TV-Deal des IOC: Große Sorge bei Sportverbänden

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Dagmar Freitag befürchtet Einbußen in der Qualität.Foto: Gregor Fischer/dpa
Epoch Times30. Juni 2015
Die vorläufige Ausbootung von ARD und ZDF bei den Fernsehrechten für die Olympischen Spiele von 2018 bis 2024 hat im deutschen Sport Sorgen ausgelöst. Die ARD erwägt nach dem TV-Coup des IOC mit dem US-Medienkonzern Discovery, den Umfang der Sport-Übertragungen zu reduzieren.

„Die Berichterstattungsstrategie von ARD und ZDF basierte bislang darauf, Olympia-Sender zu sein und den olympischen Kernsportarten auch in der Zeit zwischen den Spielen ein massenattraktives Programmumfeld anzubieten“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. „Ob dies auch in Zukunft sinnvoll erscheint, werden wir in den kommenden Monaten prüfen müssen.“ Insbesondere aufwendige TV-Produktionen nationaler Events seien in Zeiten knapper werdender Etats sicherlich zu überdenken.

Die Sportausschuss-Vorsitzende des Deutschen Bundestages, Dagmar Freitag, kritisierte das Internationale Olympische Komitees (IOC) für den TV-Deal, der der Ringe-Organisation für die Europa-Rechte 1,3 Milliarden Euro einbringt. „Das haben die sportbegeisterten Zuschauer in unserem Land nicht verdient“, sagte die SPD-Politikerin. „Ich habe mich jedoch nie der Illusion hingegeben, dass das Geld beim IOC nicht weiterhin an erster Stelle steht. Das war so und bleibt so.“ Eine Einschränkungen der Berichterstattung von ARD/ZDF wäre aus ihrer Sicht katastrophal: „Eine eingeschränkte Berichterstattung von Olympischen Spielen ist für mich keine adäquate Berichterstattung.“

Bei den Sportverbänden geht die Furcht um, dass der Bildschirm während ihrer Topveranstaltungen noch öfter schwarz bleiben könnte. „Für den deutschen Sport würde eine sehr schwierige Situation entstehen“, warnte Leichtathletik-Präsident Clemens Prokop. „Deshalb muss alles getan werden, um eine vernünftige Lösung zu finden.“

Die Androhung von weniger Sportpräsenz bei den Öffentlich-Rechtlichen könnte vor allem kleinere Verbände bedrohen. „Das hätte fatale Einschnitte für uns, das ist ganz klar“, sagte Stefan Knirsch, der Sportdirektor Snowboard Germany. ARD und ZDF seien mit ihren Sendereichweiten die Partner, die man braucht, um Veranstaltungen durchführen und über Sponsoren refinanzieren zu können.

Der TV-Zuschlag für Discovery mit seinem Eurosport-Sendern könnte sogar die Bewerbung der Olympia-Kandidatenstadt Hamburg um die Ruder-WM 2019 gefährden. Bestandteil der Bewerbung sind Fernsehgarantien. „Ich habe mit dem ARD-Koordinator Balkausky telefoniert. Er konnte keine Auskunft geben, wie es weitergeht. Wir sind jetzt etwas ratlos“, sagte DRV-Präsident Siegfried Kaidel.

Sportdirektor Thomas Schwab vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland geht hingegen davon aus, dass Olympia-Bilder auch von 2018 im Ersten und Zweiten zusehen sein werden. „Ich glaube, dass es immer eine Sublizenz geben wird“, sagte er. Eine andere Entwicklung würde er bedauern. Gravierende Einschnitte bei den Wettkämpfen neben Olympia, etwa den Weltcups oder den Weltmeisterschaften, befürchtet Schwab nicht, sollten ARD und ZDF die Saisonhöhepunkte nicht übertragen: „Weil wir im Wintersportprogramm fest integriert sind,“

Stefan Schwarzbach, Geschäftsführer des Deutschen Skiverbandes, erwartet, dass ARD und ZDF weiter verlässliche Partner bleiben. „Auf das erfolgreiche Konzept der Weltcup-Berichterstattung sollte die Entscheidung des IOC keine Auswirkungen haben. Zumal die Rechte für die Weltmeisterschaften als wiederkehrende Highlights weiter bei den öffentlich-rechtlichen Sendern liegen.“

Gelassen reagierte Klaus Schormann, Präsident des Internationalen Verbandes für Modernen Fünfkampf. „Ich sehe das nicht so dramatisch und habe keine Bedenken bei dem TV-Vertrag“, meinte er. „Unser Verband hat schon früher mit Eurosport gut zusammengearbeitet – und wenn wir jetzt in der Zeit zwischen den Olympischen Spielen wieder näher an Eurosport rücken, ist das nur positiv.“

(dpa)

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