Rheinmetall will in Erste Liga und baut auf neues Sondervermögen

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat am Montag Bundeskanzler Scholz und Minister Pistorius in seiner neuen Munitionsfabrik im niedersächsischen Unterlüß begrüßt. CEO Pappberger rechnet mit einem baldigen neuen Sondervermögen des Bundes.
Ein Wegweiser führt zum Gelände der Firma Rheinmetall in Unterlüß: In dem neuen «Werk Niedersachsen» soll Artilleriemunition hergestellt werden.
Ein Wegweiser führt zum Gelände der Firma Rheinmetall in Unterlüß: In dem neuen „Werk Niedersachsen“ soll Artilleriemunition hergestellt werden.Foto: Philipp Schulze/dpa
Von 12. Februar 2024

Etwa 400 Menschen haben sich am Montag, 12. Februar, rund um die neue Munitionsfabrik des Rheinmetall-Konzerns im niedersächsischen Unterlüß zum Protest versammelt. Beim Großteil davon handelte es sich um protestierende Landwirte, die mit 300 Traktoren angerückt waren und gegen die Ampelpolitik demonstrierten. Etwa ein Dutzend Anhänger der „Friedensaktion Südheide“ forderte von der Regierung Deeskalation. Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatten sich im Werk zum Spatenstich eingefunden.

CEO rechnet mit massivem Ausbau des Verteidigungshaushalts

Im Vorfeld des Besuchs hatte sich der CEO von Rheinmetall, Armin Pappberger, im „Handelsblatt“ zu Wort gemeldet. Er gab in Anbetracht der Unwägbarkeiten rund um neue Ukraine-Hilfen im US-Kongress zu bedenken, dass dies die Sicherheit in Europa beeinträchtigen könne. Er betonte:

„Wir und die Ukraine brauchen die Amerikaner, die über große Reserven verfügen.“

Pappberger geht auch fest davon aus, dass die öffentlichen Mittel für die Aufrüstung deutlich erhöht werden. Sobald das bestehende Bundeswehr-Sondervermögen ausgelaufen sei, brauche man eine deutliche Erhöhung. Andernfalls stehe die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands infrage. Bezüglich der Aufstockung äußerte Pappberger:

„Dazu gibt es nur zwei Wege: dass das Verteidigungsbudget substanziell erhöht wird oder dass es noch ein Sondervermögen gibt.“

Rheinmetall will international in die Erste Liga aufsteigen

Pappberger äußerte, dass Rheinmetall derzeit seine Produktion von Artilleriegranaten massiv ausweite. Bis 2025 wolle man die Produktion von Artilleriegeschossen auf 700.000 pro Jahr ausbauen. Allein in Deutschland sollen 200.000 davon entstehen. Der CEO gab jedoch zu bedenken, dass Größe ein wesentlicher Faktor sei, um im internationalen Geschäft als Player mitzuwirken.

Diese fehle der deutschen Rüstungsindustrie. Es gebe zwar derzeit ausreichend Aufträge. Allerdings sei es „wahnsinnig schwer, aus einem 500-Millionen-Unternehmen ein Fünf-Milliarden-Unternehmen“ zu machen. Deutschland bräuchte einen Player, der zwischen 20 und 30 Milliarden Euro groß sei, um gegenüber den US-Konzernen konkurrenzfähig zu sein.

Pappberger möchte nicht ausschließen, dass Rheinmetall eines Tages in diese Liga aufsteigen könne:

„Wir haben einen langfristigen Plan. In diesem Jahr sollen es bereits zehn Milliarden Euro Umsatz sein, in zwei Jahren soll es in Richtung 15 Milliarden gehen. Wir haben bereits eine Reihe an großen Aufträgen, die uns in Richtung 20 Milliarden Euro bringen werden.“

Neben der Artillerie stellen dabei auch die Produktion von Rumpfteilen für die F35, die Flugabwehr und die Logistiksysteme Cashcows dar.

Für 2024 Aufträge der öffentlichen Hand für 15 Milliarden Euro eingeplant

Während sich Bundeskanzler Olaf Scholz von der „Bild“ als „Panzerkanzler“ feiern lässt, hadert Pappberger damit, dass die Bundeswehr den finnischen Patria 6×6 als Truppenpanzer dem eigenen Fuchs 2 vorziehen dürfte. Fahrzeuge dieser Art hatte zuvor Rheinmetall für die Truppe gefertigt. Nun müsse man eine Lösung für 700 Beschäftigte finden, die bis dahin in Kassel an der Fuchs-Produktion mitgewirkt hätten.

Rheinmetall erwarte sich Abnahmegarantien von der Bundesregierung, äußerte Pappberger weiter. Im vergangenen Jahr habe man Aufträge im Wert von etwa zehn Milliarden Euro von der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Für 2024 sind solche von etwa 15 Milliarden eingeplant.

Unterdessen will sich Rheinmetall laut „Bild“ im Bereich der Herstellung von Komponenten für Raketenartillerie engagieren. Dafür solle die Bundesregierung jedoch ihre Vorbehalte gegen bewaffnete Drohnen bei der Bundeswehr aufgeben.

Mehrere Wertpapieranalysten setzen Rheinmetall auf „Buy“ – Qube setzt auf Kursverluste

Die üppigen Staatsaufträge und die parteienübergreifende Entschlossenheit der Ampelparteien und der Union, die Ukraine um jeden Preis weiter zu unterstützen, stimmen Analysten freundlich. Derzeit stufen immer noch sieben führende Marktbeobachter Rheinmetall als Kaufkandidat („Buy“) ein. Unter ihnen befinden sich die Wertpapieranalysten von Deutsche Bank, JP Morgan Chase & Co. und der Goldman Sachs Group. UBS belässt die Aktie auf „Hold“.

Mit einem Kurs von 344,50 Euro für die Aktie bewegte diese sich allerdings bereits über dem durchschnittlichen Kursziel der acht Empfehlungen. Vor einem Jahr hatten noch zehn Analysten den Kauf des Titels empfohlen und vier zum Halten empfohlen.

Weniger optimistisch bezüglich der Kursentwicklung ist hingegen der Hedgefonds Qube. Dieser hat erst kürzlich Short-Positionen von knapp einer Milliarde Euro gegen den deutschen Markt aufgebaut. Der Hedgefonds geht demnach von deutlichen Kursverlusten bei 21 deutschen Aktien aus. Allen voran betrifft dies Rheinmetall: Qube hat Leerverkäufe von nicht weniger als 0,94 Prozent der Unternehmensanteile getätigt.



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