Fachkräfte gesucht: WKÖ-Präsident fordert humanitäres Bleiberecht für abgelehnte Asylbewerber – Problem gelöst?

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Österreich und in Deutschland ist ähnlich brisant. Die Wunderwaffe "Ausländer" entwickelt sich zum Bumerang. Viele Fachkräfte wandern aus, während zahllose Ungelernte, teils Analphabeten, ins Land schwemmen. Wohin führt dieser Trend?
Titelbild
Ungarn 2015, Migrationskrise.Foto: istockphoto/csakisti
Von 31. August 2018

Bittere Realität für die österreichische Wirtschaft: Der Fachkräftemangel wurde jetzt mit bundesweit 162.000 Stellen und damit weit höher als bisher angenommen beziffert. Dies geht auf eine Erhebung des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) bei heimischen Unternehmen hervor.

Die Auswertung der 4.500 Antworten von Unternehmen ergab einen spürbaren Mangel an Fachkräften bei 87 Prozent der Betriebe, 75 Prozent beklagten gar einen starken Mangel. Für 60 Prozent der Firmen führe dies bereits jetzt oder bald zu Umsatzeinbußen. Bei 49 Prozent der Betriebe habe dies zu Einschränkungen der Produkt- und Serviceinnovationen geführt.

Dramatische Entwicklung

WKÖ-Präsident Harald Mahrer wies zudem darauf hin, dass viele Firmen ihren Bedarf gar nicht mehr dem Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) melden würden. Er fordert nun ein eiliges Gesamtpaket und fordert die regionale Ermittlung der gesuchten Berufsbilder.

Als Hintergrund der dramatischen Entwicklung sieht Mahrer den Rückgang des Arbeitskräfteangebotes. Derzeit erreiche die Zahl der Personen im Erwerbsalter (20 – 60 Jahre) ihren Höhepunkt. Doch schon ab 2019 nehme die Zahl ab, um bis 2030 um mehr als 230.000 Personen zurückzugehen. Bereits im Jahr 2024 werde es 40.000 mehr 60-Jährige als 20-Jährige geben.

Wenn wir nicht gegensteuern, wird der Fachkräftemangel zu einem Problem, das in der Endlosschleife läuft.“

(Harald Mahrer, WKÖ-Präsident)

Wunderwaffe Migration?

Wie Mahrer am Rande eines Besuchs in Singapur der österreichischen Nachrichtenagentur APA offenbarte, setze die WKÖ auf die Ausbildung von Ausländern in heimischen Lehrbetrieben. Dafür fordert Mahrer einen eigenen Aufenthaltstitel für Lehrlinge aus Drittstaaten.

Durch schnellere und unbürokratischere Verfahren könnten etwa Köche oder Programmierer aus Drittstaaten (nicht EU) für ein Bundesland eine Arbeitsgenehmigung bekommen, in dem die Fachkraft gesucht wird.

Zugleich sollen Asylbewerber in einem Mangel-Lehrberuf trotz abgelehntem Asylantrag über das humanitäre Bleiberecht ein Aufenthaltsrecht bekommen. Dazu sollen laut Mahrer die Integration und die Deutschkenntnisse des Lehrlings geprüft werden.

In Deutschland forderte jüngst der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, Zuwanderung von Fachkräften per Gesetz. Laut einer Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg gilt es aktuell knapp 1,2 Millionen offene Stellen zu besetzen.

Zwar verzeichnet Deutschland seit 2011 insgesamt einen Wanderungsüberschuss von fast 2,8 Millionen Menschen, doch gleichzeitig wandern auch immer mehr potenzielle Fachkräfte aus Deutschland aus. Kein Problem bei diesem Überschuss an Menschen, sollte man meinen. Doch BA-Chef Scheele sieht das Problem nicht in der Masse, sondern der Qualität und Ausbildung:

Aus unserer Sicht sollten Fachkräfte und keine Ungelernten zuwandern können.“

(Detlef Scheele, BA)

Während Deutschland also von ungelernten Menschen, oft sogar ohne Schulbildung, „geflutet“ wird, hauen die deutschen Fachkräfte ins Ausland ab, aus welchen Gründen auch immer. Für das rohstoffarme Deutschland könnte das ein möglicherweise gefährlicher Trend werden.

Ein Weiteres: Manche Ökonomen halten die Klagen der Wirtschaftsverbände über Fachkräftemangel jedoch für überzogen. Das Problem sei weniger, dass es nicht genug Arbeitskräfte gebe – sondern dass Unternehmen nicht bereit seien, angemessene Löhne zu zahlen, sagte Eric Seils, Verfasser des jüngsten Reports des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zur Arbeitsmarktsituation, über den die „Welt“ berichtete.

Doch woran mag es liegen, dass die Firmen für gute Arbeit immer weniger bezahlen wollen oder können und deshalb nach dem Strohhalm der Migration mit ihren „billigen“ Massen greifen?



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