Experten schlagen Alarm: „Drei Viertel aller Gewalttaten werden gar nicht erst angezeigt“

Politik und Medien versuchen, um ihre Sicherheit besorgte Bürger mit dem Verweis auf offizielle Daten der amtlichen Kriminalstatistik zu beruhigen. Eine Untersuchung aus Österreich legt nun nahe, dass die Dunkelziffer vor allem bei Gewalttaten hoch sein könnte. 
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Insgesamt haben Statistik Austria zufolge 843 000 Menschen in Österreich im Laufe der vergangenen fünf Jahre Gewalt erlebt.Foto: istock
Von 7. November 2019

Das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ist in den deutschsprachigen Ländern seit mehreren Jahren rückläufig. Zu Unrecht, meinen Politiker und Medien: Die Zahl der Straftaten, die in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst sind, ginge seit längerem zurück.

Eine Analyse aus Österreich legt nun die Annahme nahe, dass die offiziellen Zahlen der Statistik für sich allein genommen tatsächlich nicht geeignet sein könnten, die Einschätzung, das Leben sei unsicherer geworden, zu widerlegen. Wie die Zeitung oe24 berichtet, wird bei weitem nicht jede strafbare Handlung, die sich ereignet hat, in weiterer Folge auch bei der Polizei angezeigt.

Die in der Kriminalitätsstatistik erfassten Anzeigen, so erklärten Experten der Statistik Austria am Mittwoch (6.11.), bildeten lediglich eine „Spitze des Eisbergs“ ab. So werde in der Alpenrepublik etwa ein Viertel aller Einbruchsdiebstähle nicht angezeigt. Bei Gewaltdelikten sei die Dunkelziffer noch höher: Hier würden bis zu drei Viertel der tatsächlichen Gewalterfahrungen nicht gemeldet.

Teil einer EU-weiten Befragung

Statistik Austria hatte als Teil eines EU-weiten Projekts die „Grundrechtebefragung 2019“ durchgeführt. Die Ergebnisse werden als Teil der Studie „Wie geht’s Österreich?“ veröffentlicht. Was die Statistiker dabei herausgefunden haben, ist, dass Frauen häufiger im häuslichen Umfeld, Männer hingegen im öffentlichen Raum Gewalterfahrungen ausgesetzt sind.

In den vergangenen fünf Jahren seien 242 000 Frauen in Österreich in privaten Räumen mit Gewalt konfrontiert gewesen. Einen signifikanten Unterschied nach Einkommensgruppen gebe es dabei nicht. Unter Männern zwischen 16 und 29 Jahren habe etwa ein Drittel im gleichen Zeitraum Gewalt erlebt. Die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit in Form von Depressionen (bei etwa 37 Prozent der Betroffenen) oder Angstzuständen (30 Prozent) seien bei Frauen dabei gravierender.

Insgesamt haben Statistik Austria zufolge 843 000 Menschen in Österreich im Laufe der vergangenen fünf Jahre Gewalt erlebt. Von diesen hätten 73 Prozent ihre Gewalterfahrungen und daraus resultierende Verletzungsfolgen nicht zur Anzeige gebracht. Fazit von Alexandra Wegscheider-Pichler von der Statistik Austria:

Wir haben eine gute Kriminalitätsstatistik, aber ein hohes Dunkelfeld an Fällen.“

Haushaltsbefragung soll Lücke verringern

Die Kriminalitätsstatistik bilde demnach nur einen Teil der realen Kriminalitätsbelastung ab. Auch bei den Eigentumsdelikten würden bei weitem nicht alle Vorfälle gemeldet. Rund 680 000 Personen hätten in Österreich zumindest einmal in den letzten Jahren einen Einbruchdiebstahl erlebt. Nur drei Viertel der Betroffenen hätten diesen angezeigt. Statistik Austria versuche durch die Haushaltsbefragung die Lücke zwischen offiziellen Zahlen und Dunkelziffer zu verringern. In Deutschland könnte ebenfalls eine deutliche Kluft zwischen tatsächlich geschehenen und angezeigten Straftaten vorliegen.



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