressive Vorgehen des Iran könnte zudem arabische Staaten mit verbesserten Beziehungen zu Israel einen Anlass geben, die Verständigungspolitik wieder zu forcieren. Die iranische Einmischung in der Region und die Aussicht, eines Tages könnten iranische Raketen auch in Richtung Riad oder Dubai fliegen, spielen in der Entscheidungsfindung eine Rolle. Julien Barnes-Dacey, Chef des Nahost- und Nordafrikaprogramms des European Council on Foreign Relations, erklärte dazu:

„Die Angriffe Irans haben weitere Unterstützer aus aller Welt hinter Israel versammelt, inklusive einflussreicher arabischer Staaten, die Israels Gaza-Offensive durchaus kritisch sehen, aber dennoch eine Antwort auf die Drohnenangriffe Irans befürworten.“

Die Altstadt von Jerusalem, fotografiert am Morgen des 14. April 2024, nachdem der Iran über 300 Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert hat. Foto: Ronaldo Schemidt/AFP via Getty Images

Keine Seite kann reales Interesse an weiterer Eskalation haben

US-Präsident Joe Biden hat zudem deutlich gemacht, sich nicht an einem möglichen israelischen Gegenangriff beteiligen zu wollen. Gleichzeitig machte er deutlich:

„Sollten der Iran oder dessen Proxys gegen die Vereinigten Staaten oder weiterhin gegen Israel vorgehen, wird der Iran zur Rechenschaft gezogen.“

Israel fordert derweil Sanktionen gegen den Iran und die breite Einstufung der IRGC als terroristische Organisation. An einer weiteren Eskalation dürfte unterdessen keiner der Beteiligten ein reales Interesse haben. Jerusalem droht neben dem Antiterroreinsatz gegen die Hamas ein Mehrfrontenkrieg mit dem Iran und dessen Verbündeten.

Die USA haben nach wie vor keinen Weg gefunden, um ein Ende des Ukraine-Krieges zu erreichen und sind zusätzlich mit einem stetig aggressiveren KP-Regime im Südchinesischen Meer konfrontiert. Dieses hatte jüngst wieder seine Drohgebärden gegen Taiwan oder die Philippinen intensiviert.

Der Iran wiederum riskiert ebenfalls, im Fall einer Eskalation eine imperiale Überdehnung zu erleben – und neben durch Teheran bedrohten arabischen Ländern auch sunnitische Milizen in Syrien oder dem Irak gegen sich zu mobilisieren.

Auf diesem vom Weißen Haus veröffentlichten Bild trifft sich US-Präsident Joe Biden (3.v.r) mit Mitgliedern des Nationalen Sicherheitsteams im Situation Room des Weißen Hauses, um über die bevorstehenden Raketenangriffe des Iran auf Israel zu sprechen.

Auf diesem vom Weißen Haus veröffentlichten Bild trifft sich US-Präsident Joe Biden (3.v.r) mit Mitgliedern des Nationalen Sicherheitsteams im Situation Room des Weißen Hauses, um über die bevorstehenden Raketenangriffe des Iran auf Israel zu sprechen. Foto: Adam Schultz/The White House/AP/dpa



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