Gasverband-Chef: „Die Gaskrise wird uns viele Jahre begleiten“

Experten prognostizieren für den Winter wieder steigende Gaspreise, obwohl die Speicher gefüllt sind. Der warme Oktober sorgte für Entspannung.
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Die Gasspeicher sind derzeit zu 95 Prozent gefüllt.Foto: Iurii Garmash/iStock
Von 16. November 2022

Nachdem in den vergangenen Wochen Ruhe auf hohem Preisniveau herrschte, könnten die Gaspreise nun bald wieder steigen. Zurzeit kostet eine Megawattstunde laut „Bild“ zwar unter 130 Euro. Das ist allerdings immer noch das etwa Sechsfache als vor einem Jahr.

Speicher zu 95 Prozent gefüllt

Ludwig Möhring, Chef des Gasverbandes BVEG, nennt drei Gründe, die zur zwischenzeitlichen Erholung auf dem Markt sorgen. So war es im Oktober recht warm. Daher heizten die Deutschen weniger als in diesem Monat üblich.

Die Krise in der Wirtschaft sorgt ebenfalls für eine Entspannung beim Verbrauch. Unternehmen einiger Sparten produzieren weniger, ergo sinkt ihr Bedarf an Energie. Außerdem sind die deutschen Speicher mit 95 Prozent gut gefüllt.

„Die Speicherziele sind vier bis sechs Wochen früher als geplant erreicht worden“, sagt Gasexperte Andreas Schröder vom Marktforschungsunternehmen ICIS gegenüber dem „Handelsblatt“. Das sei besser als erwartet. 85 Prozent zum 1. Oktober 2022 habe die Vorgabe der Bundesregierung nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine gelautet.  95 Prozent Füllstand hätten auch die unterirdischen Lagerstätten in der Europäischen Union erreicht.

Kosten für Verbraucher bleiben hoch

Ein kalter Winter könne laut Ludwig Möhring aber wieder zu einer Verschärfung der Situation führen. Er sieht auch für die kommenden Jahre keine Entspannung. „Erdgas bleibt global knapp“, zitiert ihn die „Bild“. Weder 2023 noch 2024 sei daher mit sinkenden Preisen zu rechnen.

Möhring geht vielmehr davon aus, dass die Preise für langfristige Gasverträge – etwa für Flüssigerdgas (LNG) – aus Übersee hoch bleiben. „Die Gaskrise wird uns viele Jahre begleiten“, glaubt er. Zwar sage die Weltbank voraus, dass die Energiepreise 2023 durchschnittlich um elf Prozent sinken werden, doch nach dem massiven Anstieg um 60 Prozent in diesem Jahr bleiben die Kosten für Verbraucher extrem hoch.

Deutsches Fracking-Gas könnte ein Ausweg sein

Ein Ausweg aus der Krise könne in Deutschland gefördertes Fracking-Gas sein. Darüber hatte Epoch Times bereits mehrfach berichtet. Möhring schätzt, dass durch die Nutzung dieses Verfahrens die heimische Gasförderung auf bis zu 20 Prozent des deutschen Gesamtbedarfs von etwa 90 Milliarden Kubikmeter gesteigert werden könnte.

Das würde sich auch entsprechend entspannend auf die Preise auswirken. Allerdings hatten die Grünen und die SPD Fracking in Deutschland rundweg abgelehnt. So meinte etwa der frühere niedersächsische Umweltminister und jetzige Wirtschaftsminister, Olaf Lies, kürzlich gegenüber Epoch Times: „Die Fracking-Debatte ist völlig absurd, das würde heute gar nicht helfen.“ Er sprach dabei von „null Akzeptanz“ gegenüber dieser Technologie.

Habeck: Jetzt hätten wir es gut gebrauchen können

Mit Blick auf das gesetzliche Fracking-Verbot von 2017 teilte das von Robert Habeck geführte Bundesministerium mit: „Es gibt keine Planungen, die Regeln für das unkonventionelle Fracking zu lockern.“

Laut „Bild“ hat Habeck allerdings kürzlich auf einer Tagung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) eingeräumt, dass Fracking-Gas derzeit helfen könnte: „Jetzt hätten wir es gut gebrauchen können“, sagte er.

 

 



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