Psychologenclub will Journalisten zum Klimawerkzeug machen

Naht das Ende der objektiven Berichterstattung im Journalismus? Eine Gruppe woker Psychologen will Journalisten per Leitfaden fit machen – für die „richtige“ Berichterstattung über Klima & Co. Denn die Leser sollen nicht mehr nur informiert werden, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Man soll sie an die Hand nehmen.
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Auch mit Fotos können die Gedanken in bestimmte Richtungen gelenkt werden.Foto: iStock
Von 2. März 2023

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Sie nennen sich Psychologists for Future und wollen deutschen Journalisten psychologische Tricks beibringen, um in ihrer Klima-Berichterstattung den noch Unwilligen psychologisch zum richtigen Verständnis zu verhelfen. Denn: „In der Klima-Berichterstattung stehen Medienschaffende vor einer großen Herausforderung. Wie kann ressortübergreifend über die Klimakrise berichtet werden, ohne dabei Nachrichtenvermeidung, Abwehr und Hilflosigkeit auszulösen?“

Die Gruppe von Psychologen und Psychotherapeuten möchte den Medienschaffenden psychologisches Fachwissen an die Hand geben. Dies um „effizient über Handlungsmöglichkeiten zur Bewältigung der Klimakrise zu informieren“ (Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier), „die Akzeptanz von Klimaschutz“ zu erhöhen (Dipl.-Psych. Jessica Meininger) und die Wichtigkeit der Einbeziehung der Medien für kurzfristige und langfristige „Warnungen vor katastrophalen Ereignissen“ zu gewährleisten (Prof. Dr. Henning Rust).

Drei Empfehlungen zur „guten“ Beeinflussung von Lesern

„Die hier ausgearbeiteten Empfehlungen richten sich sowohl an Printmedien als auch an TV-Formate, Rundfunk, Podcasts, digitale Berichterstattung, an bundesweite und lokale Medien, soziale Medien, an öffentlich-rechtliche Medien sowie private Medien. Es werden nur die praktikabelsten Empfehlungen vorgestellt“, heißt es auf der Website der Psychologen for Future – oder auch Psy4F-Gruppe, wie sie sich abgekürzt nennen.

Denn nein, die Journalisten sollen nicht neutral über die Dinge der Welt berichten oder gar verschiedene Betrachtungswinkel und andere Meinungen beleuchten – vielleicht, um dem Leser die Möglichkeit zu bieten, abzuwägen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Nein, das sollen sie nicht. Sie sollen nach Ansicht der Initiatoren bei den Menschen Bewusstsein für die Krise schaffen. In der Kurzfassung des veröffentlichten Leitfadens werden drei essenzielle Punkte angesprochen:

  1. Klimakrise als hochrelevant einstufen und beständig thematisieren – Stets auf bestehende Zusammenhänge, Ursachen und Folgen hinweisen, um Sensibilität für das Thema zu erhöhen.
  2. Gefühle aufgreifen – Gefühle als angemessene Reaktion auf die Berichterstattung würdigen, um die Möglichkeit konstruktiver Verarbeitung und das Erleben von sozialer Verbundenheit zu steigern.
  3. Konstruktive Bewältigungsmöglichkeiten aufzeigen – Der Zielgruppe individuelle, gemeinschaftliche und gesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, um u.a. Zuversicht, Selbstwirksamkeits- und Kontrollerleben zu fördern. (Quelle: Medienleitfaden Klima)

Wenn das hektische Herz marschiert

„Angesichts des Klimawandels rufen viele Medienschaffende nach einer neuen Art von Berichterstattung“, schreibt „Welt“-Chefreporterin Anna Schneider und widmet sich in einem Kommentar unter dem Titel „Das neue Ziel ist die Erziehung der Leser zur Unmündigkeit“ dem Trend des „konstruktiven Journalismus“. Die Autorin warnt in ihrem Beitrag eindringlich, dass diese Art von pädagogischer Berichterstattung den Leser nurmehr als hilfsbedürftiges Wesen sehe, der „handlungsfähig“ gemacht werden müsse.

Dabei bringt Schneider die viel zitierten „Horrorszenarien der Klimabewegten“ in direkte Verbindung mit einer bestimmten ideologischen Gesinnung. Denn „wen könnte das noch verwundern, schlägt das antikapitalistisch-linke Herz der meisten selbsternannten Klimaretter doch lieber im ungesund hektischen Takt des Weltuntergangs, oder eben in dem des Sozialismus, was am Ende auf dasselbe hinausläuft“.

Die Journalistin und Juristin erklärt jedoch auch, dass es einen „konstruktiven Journalismus“ eigentlich gar nicht gebe. „Jedenfalls dann nicht, wenn man davon ausgeht, dass die Hauptaufgabe des Journalismus in der Versorgung des Lesers mit Informationen (oder auch dezidiert gekennzeichneten Meinungsbeiträgen) besteht.“

Doch der Trend scheint gewollt – von wem auch immer.

Die Journaille der Neurologen

Anna Schneider verweist auf ein Interview im österreichischen Wochenmagazin „News“ im April vergangenen Jahres. Darin erklärte die Neurowissenschaftlerin Maren Urner ihre Deutung für den neuen Journalismus. Demnach habe Urner, immerhin Professorin für Medienpsychologie an der Medienhochschule in Köln, gemeint, dass die traditionelle Einstellung von Journalismus, „Sagen, was ist“, nicht funktioniere. Laut Urner sei die Kernaufgabe des Journalismus, nicht nur zu informieren, „sondern Menschen handlungsfähig zurückzulassen“.

Laut Urner gehe es nicht darum, ob man beeinflussen wolle, sondern: „Wie wollen wir beeinflussen?“ Sie begründet, dass allein schon durch die Auswahl der Themen, der Interviewpartner, der Bilder, Wörter und Töne und sogar durch Framing „Werte, Vorstellungen und vielleicht finanzielle Entscheidungen eine Rolle“ spielten. Urner finalisiert: Es gebe keine objektive Berichterstattung.

Urner ist Gründungsmitglied des dem „konstruktiven Journalismus“ huldigenden Onlinemagazins „Perspective Daily“. Dort wird der Leser gleich auf der Startseite mit vereinfachten und teils skurril wirkenden Bilderchen an die Hand genommen und ihm das Ende des endlosen Stroms negativer Schlagzeilen versprochen. Denn der „Konstruktive Journalismus“ gebe schließlich einen „realistischeren Blick auf die Welt“.

Mit Schlagzeilen, wie „Medien, die Werbung schalten, verdienen am Weltuntergang. Skandale bringen Klicks“ wird die Komplexität der sich selbst finanzierenden Medienlandschaft vereinfacht oder der Leser auf die Couch gelegt: „Die ständigen schlechten Nachrichten zermürben dich. Du wirst pessimistisch und fühlst dich hilflos.“ Doch die Lösung aller Probleme naht: „Wir sind Perspective Daily“.

In die gleiche Bresche schlägt Han Langeslag, ebenfalls Neurowissenschaftler und ebenfalls Mitbegründer von „Perspective Daily“. Auch dieser Neurologe behaupte – Schneider verweist dazu auf ein Interview von Langeslag in der „Neuen Zürcher Zeitung“, dass das Streben im Journalismus nach Objektivität fehlschlage, weil Medien nie objektiv seien. Es gebe immer Entscheidungen, „für gewisse Themen, für ein Framing“.

„Erziehung zur Unmündigkeit“

„Welt“-Chefreporterin Schneider verklärt: Vollständige Objektivität gebe es „nicht immer und nicht absolut“. Journalisten seien auch Menschen, „die durch ihre sehr subjektive Brille auf die Welt blicken“. Dass man aber dem Objektivitätsanspruch nicht einmal mehr nahekommen wolle, sei schon ein „neues Level an Journalismus(un)verständnis“. Der Objektivitätsanspruch solle damit genauso ad acta gelegt werden wie auch der kritische Journalismus.

Und hier, so Schneider, komme man zur zweiten Seite der „konstruktiv-journalistischen Medaille“. Nebst Objektivitätsverweigerung sei das „die gelebte Erziehung zur Unmündigkeit, getarnt als das Angebot von Lösungen“.

Von der Theorie zur Praxis

In einem Interview der Mitbegründerin von Psychologists for Future, Dipl.-Psych. Lea Dohm, mit der ARD-Tagesschau geht Dohm genau auf die oben genannten drei Punkte ihres Leitfadens ein.

Das Interview, das auf den Zuschauer wie ein Pingpongspiel aus geschlossenen Fragen und gewünschten „Ja, genau“-Antworten wirken könnte, lässt bei aller Intensität der Klimaproblematik immer wieder eine Frage offen: War das Fachgebiet von Frau Dohm nicht die Psychologie anstatt die Klimatologie? Dabei sind die Darlegungen der Diplom-Psychologin durchaus klimadogmatisch: Es gibt ein Klimaproblem. Wir müssen mit dem Klima etwas tun. Und auch die psychischen Erkrankungen werden mehr – natürlich durch die Klimakrise.

Dass es seit einigen Jahren vermehrt psychische Erkrankungen, vor allem bei jüngeren Menschen gibt, scheint vielen aufgefallen zu sein. Ob das aber wirklich durch das Klima so gekommen ist, bleibt fraglich. Andere Möglichkeiten könnten sein: Klimahysterie und apokalyptische Klimagruppen, Lockdowns und jahrelang maskierte und verängstigte Kinder oder aber andere Weltereignisse wie Krieg.



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