Zensierte Jeans: Nordkoreas TV und eine Gartensendung

Kürzlich zeigte ein nordkoreanischer Fernsehsender eine britische Gartensendung. Eigentlich ein harmloses Thema. Doch ein Problem gab es: Die Jeans des Gärtners. Warum hat der Sender die Hose unkenntlich gemacht?
Titelbild
Alan Titchmarsh bei einer Blumenausstellung im Mai 2018 in London.Foto: Jeff Spicer/Getty Images
Von 1. April 2024

Eine westliche Gartensendung ist für das nordkoreanische Fernsehen in Ordnung. Die Jeans, die ein Gärtner darin trägt, allerdings nicht – sie wurde kurzerhand zensiert. So kürzlich geschehen beim Fernsehsender „Central TV“ des asiatischen Landes.

„Central TV“ entschied sich dazu, eine 2010 ausgestrahlte Folge der BBC-Gartensendung „Alan Titchmarsh’s Garden Secrets“ (Alan Titchmarsh’s Geheimnisse des Gartens) auszustrahlen. Als Titchmarsh sich in einer Szene in einem Beet kniete, um den Zuschauern etwas zu erklären, fällt sofort auf, dass seine Hose verpixelt ist.

Ein nicht tolerierbares Symbol

Der Fernsehsender hatte die Hose des Gärtners deswegen unkenntlich gemacht, da Jeans in dem kommunistisch regierten Staat als „Symbol des US-Imperialismus“ gelten. So etwas wird dort nicht toleriert, daher sind Jeans dort grundsätzlich verboten, wie „Euronews“ berichtete.

Nach Angaben der in Seoul ansässigen „NK News“ sind Jeans gemäß den nordkoreanischen Vorschriften bereits seit den 1990er-Jahren verboten. Der damalige Staatschef Kim Jong-il erklärte Jeans zu einem Symbol des westlichen – insbesondere des amerikanischen – Imperialismus. In einem sozialistischen Staat, der gegen die westliche Kultur vorgehen will, habe solch ein Symbol nichts zu suchen.

Laut „Euronews“ ist es unklar, wie das nordkoreanische Regime die Rechte an der Sendung „Alan Titchmarsh’s Garden Secrets“ erworben hat, um die Sendung ausstrahlen zu dürfen. Fakt ist aber: Die Jeans des Moderators mit dem grünen Daumen dürfen dem nordkoreanischen Publikum nicht gezeigt werden.

Ist Titchmarsh ein Imperialist?

Kurz darauf bekam auch Titchmarsh selbst mit, wie „Central TV“ seine damalige Sendung aufarbeitete. Der inzwischen 74-jährige Gärtner sagte der britischen Rundfunkanstalt BBC, dass ihm die Zensur etwas an „Glaubwürdigkeit“ verschafft habe, berichtete CNN. Dabei betonte er ausdrücklich:

Ich habe mich selbst nie als gefährlichen, aufständischen Imperialisten gesehen. Ich gelte im Allgemeinen als eher gemütlich und ziemlich harmlos.“

Er sei lediglich „ein Gärtner, der gerne rausgeht, um die Landschaft zu verschönern“. Wie der Nordkorea-Analyst Martyn Williams laut dem Schweizer Medium „20min“ mitteilte, sei die Ausstrahlung der britischen Gärtnersendung in dem asiatischen Land ungewöhnlich. Denn das nordkoreanische Fernsehen zeigt normalerweise sehr selten Sendungen aus dem Ausland. Und wenn, dann ganz ohne kontroverse Inhalte.

Verbot, sich am Ausland zu orientieren

In den vergangenen Jahren spiegelte sich das nordkoreanische Jeans-Verbot bei der Ablehnung der westlichen Kultur wider, wie die mazedonische Tageszeitung „Slobodenpecat“ berichtete. So habe die staatliche Zeitung „Rodong Sinmun“ von den Bürgern im Jahr 2020 verlangt, die sogenannte „bürgerliche Kultur“ abzulehnen. Stattdessen sollten die Nordkoreaner einem „überlegenen sozialistischen Lebensstil“ annehmen.

Auch Nam Sung-wook, Professor für Nordkoreastudien an der Korea University in Seoul, erklärte gegenüber CNN den Sachverhalt. Seiner Ansicht nach zeige diese Zensur, dass Nordkorea das kürzlich verabschiedete Gesetz zur Ablehnung reaktionärer Ideologie und Kultur strikt umsetze.

„Das Gesetz zielt darauf ab, den Einwohnern Nordkoreas zu verbieten, das Ausland in verschiedenen Aspekten zu imitieren, einschließlich der Art, wie sie sich kleiden und sprechen“, sagte er.

Ähnliches gab es in der DDR, in Deutschland war die Jeans in DDR-Zeiten ebenfalls zeitweilig verpönt. In den 50er- und 60er-Jahren galten diese Hosen als modisches Tabu, wie der MDR berichtete. Sie zählten als kapitalistisches Teufelszeug und Hosen des Klassenfeindes. Das SED-Politbüro hatte die Jeans als äußerst argwöhnisch betrachtet. Auch in der Schule waren sie verboten. Wer sie dennoch trug, musste umgehend nach Hause gehen. Die SED brachte damit ihre Ablehnung gegenüber dem westlichen Lebensstil zum Ausdruck.

Laut Medienberichten kritisierte auch bereits der amtierende Staatschef Kim Jong-un Jeans und T-Shirts mit westlichen Logos scharf, die die Menschen im benachbarten Südkorea gerne tragen. Im Gegensatz zum diktatorisch geführten Nordkorea ist Südkorea eines der demokratischsten Staaten Asiens, vergleichbar mit Italien und Österreich.



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