Ungarn: Preisstopp für Lebensmittel soll ausgeweitet werden

Milch, Zucker, Hühnerbrust – einige Produkte sind in Ungarn seit November 2021 zu einem Festpreis erhältlich. Um die Inflationskrise zu bekämpfen, wurden ab Mitte dieser Woche auch die Preise für Eier und Kartoffeln eingefroren.
Titelbild
Ein Informationszettel am 1. Februar 2022 an einem Regal in einem Supermarkt im 12. Bezirk von Budapest. Damals kündigte die Regierung einen Preisstopp für mehrere Grundnahrungsmittel an.Foto: ATTILA KISBENEDEK/AFP via Getty Images
Von 11. November 2022

Die ungarische Regierung hat beschlossen, die Preise für Eier und Kartoffeln einzufrieren, wie am Mittwoch, 9. November, von Minister Gergely Gulyás bekannt gegeben wurde. Die Preise für einige andere Grundnahrungsmittel wurden bereits früher auf dem Niveau von November 2021 festgelegt. Das betrifft Lebensmittel wie Zucker, Milch mit 2,8 Prozent Fettgehalt, Hühnerbrust und Mehl.

Der Preisstopp für die betroffenen Lebensmittel gilt vorerst bis Ende Dezember 2022. Die neue Maßnahme sollte die Preise für Eier um 25 Prozent und für Kartoffeln um 10 Prozent senken und die Inflation insgesamt um 0,1-0,2 Prozent reduzieren, berichtet „Ungarn Heute“.

Diese Ausdehnung der Preisstopps gilt nicht für Marktstände. Einzelhändler in kleineren Gemeinden erhalten außerdem Unterstützung von der Regierung, um Verluste besser zu verkraften.

Die ungarische Regierung entwickelt derzeit einen Aktionsplan zur Reduzierung der Inflation. Gulyás sagte:

Ziel ist, die Inflation bis Ende 2023 um mindestens die Hälfte zu senken.“

Sanktionen gegen Russland

Während der Ankündigung des Preisstopps durch die Regierung sagte Kanzleramtsminister Gergely Gulyás, der Hintergrund für den drastischen Anstieg der Lebensmittelpreise sei in den schädlichen Auswirkungen der Brüsseler Sanktionen zu sehen. Daher wird die Inflation von der Regierung als „Sanktionsinflation“ bezeichnet. Ungarn unterstütze weiterhin nicht die Einführung von Sanktionen gegen Russland im Energiebereich, fügte der Minister hinzu.

„Solange es Sanktionen gibt, wird es auch eine Sanktionsinflation geben“, erklärte Gulyás im Zusammenhang mit dem neunten Sanktionspaket, an dem in Brüssel gearbeitet wird. Bereits die Ankündigung der Pläne habe zu neuen Preissteigerungen in Europa geführt. „Inzwischen gehen jede Woche Tausende Menschen in den größten Städten Westeuropas auf die Straße, um niedrigere Preise und höhere Löhne zu fordern“, so der Minister.

Lebensmittel haben sich stark verteuert

Während einige wichtige Lebensmittel von der Preisbremse erfasst werden, steigt die Inflation bei anderen Lebensmitteln an und verzeichnet sogar den höchsten durchschnittlichen Anstieg in der EU.

Dem Nachrichtenportal „Ungarn Heute“ zufolge stiegen die Lebensmittelpreise im Oktober um 4,3 Prozent, wobei die Preise für Eier um 24,1 Prozent zunahmen. Im Jahresvergleich wurden sie um 87,9 Prozent teurer.

Brot verteuerte sich um 81,4 Prozent, Milchprodukte um 75,4 Prozent, Käse um 74,7 Prozent, Butter und Buttercreme um 71,6 Prozent, Trockenteigwaren um 58,6 Prozent, Margarine um 58,0 Prozent und Backwaren um 54,7 Prozent (im Vergleich zum Oktober des letzten Jahres).

Die Preise für frisches Gemüse stiegen innerhalb eines Monats um 9,1 Prozent und innerhalb eines Jahres um 39,9 Prozent. Der Anstieg von 11,8 Prozent bei Zucker und 4,4 Prozent bei Speiseöl war der geringste unter den Lebensmitteln.

Das ungarische Statistische Zentralamt erklärte in seinem Bericht vom 9. November, dass die Verbraucherpreise in Ungarn im Oktober im Durchschnitt 21,1 Prozent höher waren als ein Jahr zuvor.

Einfluss des Euro-Wechselkurses

Im Zusammenhang mit der „Sanktionsinflation“ wird diskutiert, warum Ungarn so stark vom Anstieg der Lebensmittelpreise betroffen ist.

Kürzlich berichtete die konservativ-liberale Wochenzeitung „Magyar Hang“ über folgende Frage eines Lesers: „Als ich mich in einem Tesco-Supermarkt umsah, konnte ich nicht verstehen, wie ein halbes Kilo Nudeln, das meiner Erinnerung nach im Frühjahr 239 Forint (etwa 0,60 Euro) gekostet hatte, plötzlich 999 Forint (etwa 2,40 Euro) kosten konnte. […] Im slowakischen Tesco kosten die gleichen Nudeln 0,99 Euro.“

Die Redaktion nahm sich des Problems an, Tesco wurde um eine Stellungnahme gebeten. Tesco antwortete, dass man aufgrund der strengen Wettbewerbsregeln und der Vertraulichkeit von Lieferantenverträgen keine konkreten Angaben zu seiner Preispolitik machen könne. Der Preis der Produkte werde von einer Reihe von Faktoren beeinflusst, darunter Vertriebskosten, Wechselkursen, Marktinflation, Mehrwertsteuersätzen und andere.

Momentan ist nicht geklärt, was die konkreten Gründe für die Preisunterschiede sind. Das ungarische Wirtschaftsmagazin „Portfolio“ hat einige der neuesten Daten von Eurostat untersucht und Ende September festgestellt, dass Ungarn die höchste Inflationsrate bei Lebensmitteln in der EU hatte.

Einen außerordentlichen Einfluss auf die ungarischen Preise habe der Euro-Wechselkurs: „Eurostat zum Beispiel berechnet diese Preise in Euro, sodass die extrem schwache ungarische Währung einen starken Einfluss auf die Preise hat, die wir im Laden sehen. Dies gilt insbesondere (aber nicht ausschließlich) für Produkte, die überwiegend in das Land importiert werden“, so die Experten.



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