Konsumkiller Maskenpflicht? In Deutschland bleibt sie aufrecht – und kommt in Oberösterreich wieder

Während deutsche Gesundheitsminister in Bund und Ländern die Maskenpflicht im Handel bis auf Weiteres beibehalten wollen, wird sie in Oberösterreich ab Donnerstag wieder eingeführt. Experten gehen davon aus, dass sie nicht der Hauptgrund für geringen Umsatz ist.
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Am 4. Mai 2020 in Berlin.Foto: Maja Hitij/Getty Images
Von 7. Juli 2020

Auch Wochen nach der Aufhebung von Corona-Lockdowns in Europa: Die Maskenpflicht scheint noch weit davon entfernt zu sein, zum Auslaufmodell zu werden. In Deutschland waren sich die Gesundheitsminister aus Bund und Ländern zuletzt weitgehend einig, dass die Maskenpflicht im Handel nicht schon in den kommenden Wochen aufgehoben werden würde, wie Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe jüngst angeregt hatte.

Kretschmann für Maskenpflicht auch an Schulen

In Baden-Württemberg könnte die Landesregierung die Maskenpflicht nach Ende der Sommerferien auch an Schulen einführen, wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstag (7.7.) nach der Kabinettsitzung laut „Stuttgarter Zeitung“ mitteilte.

Mittlerweile kehrt mit Oberösterreich auch das erste österreichische Bundesland ab Donnerstag wieder zur Maskenpflicht im Einzelhandel zurück, nachdem es im Land zu einem Wiederanstieg der Corona-Infektionen gekommen war. Dies berichten die „Oberösterreichischen Nachrichten“. Österreich hatte zuvor zum 15.6. die Verpflichtung aufgehoben, im öffentlichen Raum Schutzmasken zu tragen.

Glawe hatte in der „Welt am Sonntag“ eine gemeinsame Initiative der norddeutschen Bundesländer gefordert, ab August von der Maskenpflicht im Handel abzusehen, weil diese ein entscheidender Hemmschuh bei der Wiedergenesung des stationären Einzelhandels in den Städten wäre. „Noch lieber wäre mir ein bundesweites Ende der Maskenpflicht im Handel“, schob Glawe nach.

Dazu wird es nach dem Ergebnis der Konferenzschaltung der Gesundheitsminister von Anfang der Woche nun definitiv nicht kommen. Die Frage, wie sich Handel und Tourismus mit den verbliebenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie arrangieren können, bleibt dennoch auf der Tagesordnung. Denn die Maskenpflicht war zu einem der hauptsächlichen Gründe erklärt worden, warum der Aufschwung im Handel nach dem Wegfall des Lockdowns in Deutschland durchwegs schleppend vonstattengehe.

Glawe stellte Bedenken vorerst zurück

Das Magazin „Cicero“ hat sich in einer Analyse des Themas angenommen und hinter Glawes Vorstoß vor allem persönliche Bezüge als langjähriger Minister vermutet, der seit 2011 immer für die stark vom Tourismus geprägter Wirtschaft im Nordosten zuständig war – erst im Gespann mit dem Bauressort, seit 2016 mit der Gesundheit. Am Ende stand er der einhelligen Entscheidung der Ressortkollegen für eine Beibehaltung der Maskenpflicht nicht im Wege.

Dass seine Bedenken bezüglich einer nachteiligen Wirkung der Maskenpflicht nicht aus der Luft gegriffen sind, bestätigt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Einzelhändler (HDE), Stefan Genth. Auf Nachfrage des „Cicero“ erklärt dieser:

Die Maskenpflicht dämpft die Shoppinglust, das berichten viele Kundinnen und Kunden den Händlern.“

„Einkaufserlebnis weniger positiv“

Etwa die Hälfte der Befragten einer Umfrage des Kölner Instituts für Handelsforschung erklärt, die Pflicht zum Tragen einer Atemschutzmaske hemme die Lust am stationären Einkauf, drossele den Drang, zu stöbern oder führe dazu, dass Geschäfte im Zweifel gar nicht aufgesucht würden – zumindest solange dies nicht als unvermeidbar erscheine. Allerdings war der Umfang mit 500 Online-Befragten zu gering, um als repräsentativ angesehen werden zu können.

Allerdings erklärt Oliver Büttner, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Universität Duisburg-Essen, dass die Maskenpflicht nicht der eigentliche Grund für die nur schleppende Rückkehr der Kunden in die Innenstädte sei.

„Die Masken tragen auf jeden Fall dazu bei, dass das Einkaufserlebnis weniger positiv wahrgenommen wird“, erklärt er. Erschwertes Ein- und Ausatmen, eingeschränkte Mimik und Umständlichkeiten in Kommunikation und beim Ausprobieren von Waren würden auf die Qualität des Einkaufserlebnisses drücken. Dies laufe dem Interesse der Gewerbetreibenden zuwider, Kunden möglichst lange im Geschäftslokal zu halten, weil dies die Wahrscheinlichkeit von Spontankäufen erhöhe.

Masken lästig, aber nicht entscheidend für Kaufentschluss

Allerdings gäben diese Komforteinbußen am Ende nicht den Ausschlag. Sorgen um die eigene wirtschaftliche Zukunft und Faktoren wie Kurzarbeit, Angst vor Arbeitslosigkeit, Zeitmangel aufgrund von Homeoffice und Kinderbetreuung oder einfach Angst vor einer Corona-Infektion seien relevanter.

Die Forderung nach einem Ende der Maskenpflicht scheint demnach eher Symbolpolitik zu sein – als Kampf gegen etwas, das als Symbol fehlender Normalität gesehen wird.



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