Absturz der ukrainischen Boeing 737 – Pilot gab kein Notfallsignal ab – Iran will Blackbox nicht auswerten
Die anfängliche Darstellung, ein Triebwerksschaden sei Ursache des Absturzes der ukrainischen Boeing 737 am Mittwochmorgen nahe Teheran, wird mittlerweile angezweifelt. Erst am Montag sei die erst drei Jahre alte Maschine gewartet worden.

Rettungsteams arbeiten inmitten von Trümmern, nachdem ein ukrainisches Flugzeug mit 176 Passagieren am frühen Morgen des 8. Januar 2020 in der Nähe des Flughafens Imam Khomeini in der iranischen Hauptstadt Teheran abstürzte und alle an Bord befindlichen Personen tötete.
Foto: AFP via Getty Images)
Nach dem Absturz der Boeing 737 der UIA Ukraine International Airlines am Mittwochmorgen (8.1.) reißen Spekulationen über die mögliche Absturzursache nicht ab. Gegen 6.18 Uhr Ortszeit war die Maschine vom Flughafen der iranischen Hauptstadt in Richtung Kyjiw abgehoben.
Dem ukrainischen Außenminister Wadim Prystaiko zufolge, den das „Time“-Magazin zitierte, befanden sich unter den Todesopfern 82 iranische Staatsbürger, 63 Kanadier, elf Ukrainer – zwei Passagiere und neun Crewmitglieder – sowie zehn schwedische Staatsangehörige, vier Afghanen, drei Deutsche und drei Briten. Für die meisten Passagiere wäre Kyjiw ein Zwischenstopp auf dem Weg zu anderen Zielen gewesen. Zum Zeitpunkt des Starts hatte die US-Flugsicherheitsbehörde FAA bereits eine Warnung und ein Flugverbot für die Region veröffentlicht.
Wie die „Welt“ berichtet, habe diese in einer Notam (Notice to Airmen) auf verstärkte Militäraktivitäten in der Region hingewiesen. Es sei zu befürchten, dass das Zivilflugzeug mit einer Militärmaschine verwechselt werden könnte. Zuvor hatte der Iran mehrere Militärstützpunkte im Irak angegriffen. Etwa drei Minuten nach dem Start stürzte die Maschine aus etwa 2,5 Kilometer Höhe ab.
Technischer Direktor: „Maschine war intakt“
Sowohl das Regime in Teheran als auch die ukrainische Botschaft waren schnell mit Versicherungen bei der Hand, dass ein Terroranschlag oder ein Raketenangriff auf die Maschine als mögliche Ursache des Absturzes ausgeschlossen werden könne. Die Ukrainer zogen diese erste Meldung später zurück. Man wolle keinen Ermittlungsergebnissen vorgreifen. Stattdessen gab man eine Reisewarnung für den Iran heraus.
Das iranische Transportministerium hatte schon unmittelbar nach Bekanntwerden der Katastrophe erklärt, ein Triebwerk der Maschine zum Flug PS752 habe schon unmittelbar nach dem Start Feuer gefangen und der Pilot habe in weiterer Folge die Kontrolle darüber verloren.
Ein technischer Defekt erscheine jedoch als ungewöhnlich, betonen Verantwortliche und Experten. So erklärte der technische Direktor der Fluggesellschaft, Olexandr Schafijew, dem Nachrichtenportal Ukrinform zufolge am Mittwoch in einer Pressekonferenz, das Flugzeug sei weder alt noch gehöre es zur weltweit mit einem Flugverbot belegten Baureihe 737 Max. Zudem sei die Maschine erst am Montag (6.1.) einer umfassenden technischen Überprüfung unterzogen worden.
Schafijew sagte demnach:
„Das Flugzeug wurde 2016 produziert. Es wurde direkt vom Boeing-Werk geliefert, war zuvor nie in Betrieb. Der letzte Check fand am 6. Januar statt, es gab keine Mängel. Das Flugzeug war intakt, es gab keine Beschwerden von Piloten weder nach der Ankunft in Teheran noch vor dem Abflug“, sagte er.
Aufnahmen zeigen mysteriöse Löcher am Tank
Auch habe der Pilot dem Fachdienst www.avherald.com zufolge kein Notfallsignal gesetzt. Die Erklärung, ein Triebwerksschaden könnte den Absturz herbeigeführt haben, stößt auch beim Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt auf Skepsis, der gegenüber der „Welt“ auf Anfrage erklärte: „Feuer im Triebwerk sollte bei einem modernen Flugzeug keine Ursache für einen Absturz sein.“
Es könne auch sein, dass der Besatzung in der Stresssituation nach dem Start ein folgenschwerer Fehler unterlaufen sei. Eine umfassende Untersuchung der Ursache sei anzuraten.
Auf Twitter machen einige Beiträge die Runde, die ebenfalls Anlass für Spekulationen geben. So veröffentlicht die staatliche iranische Nachrichtenagentur ISNA ein Video, das die Maschine zeigen soll, wie sie in der Luft in Flammen stand.
Gemäß den internationalen Gepflogenheiten dürfen Vertreter des Herstellers der Boeing an den Ermittlungen am Unfallort teilnehmen. Es wird sich dabei wahrscheinlich um keine US-Bürger handeln. Zudem sollen die Blackboxes der Maschine bereits gefunden worden sein. Die Sprach- und Datenaufzeichnungen, die dieser entnommen werden können, sollten eine Ermittlung der Absturzursache ermöglichen.
Allerdings soll der Iran sich einem Bericht von Reuters zufolge bislang weigern, diese an Boeing abzugeben. Der Chef der iranischen Zivilflugbehörde, Ali Abedzadeh, erklärte demnach gegenüber der halboffiziellen Nachrichtenagentur MEHR, man sei unschlüssig, welchem Land der Iran die Box zur Verfügung stellen würde, sodass die Daten analysiert werden könnten.
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