Vom Strom-Exportland zum Importland
Erste deutsch-britische Stromtrasse: Habeck beim Spatenstich dabei
Deutschlands Stromnetz wird ausgebaut. Nun wird der Bau einer unterseeischen Stromverbindung nach Großbritannien begonnen. Gesetzt wird auf schottischen Windstrom.

8. Juni 2023: Windturbinen des Offshore-Windparks Seagreen, der rund 27 km vor der Küste von Montrose, Angus, in der Nordsee gebaut wird. Seagreen wird der größte Offshore-Windpark Schottlands und der tiefste der Welt mit festem Fundament sein.
Foto: Andy Buchanan/AFP via Getty Images
Eine unterseeische Stromtrasse soll künftig die Stromnetze von Großbritannien und Deutschland verbinden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) reist dafür am Montag zum Spatenstich nach Wilhelmshaven. Der Energiefachmann Harald Bradke vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) erhofft sich durch die neue Stromverbindung Entlastungen für Verbraucher.
„Diese Interkonnektoren ermöglichen den Stromaustausch zwischen den Stromnetzen in Europa und erhöhen damit den Wettbewerb und die Versorgungssicherheit“, erklärte Bradke.
Bis die innerdeutschen Stromtrassen von Norden nach Süden fertig ausgebaut sind, werde durch die neue Leitung auch deutscher Windkraftstrom nach Großbritannien fließen. Das entlaste die deutschen Stromkunden, denn derzeit müssen Anlagen bei einem hohen Windstromangebot an den deutschen Küsten abgeregelt werden.
Deutschland entwickelt sich zum Strom-Importland
Längerfristig geht der VDI-Experte davon aus, dass große Windparks vor Schottland günstigen Strom nach Deutschland liefern werden.
„Aufgrund des schleppenden Ausbaus der Stromerzeugung aus Windenergie bei uns, ist zu erwarten, dass sich Deutschland zumindest mittelfristig von einem Strom-Exportland zu einem Strom-Importland entwickeln wird, wie es bereits 2023 der Fall war.“
Deutschlands Stromnetz ist bereits seit Jahren mit denen seiner Nachbarn verbunden. Bis 2022 erwirtschafteten die Stromerzeuger so einen Exportüberschuss.
2023 wurde erstmals mehr importiert als exportiert. Dazu beigetragen hatte das Abschalten der letzten deutschen Atomkraftwerke, vor allem war es aber ein Preisfrage: Besonders im Norden Europas sei viel günstiger Windstrom produziert worden, erklärte Bradke. Deshalb seien „die teureren fossilen deutschen Kraftwerke nicht benötigt“ worden. (afp)
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