Niedrigerer IQ durch Corona-Schulschließungen?

Schneiden Schüler bei IQ-Tests aktuell schlechter ab als vor den coronabedingten Schulschließungen? „Simulationen sagen einen gesamten Lernverlust zwischen 0,3 und 1,1 Schuljahren voraus, ein Verlust im Wert von etwa 10 Billionen Dollar“, sagen Forscher der Uni Trier.
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Digitalunterricht in Zeiten von Corona.Foto: OLIVIER DOULIERY/AFP via Getty Images
Epoch Times9. März 2023

Ein Forscherteam um Moritz Breit von der Uni Trier schreibt, dass Schüler aus Rheinland-Pfalz rund sechs Monate nach Pandemiebeginn bei Intelligenztests deutlich weniger Punkte erzielten als Vergleichsgruppen in den Jahren 2002 und 2012. Untersucht wurden die Auswirkungen der Pandemie auf die Leistung von Intelligenztests in einer Stichprobe deutscher Sekundarschüler.

Die Forscher ließen im August und September 2020 rund 420 Schüler der Jahrgangsstufen 7 bis 9 einen IQ-Test machen und damit nach den Schulschließungen in Rheinland-Pfalz für diese Klassen von Mitte März bis Anfang Juni. Die Ergebnisse fielen dabei deutlich schlechter aus als bei Tests einer Vergleichsgruppe im Jahr 2012.

Es fehlen 3 bis 13 Monate Wissen

Als ein Großteil der 420 Schüler im Juli 2021 erneut getestet wurde, hatten sich demnach zwar die Ergebnisse im Vergleich zu 2020 verbessert, der Rückstand im Vergleich zu 2012 wurde aber nicht aufgeholt. Die Studie erschien im Fachblatt „PLOS ONE“.

„Die Pandemie und die damit verbundenen Gegenmaßnahmen beeinflussten die akademische Entwicklung einer ganzen Generation von Studenten auf der ganzen Welt, wie der Rückgang der akademischen Leistungen zeigt“, schreiben die Forscher.

Simulationen sagen einen gesamten Lernverlust zwischen 0,3 und 1,1 Schuljahren voraus, ein Verlust im Wert von etwa 10 Billionen Dollar.“

Kausale Behauptungen machen die Studienautoren nicht geltend, doch „deuten die Ergebnisse darauf hin, dass sich diese Probleme auf die Intelligenzentwicklung der Schüler erstrecken könnten.“ Insbesondere in den ersten Monaten der Pandemie kam es demnach zu möglichen schädlichen Auswirkungen. Die Längsschnittergebnisse deuteten zudem nicht auf Erholungseffekte hin.

„Die Ergebnisse können daher nur als erster Hinweis darauf angesehen werden, dass die Pandemie die Leistung von Geheimdiensttests beeinflusst. Es besteht Bedarf an weiteren Untersuchungen zu diesem Thema, um die Ergebnisse zu bestätigen.“

Fachleute reagieren zurückhaltend

Fachleute stellen das Ergebnis der Studie nicht per se in Frage, weisen aber darauf hin, dass sich die Ergebnisse nur schwer verallgemeinern lassen. So besuchte rund die Hälfte der teilnehmenden Schüler sogenannte Hochbegabtenklassen.

Zudem sei denkbar, dass die Unterschiede zwischen 2012 und 2020 auch durch andere Faktoren beeinflusst wurden. Auch die Forscher um Breit diskutieren Einschränkungen ihrer Studie.

Unabhängige Experten halten es durchaus für plausibel, dass sich die Beeinträchtigung in der Beschulung auf die Intelligenzentwicklung auswirkt. Allerdings wird unter anderem die Auswahl der Schüler bemängelt.

„Die Stichproben sind eigentlich für die komplexe statistische Auswertung ziemlich klein, um nicht zu sagen zu klein“, sagte Detlef Rost vom Center for Mental Health Education an der Southwest University Chongqing in China. Das schränke die Belastbarkeit der Befunde deutlich ein.

Klaus Zierer, Professor für Schulpädagogik an der Uni Augsburg, sieht die Digitalisierung als wichtigen Faktor. „Hierzu liegen Studien vor, die zeigen, dass beispielsweise die Nutzungsdauer und -art von Smartphones einen negativen Einfluss auf die Intelligenzentwicklung hat.“ (dpa/ks)



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