Uli Hoeneß – Der Patriarch kehrt zurück

«Das war's noch nicht!» Der trotzige Satz von Uli Hoeneß wird mit dem Comeback als Präsident des FC Bayern wahr. Rummenigge wird die Macht beim Rekordmeister wieder teilen müssen. Auch extern - von Daum bis Watzke - wird mit Spannung verfolgt, was in München passiert.
Titelbild
Uli Hoeneß will sich wieder zum Präsidenten des FC Bayern wählen lassen.Foto: Frank Leonhardt/dpa
Epoch Times21. November 2016

Die Rückkehr von Uli Hoeneß an die Spitze des FC Bayern erfolgt zu einem besonderen Zeitpunkt. Der wirtschaftlich weiterhin unantastbare Bundesliga-Krösus zeigt sich nach Jahren der nationalen Dominanz sportlich plötzlich verwundbar.

Nach dem Sturz vom Tabellenthron könnte der deutsche Fußball-Branchenführer am Mittwoch (18.00 Uhr) im fernen Rostow am Don auch den Gruppensieg in der Champions League vorzeitig verspielen. Das würde die Stimmung beim „FC Ruhmreich“ weiter beeinträchtigen und die Voraussetzungen zusätzlich verändern, unter denen der 64 Jahre alte Hoeneß sich am Freitag von den Mitgliedern nach seiner verbüßten Haftstrafe erneut zum Präsidenten des größten Sportvereins in Deutschland wählen lassen möchte. Er sei durchaus angespannt, verriet Hoeneß, dessen Wahl als einziger Kandidat nicht infrage steht.

Den strapaziösen Trip nach Russland erspart er sich ebenso wie schon den Ausflug zu dem mit 0:1 verlorenen Liga-Topspiel in Dortmund. Sein Fokus sei auf die Mitgliederversammlung gerichtet, ist im Verein zu hören. Seit Wochen feile er an seiner Rede. Das Comeback des Jahres, ach was, des Jahrzehnts im deutschen Fußball elektrisiert alle im Verein und auch in der Bundesliga. „Sie erhält ein Gesicht zurück, das ihr gefehlt hat“, sagte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler.

270 Tage nach der vorzeitigen Entlassung aus der Haft kann Hoeneß seine persönliche Welt wieder zurechtrücken und für sich einen Schlussstrich unter das dunkelste Kapitel seines Lebens ziehen. Mit 64 wollte er „noch nicht aufs Altenteil“, wie er dem „Kicker“ sagte. Aber wer kehrt da zurück? Der alte Uli H.? Oder ein neuer? „Das deutliche Wort wird weiter mein Markenzeichen sein“, kündigte er an.

„Die Bundesliga gewinnt durch Uli Hoeneß eine charismatische, kompetente, starke und streitbare Stimme zurück“, sagte Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. „Mit Uli kracht es dann auch ab und zu mal wieder“, prophezeite Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Die Zeit im Gefängnis hat den streitbaren Bayern-Patron geprägt. Das Landgericht München verurteilte Hoeneß im März 2014 wegen der Hinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro Steuern zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren. Nur einen Tag später trat er von seinen Ämtern als Präsident und Aufsichtsratschef zurück. Er hat seine Straftat verbüßt, über 40 Millionen Euro bezahlt. Aber aus seiner Vita streichen kann er den größten Fehler seines Lebens nicht. „Er wird sich wegen seiner Vorgeschichte aber sicher auch auf Angriffe einstellen müssen, die nichts mit seinem Amt zu tun haben“, sagte sein langjähriger Intimfeind Christoph Daum: „Ich wünsche ihm persönlich, dass er als Präsident glücklich und zufrieden wird.“

Im Audi Dome, der Heimstätte der von Hoeneß protegierten FC Bayern- Basketballer, dürften Hoeneß am Freitagabend Jubel und lautstarke „Uli“-Sprechchöre gewiss sein. Eine emotionale Inthronisierung ist angesagt, gemäß jenem berühmten Satz, den Hoeneß am 2. Mai 2014 am selben Ort den Mitgliedern trotzig zum Abschied auf Zeit zugerufen hatte: „Ich werde für alles gerade stehen. Und dann, wenn ich zurück bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen. Das war’s noch nicht!“

Hoeneß wird wieder Karl Hopfner (64) ablösen, der seinen Platzhalter spielen durfte, aber konsequent das Angebot ablehnte, wieder in der zweiten Reihe in Hoeneß‘ Präsidium mitzuwirken. Der FC Bayern hat auch in den zwei Jahren ohne seinen Übervater gut funktioniert. Hoeneß aber braucht sein Lebenswerk. Das dokumentiert ein Satz, den er im November 2013 auf der Mitgliederversammlung vor seiner Verurteilung sagte: „Ich werde diesem Verein dienen – bis ich nicht mehr atmen kann!“ Der FC Bayern ist für ihn die Luft zum Atmen.

Mit Hoeneß als Präsident und später auch wieder Aufsichtsratsboss werden sich die Machtstrukturen beim Rekordchampion wieder verändern. Karl-Heinz Rummenigge hat als Vorstandsvorsitzender den Verein zuletzt als Führungsfigur praktisch alleine präsentiert, geprägt und globalisiert. „Die Frage ist, ob die beiden wieder die gleiche Balance finden, die sie vorher hatten“, bemerkte BVB-Rivale Watzke. Die Fußballbranche ist gespannt. Rummenigge und Hoeneß kennen sich seit Jahrzehnten. Die Alphatiere haben es immer verstanden, Macht zu teilen. Es werde sich gar nicht so viel dramatisch ändern in der Zusammenarbeit zwischen Uli und ihm, versicherte Rummenigge.

Der 61-Jährige hat seinen Vertrag als Vorstandschef bis 2019 verlängert. So lange wird auch Hoeneß‘ neue Amtszeit gelten. Die beiden Alphatiere werden dafür sorgen müssen, den FC Bayern fit für die Zeit nach ihnen zu machen. Das könnte und sollte gelingen. Beide befürworten etwa, dass Kapitän Philipp Lahm (33) nach seiner Karriere als Profi in die Vereinsführung eingebunden wird. Lahm begrüßt das Hoeneß-Comeback natürlich auch: „Uli ist für den Verein sowas von wichtig. Ohne ihn wäre der FC Bayern nicht da, wo er jetzt steht.“ (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion