Plan zur Kita-Öffnung bis 30. April erwartet – RKI-Bericht stellt Kita- und Schulschließungen in Frage

Eltern hoffen auf die Öffnung der Kitas. Ein Bericht des Robert Koch-Instituts könnte diese jetzt beschleunigen: Es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Effektivität einer Kita- und Schulschließung.
Titelbild
Ein kleiner Junge und sein Kuscheltier – beide mit Mund-Nasen-Schutz.Foto: iStock
Epoch Times25. April 2020

Eine schrittweise Öffnung der Kindertagesstätten ist bis Anfang Mai bundesweit nicht absehbar. Dennoch erarbeiten die Familienminister der Länder bereits jetzt einen Fahrplan dafür.

„Wir arbeiten das in diesen Tagen in den Ländern aus und werden den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten bis zum 30. April einen Beschlussvorschlag der Familienminister vorlegen“, sagte Hamburgs Familiensenatorin Melanie Leonhard (SPD) der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Die Politikerin ist bei den Planungen gemeinsam mit ihrem Amtskollegen aus Nordrhein-Westfalen federführend. „Wenn wir nicht wollen, dass die Eltern aus Verzweiflung irgendwann wieder die Kinder durch Großeltern und andere betreuen lassen, dann müssen wir dieses Thema jetzt intensiv abwägen.“

Öffnungszeitpunkt ungewiss

Auf ein konkretes Datum für eine Öffnung konnte und wollte Leonhard sich dabei noch nicht festlegen. „Mein Wunsch ist, dass es nicht mehr so lange dauert. Prävention hat im Moment Vorrang. Jede künftige Entscheidung muss aber am Wohl der Kinder Maß nehmen. Es geht darum, die Rechte von Kindern, die Bedürfnisse von Eltern und den Schutz der Gesundheit, auch von Erzieherinnen und Erziehern, in Einklang zu bringen.“

Das müsse auf einem Niveau passieren, „bei dem die Länder natürlich noch Möglichkeiten haben, das individuell auszugestalten.“ Das sei wichtig, weil die Situation nicht nur in den Kitas einer Stadt, sondern auch in den Kommunen sehr unterschiedlich ist. Eine für alle Kitas gleichermaßen gültige starre Regel könne es deshalb nicht geben.

Bei den Absprachen für einen bundesweiten Beschluss spielt Leonhard zufolge auch die wissenschaftliche Debatte eine Rolle. So würden Kinder das neuartige SARS-CoV-2 möglicherweise nicht so stark übertragen wie zunächst angenommen. „Entscheidungen werden im Kontext ihrer Zeit getroffen. Seit wir die Einstellung der Kita-Regelbetreuung verfügt haben, hat sich die Erkenntnislage verändert und die getroffenen Entscheidungen müssen neu bewertet werden.“ Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen sei es aber auch wesentlich, die Entwicklungschancen von Kindern und den Zugang zu früher Bildung zu berücksichtigen.

RKI-Bericht stellt Schließung infrage

„Die Rolle von Kindern als Krankheitsüberträger in der COVID-19-Pandemie ist noch nicht gut untersucht“, heißt es im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI) vom 23. April. Kinder hätten demnach häufiger als Erwachsene einen milden oder asymptomatischen Verlauf und würden daher oft nicht aufgrund von Symptomen, sondern im Rahmen einer Kontaktpersonen-Nachverfolgung positiv getestet. Somit seien Kinder verhältnismäßig selten in Studien zu COVID-19 vertreten, zumal sich die Studienpopulation häufig aus hospitalisierten Patienten zusammensetzen würde.

Andererseits fiele es Kindern schwer, von sich aus einen Abstand von mindestens 1,5 Metern einzuhalten und sich regelmäßig und mit ausreichender Gründlichkeit die Hände zu waschen. „Je jünger die Kinder sind, desto häufiger müssen sie von Erwachsenen dazu angehalten und angeleitet werden.“

International gibt es laut RKI keine publizierten Erfahrungen für COVID-19 zur Effektivität von Schul- bzw. Kindergartenschließungen. Dies läge vor allem auch daran, dass in China die Schulen beim Start der Pandemie aufgrund von Ferien geschlossen wurden und erst in den letzten Wochen eine langsame, schrittweise und an die regionale Situation angepasste Öffnung erfolgt. Auch aus anderen Ländern würden Erfahrungen fehlen, da Schulschließungen – wie in Deutschland – zu den ersten bevölkerungsbasierten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gehörten.

Eine im „The Lancet“ veröffentlichen Studie stellt die Schulschließungen infrage. Überprüfungen hätten die nachteiligen Auswirkungen von Schulschließungen aufgezeigt, darunter wirtschaftliche Nachteile für berufstätige Eltern, Beschäftigte im Gesundheitswesen und andere wichtige Arbeitskräfte, die von der Arbeit zur Kinderbetreuung gezwungen werden. Als weitere Nachteile wurden benannt: Produktivitätsverlustes der Eltern für die Gesellschaft, eine mögliche Kinderbetreuung durch Großeltern (Risikogruppe), Verlust der Bildung, Beeinträchtigung des Kindeswohls und Ernährungsprobleme.

Das Fazit der Studie:

  • Es gibt in Bezug auf COVID-19 international keine publizierten Erfahrungsberichte zur Effektivität von Schul- bzw. Kindergartenschließungen.
  • Es besteht auf Basis bisher publizierter Studien jedoch kein Grund zu der Annahme, dass sich COVID-19 nicht effektiv unter Schülern – durch einen Multiplikatoreffekt – darüber hinaus verbreiten kann.
  • Eine Wiedereröffnung sollte durch Studien mit regelmäßiger, systematischer Testung begleitet werden, um eine Handlungsbasis für zukünftig zu treffende Entscheidungen zu schaffen.

In Deutschland hatte die schrittweise Schulöffnung in dieser Woche begonnen. Zunächst wurde den Abschlussklassen der Unterricht geöffnet. Abiturienten hatten im Vorfeld die schlechte Prüfungsvorbereitung kritisiert.

Mindestens bis zum 6. Mai müssen sich Kinder, Eltern und Kita-Mitarbeiter noch gedulden. Vor diesem Datum wird es Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zufolge keine Änderungen der bestehenden Regeln geben. (dpa/sua)



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