„Werbung im Umfeld von Nazi-Seiten“: Konzerne erklären Boykott gegen X – Musk will klagen

Der Eigentümer von X, Elon Musk, will gerichtlich gegen die linksgerichtete Plattform „Media Matters“ vorgehen. Konzerne wie Disney, Warner Bros. oder IBM hatten Berichte über Werbung, die in der Nähe von Nazi-Seiten platziert war, zum Anlass für einen Boykott genommen.
X-Besitzer Elon Musk zieht neue Vorwürfe auf sich, antisemitischen Ansichten Gehör zu verschaffen.
X-Besitzer Elon Musk zieht neue Vorwürfe auf sich, antisemitischen Ansichten Gehör zu verschaffen.Foto: Kirsty Wigglesworth/PA Wire/dpa
Von 19. November 2023

Mehrere große Konzerne haben jüngst erklärt, bis auf Weiteres keine Werbung auf der Kurznachrichtenplattform X, ehemals Twitter, zu schalten. Anlass dafür waren Berichte der linken Medienbeobachter-Vereinigung „Media Matters“. Diese hatte dokumentiert, wie Werbeeinschaltungen in der Nähe von Beiträgen mit neonazistischem Inhalt erschienen waren. Eigentümer Elon Musk will nun gerichtlich dagegen vorgehen. Allerdings steht er auch selbst im Visier von Vorwürfen des Rassismus und Antisemitismus.

Auch EU-Kommission will nicht mehr auf X werben

Konzerne wie IBM, Comcast/NBCUniversal, Disney, Lions Gate Entertainment, Paramount, Discovery oder Warner Bros. hatten jüngst erklärt, Werbung auf X auszusetzen. Auch die Europäische Kommission will nicht mehr werben. Deren Sprecher Johannes Bahrke begründete dies mit einem „alarmierenden Anstieg von Desinformation und Hassrede auf zahlreichen Social-Media-Plattformen in jüngster Zeit“. Daran sei X „sicherlich stark beteiligt“.

Die EU-Kommission hatte bereits im Zusammenhang mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober Vorwürfe gegen X erhoben. Die Plattform dulde Hassrede und Falschinformationen im Umfeld der Ereignisse, hieß es damals. Die EU-Kommission forderte X zur Zusammenarbeit mit Sicherheitsbehörden auf.

Elon Musk reagierte auf einen Vorstoß von Digitalkommissar Thierry Breton mit der Forderung, die Vorwürfe zu konkretisieren und transparent zu machen.

Zum Unterstützerumfeld von „Media Matters“ gehören auch Podesta und Soros

Für den nunmehrigen Boykott gegen X durch große Konzerne sind Berichte auf der Seite von „Media Matters for America“ verantwortlich. Die 2004 gegründete Organisation ist seit ihrer Gründung mithilfe führender Funktionäre und Großspender der Demokratischen Partei für Kampagnen gegen konservative Medien bekannt.

Im Jahr 2010 hatte sie beispielsweise einen „Krieg gegen Fox News“ erklärt – ebenfalls unter Rückgriff auf Boykottaufrufe. Unter den Unterstützern der Vereinigung finden sich unter anderem Hillary Clintons früherer Wahlkampfmanager John Podesta und Milliardär George Soros.

Wie „Media Matters“ berichtet, waren Werbeanzeigen von unterschiedlichsten Kunden – von Adobe über Amazon bis hin zum Sportverband NBC – im Umfeld von Beiträgen mit neonazistischem Inhalt erschienen. Dies widerspreche den Zusicherungen von CEO Linda Yaccarino, X für Werbekunden zu einer „sicheren und vertrauenswürdigen Plattform“ machen zu wollen.

Hat „Media Matters“ seine Recherche manipuliert?

Unterdessen hat Elon Musk für Montag, 20.11., eine „thermonukleare Klage“ gegen „Media Matters“ und alle Beteiligten an „diesem betrügerischen Angriff auf unser Unternehmen“ angekündigt. Musk wirft den Urhebern der Berichte Manipulation vor. Auf diese Weise versuche man, „die Redefreiheit zu untergraben und Werbekunden in die Irre zu führen“.

Gegenüber der englischsprachigen Epoch Times bestätigte ein leitender Angestellter, dass vieles auf eine gezielte Inszenierung zum Zwecke der Belastung hindeute. Demnach folgten die Werbeanzeigen dem Benutzerhandle des jeweiligen Nutzers. Dieser bestimme seine Präferenzen – und die Werbetreibenden definierten nach regelmäßig davon unabhängigen Merkmalen die Zielgruppe.

Das X-System platziere weder eine Marke aktiv neben bestimmten Inhalten, noch versuche eine Marke aktiv, die Inhalte mittels einer Anzeigenplatzierung zu unterstützen. Tatsächlich bestimmt in erster Linie der Nutzer die Inhalte, die er auf X angezeigt bekommt. Werbung bekommt er dann angezeigt, wenn er in die dafür definierte Zielgruppe fällt – beispielsweise älter als 18 ist und im Bundesstaat New York lebt.

GARM bescheinigt X ausgeprägtes Maß an Markensicherheit

Gruppen wie „Media Matters“ würden gezielt und aggressiv nach bestimmten Beiträgen suchen – „und wenn sie eine Anzeige sehen, drücken sie immer wieder auf Aktualisieren, um so viele Marken wie möglich zu erfassen“. Dies gehe auch aus den eigenen Aufzeichnungen hervor:

„Unsere Protokolle zeigen, dass sie ein Szenario erzwungen haben, das zu einer 13-fachen Anzahl von Anzeigen führte, verglichen mit dem Median der Anzeigen, die einem X-Nutzer angezeigt werden.“

Im Gespräch mit der Epoch Times sagte der X-Manager, dass die Plattform „stärkere Markensicherheits- und Eignungskontrollen“ als andere Netzwerke eingeführt habe und dass dies Fähigkeiten seien, die es in den 17 Jahren von Twitter nie gegeben habe. Dies habe auch die „Global Alliance for Responsible Media“ (GARM) bestätigt:

„Bislang sind in diesem Jahr 99 Prozent der gemessenen Anzeigenplatzierungen neben Inhalten erschienen, die über den von GARM festgelegten Kriterien für die Markensicherheit liegen.“

Auch die Konten, die von „Media Matters“ angesprochen wurden, seien überprüft worden. Einige habe man demonetarisiert, einige sogar von der Plattform. Die angesprochenen Beiträge habe man als „heikel“ gekennzeichnet. Die Verbreitung der Posts sei im Übrigen sehr gering gewesen.

X äußerte in einer Erklärung, dass die Plattform „das Recht der Öffentlichkeit auf freie Meinungsäußerung schützt“. Diese bringe es jedoch auch mit sich, „Dinge zu sehen oder zu hören, die manche Menschen als anstößig empfinden“.

Jüdischer „Hass gegen Weiße“ als „tatsächliche Wahrheit“

Elon Musk steht jedoch auch persönlich im Visier von Vorwürfen des Rassismus und Antisemitismus. Dies bezieht sich weniger auf eigene Aussagen, sondern auf einige Äußerungen Dritter, die er zustimmend kommentiert hatte. IBM und Lions Gate haben ihren Werbestopp damit begründet, dass Musk einen Tweet geteilt und unterstützt hatte, in dem es hieß, jüdische Gemeinschaften würden „jenen dialektischen Hass gegen Weiße anstacheln, von dem sie vorgeben, sie wünschten, Menschen würden aufhören, diesen gegen sie selbst verwenden.“

Musk hatte dem Beitrag bescheinigt, dessen Urheber habe „die tatsächliche Wahrheit“ gesagt.

Später erklärte Musk, er habe „nicht alle jüdischen Gemeinschaften“ damit gemeint. Allerdings warf er der „Anti-Defamation League“ (ADL) vor, diese würde „die Mehrheit im Westen ungerechtfertigt angreifen, obwohl diese das jüdische Volk und Israel unterstützt“. Der X-Eigentümer fügte hinzu:

„Das liegt daran, dass sie nach ihren eigenen Grundsätzen nicht die Minderheitengruppen kritisieren können, die ihre Hauptbedrohung darstellen. Das ist nicht richtig und muss aufhören.“

Erhöhtes Interesse an alarmistischen Beiträgen gegen Einwanderer und Islam

Tatsächlich hatte Musk in den vergangenen Wochen ein auffälliges Interesse an alarmistischen Szenarien mit einwanderungs- und islamfeindlichem Unterton offenbart. Vor einigen Tagen hatte er einen Beitrag eines „evolutionären Verhaltensbiologen“ zustimmend kommentiert, der einen Neun-Punkte-Plan skizziert hatte. Dieser solle dazu beitragen, die „westliche Zivilisation“ gegen „aufrührerische Glaubenssysteme“ zu verteidigen, die man notfalls auch „kriminalisieren“ müsse.

Einen Beitrag von „Radio Genoa“, der eine tätliche Auseinandersetzung zwischen „britischen Patrioten“ und Migranten zeigt, kommentierte er mit der Aussage:

„Europa steuert auf einen Bürgerkrieg zu.“

Der Account „Radio Genoa“ verbreitet unter anderem das in der extremen Rechten vorherrschende Narrativ vom „großen Austausch“ und macht mit teilweise gewaltaffinen Beiträgen Stimmung gegen „Kulturbereicherer“.



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