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Auftritt vor afghanischem Verein

Taliban-Auftritt in Kölner Moschee: Funktionär reiste wohl nach WHO-Tagung ein

Hohe Wellen schlägt der Auftritt eines hochrangigen Taliban-Funktionärs in einer DITIB-Moschee in Köln-Chorweiler. Der Islamverband will von dem Gast nichts gewusst haben. Dies hätte er mit deutschen Behörden und Geheimdiensten gemeinsam.

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Ein Taliban-Mitglied sitzt in Kabul mit einem Maschinengewehr auf der Ladefläche eines Fahrzeugs.

Foto: -/AP/dpa

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Lesedauer: 5 Min.

Für Aufregung in Politik und Medien sorgt derzeit der Auftritt eines führenden Funktionärs der radikalen Taliban-Milizen in Deutschland. Wie in Videos, die in sozialen Medien viral gingen, zu sehen ist, hat am Donnerstag, 16. November, eine Veranstaltung in der DITIB-Moschee von Köln-Chorweiler stattgefunden. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. (Türkisch: Diyanet İşleri Türk İslam Birliği, abgekürzt DİTİB) ist die größte sunnitischislamische Organisation in Deutschland.
Gesprochen hatte dabei Abdul Bari Omar, seines Zeichens „Direktor der Nationalen Lebensmittel- und Arzneibehörde“ in Afghanistan. Das Land wird seit August 2021 von den Taliban kontrolliert – dessen Regierung international nicht anerkannt ist. Die paschtunisch dominierte Miliz, die für eine besonders rigide Auslegung islamischer Gesetze bekannt ist, hatte nach dem Ende der NATO-Mission „Resolute Support“ in Afghanistan militärisch die Macht übernommen.
In Staaten wie der Russischen Föderation, Kirgisistan, Kanada, Japan oder den Vereinigten Arabischen Emiraten stehen die Taliban auf der Terrorliste.

Taliban-Kader mit „Dienstfahrzeug“ in Köln unterwegs

Während seines Auftritts soll der Funktionär „Erfolge“ der Taliban-Regierung gerühmt und entgegen lautende Berichte westlicher Medien als „Lügen“ dargestellt haben. Zudem habe Omar in seiner auf Paschtu gehaltenen Rede für Spenden zugunsten der Miliz geworben.
Einem Bericht von „Bild“ zufolge soll Omar sogar in einem „Dienstfahrzeug“ nach Köln gekommen sein. Der BMW sei mit der Flagge des afghanischen „Emirats“ in der Windschutzscheibe und der Schahada auf der Motorhaube kenntlich gemacht worden.
Nachdem zuerst DITIB in sozialen Medien dafür angegriffen wurde, dass der Taliban-Vertreter in ihren Räumen sprechen durfte, stellte sich heraus, dass sie nicht der Veranstalter war. Tatsächlich hatte der „Afghanische Kulturverein Köln Meschenich e. V.“ einen Raum des Verbandes in der Moschee Chorweiler angemietet.

DITIB erteilte afghanischem Verein Hausverbot

In einer Erklärung distanzierte sich die DITIB -Gemeinde in Chorweiler von der Veranstaltung. Die Rede war von einem „absolut unangemessenen“ Verhalten und einem „Hausfriedensbruch“ des Vereins. Der Kulturverein habe die Räumlichkeiten für die Durchführung einer religiösen Veranstaltung angefragt. Von politischen Inhalten oder Gästen sei nicht die Rede gewesen. Man habe dem Verein Hausverbot erteilt.
Sollte die DITIB von Art und Inhalt der Veranstaltung tatsächlich keine Ahnung gehabt haben, hätte sie etwas Entscheidendes mit dem Auswärtigen Amt und den deutschen Sicherheitsdiensten gemein. Das Außenministerium verurteilte den Auftritt des Taliban-Vertreters „auf das Schärfste“ und spricht von einer nicht angekündigten Reise.
Man habe zudem kein Visum erteilt. Ein solches hätten afghanische Staatsangehörige für ihre legale Einreise nach Deutschland in einer der vier deutschen diplomatischen Vertretungen in Pakistan beantragen müssen. Man prüfe nun „in engem Austausch mit den Innenbehörden und Partnern weitere Maßnahmen“.

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Taliban-Funktionär Omar war offenbar mit Schengen-Visum in EU unterwegs

Aus dem Bundesinnenministerium hieß es gegenüber „Bild“, man habe im Vorfeld keine Kenntnis über den geplanten Auftritt gehabt. Das örtlich nicht weit vom Veranstaltungsort angesiedelte Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) scheint ebenfalls nicht über den Besuch des Taliban-Funktionärs im Bilde gewesen zu sein.
Vieles deutet darauf hin, dass Omar auf legalem Wege mittels eines Schengen-Visums nach Deutschland eingereist sein könnte. Möglicherweise haben niederländische Behörden ihm zu diesem verholfen.
Darauf deutet jedenfalls eine Aufnahme hin, die Omar am 9. November auf seinem X-Account veröffentlicht hatte. Dieses zeigt ihn zusammen mit dem linksliberalen niederländischen Gesundheitsminister Ernst Kuipers. Beide hatten sich offenbar ein Stelldichein beim „Zweiten Weltforum für lokale Produktion“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Den Haag gegeben.
Welche Hintergründe Omars Einladung bei der WHO hatte, ist noch nicht bekannt. Die UNO und ihre Unterorganisationen haben die Taliban ebenfalls noch nicht als legitime Regierung Afghanistans anerkannt. Dennoch haben sich führende Funktionäre für Gespräche zwecks Verbesserung der humanitären Lage in dem Land ausgesprochen.

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Von dort aus wäre einer Weiterreise jedenfalls nichts im Wege gestanden. Ein Eintrag auf einer Sanktionsliste war für Omar offenbar nicht vorhanden.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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