DIW: Die Deutschen sollen akzeptieren, dass „wir eine Einwanderungsgesellschaft sind“

Deutschland müsse bereit sein, „die, die gekommen sind und aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht wieder gehen, von der ersten Stunde an, in unsere Gesellschaft zu integrieren“, fordert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).
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SymbolfotoFoto: MAJA HITIJ/AFP/Getty Images
Epoch Times27. Dezember 2017

Die Deutschen sollen akzeptieren, dass „wir eine Einwanderungsgesellschaft sind“, sagte Gert G. Wagner dem „Tagesspiegel“. Wagner ist Vorstandsmitglied des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Würde Deutschland Migranten und Asylbewerber „systematischer“ integrieren, gebe es eine größere Chancengleichheit in der Bundesrepublik, so Wagner.

Außerdem müsste die deutsche Gesellschaft bereit sein, „die, die gekommen sind und aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht wieder gehen, von der ersten Stunde an, in unsere Gesellschaft zu integrieren“, fordert das DIW-Vorstandsmitglied.

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Sollte dies nicht gelingen, drohten Deutschland solche Zustände wie in Frankreich oder den USA, wo sehr große Bevölkerungsgruppen kaum Chancen und Perspektiven in ihrem Leben hätten, so der Sozialwissenschafter.

Dieser Trend sei in Deutschland bereits zu bemerken: So sei die Zahl der Schülern, die auf Privatschulen gehen, in den letzten Jahren in Deutschland explodiert. ‚Das ist ein sehr, sehr ernstes Zeichen für eine Segregation innerhalb der Gesellschaft‘, meinte Wagner.

BA-Chef: Geduldete Asylbewerber fürs Arbeitsleben fit machen

Auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) fordert eine bessere Förderung von Migranten und Asylbewerbern. So sollten auch Geduldete die Chance erhalten, sich besser auf das Arbeitsleben in Deutschland vorzubereiten, sagte der BA-Vorstandschef Detlef Scheele in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.

Konkret sprach sich Scheele dafür aus, dieser Gruppe von Migranten, die bisher keinen Zugang zu Integrationskursen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge habe, dieses Angebot ein Jahr nach ihrer Einreise in Deutschland uneingeschränkt zu gewähren.

Gleiches gelte für die von der Bundesagentur angebotenen Sprachkurse, in denen berufliche Fachbegriffe vermittelt werden. Geduldeten, deren Abschiebung unter anderem aus gesundheitlichen Gründen unmöglich ist, sind diese Kurse bisher weitgehend verschlossen.

Zur Begründung wies der BA-Chef auf die vergleichsweise geringe Zahl von Abschiebungen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Geduldeten hin.

Auch wenn man auf die Balkankrise vor 20 Jahren schaut, wissen wir, dass die Menschen länger in Deutschland bleiben. Und dann sollte man ihnen auch den Spracherwerb ermöglichen. Denn sie haben ja in der Regel Zugang zum Arbeitsmarkt – der kann aber nur mit Deutschkenntnissen realisiert werden“, sagte Scheele.

Ende Juni hätten knapp 16.600 geduldete Asylbewerber mehr als zehn Jahre in Deutschland gelebt.

Städte- und Gemeindebund fordert mehr Flexibilität bei Integration von Migranten

Migranten sollten so schnell wie möglich an den Arbeitsmarkt herangeführt werden, fordert auch der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg.

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Denn in Deutschland seien Mitte 2017 fast 600.000 Migranten als erwerbsfähige Leistungsberechtigte in der Grundsicherung Hartz IV gewesen – ein Anstieg von mehr als 250.000 Menschen gegenüber 2016, so Landsberg.

„Diese Zahlen zeigen, dass wir noch gewaltige Anstrengungen unternehmen müssen, bis die Arbeitsmarktintegration der Migranten gelungen ist“, sagte Landsberg und kritisierte, dass in Deutschland an zu „starren Integrationsmustern“ festgehalten werde.

(as)

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