ChatGPT soll in humanoide Roboter integriert werden

OpenAI, Hersteller der KI-Software ChatGPT, hat eine Kooperation mit dem Start-up Figure AI angekündigt. Ziel der Kooperation ist es, ChatGPT in humanoide Roboter zu bringen. Diese technologische Entwicklung birgt unvermeidlich auch eine destruktive Kraft, warnen Kritiker. Die Frage „Quo vadis, KI?“ weitet sich immer mehr zur Frage: „Quo vadis, Menschheit?“
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Nächste Phase bei ChatGPT. Symbolbild.Foto: Istock Ociacia
Von 20. März 2024

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Seitdem ChatGPT erstmals im Juni 2020 vorgestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, hat der Einsatz von KI durch „jedermann“ die Welt verändert. Vor allem die Art und Weise, wie Menschen mit Computern interagieren.

Wie eine Art Suchmaschine durchforstet der Chatbot das Netz und generiert zusammengefasste Textbausteine. Positiv ausgedrückt erleichtert ChatGPT den Zugang zu Informationen. Inzwischen werden durch die Automatisierung ganze Kundendienste durch Chatbots ersetzt. Zeitungsartikel werden damit geschrieben (dieser noch nicht), genauso wie Bücher, Liedtexte, Gedichte sowie Semester- und Doktorarbeiten verfasst. Nicht nur der Meinungskorridor wird zunehmend reduziert, warnen Kritiker, da die Maschinen nur das reproduzieren und auswerfen, mit dem sie gefüttert wurden und was nicht vorher wegzensiert wurde, auch viele Arbeitsplätze und Berufsbilder lösen sich zunehmend in Künstlicher Intelligenz auf.

Kritiker hinterfragen ebenfalls die Zuverlässigkeit der KI-Technologien und die Sicherheit für den Menschen. Hierbei ergibt sich beispielsweise die Frage, wer im Falle von Fehlern oder falschen Entscheidungen, die auf der Basis von KI getroffen wurden, haftet – der Programmierer, der Betriebsleiter oder die ausführenden Mitarbeiter?

ChatGPT inzwischen „intelligenter“ als die meisten Menschen?

Währenddessen nehmen die „Fähigkeiten“ der neuen KI-Modelle rasant zu, wie in Tests ermittelt wurde. So gehört GPT-4, auf dem ChatGPT basiert, zu den besten elf Prozent beim standardisierten Mathematiktest für US-Universitäten. Ebenfalls ist die KI ganz oben mit dabei bei der als besonders anspruchsvoll geltenden Anwaltszulassungsprüfung in den USA, hier schneidet sie innerhalb der besten zehn Prozent ab. Auch ein deutsches Abitur ist für die KI kein Problem.

Da klassische IQ-Tests auch nonverbal zu erfüllende Teile haben, wie die Ergänzung eines fehlenden Teiles in einem Bild oder die Lösung eines Puzzles, kann der Intelligenzquotient der ChatGPT-Modelle nicht wirklich überprüft werden – denn das kann die körperlose KI nicht. Bei der Ermittlung des IQs beschränkte sich der finnische Psychologe Eka Roivainen also nur auf den verbalen Teil, um die Intelligenz von ChatGPT zu ermitteln.

Mit dieser Einschränkung ergab der Test im März 2023, dass der Bot mittlerweile einen IQ von 155 hat – damit sei das Sprachmodell „intelligenter“ als 99,9 Prozent aller Menschen. Dass neben dem IQ Qualitäten wie Emotionale Intelligenz,  die Kompetenz, die eigenen Gefühle und die Gefühle anderer Personen wahrzunehmen,  zu verstehen und zu regulieren und uns so als Menschen erfahrbar zu machen, findet bei der Begeisterung für den wachsend  hohen IQ der KI zumeist keine Berücksichtigung.

Dabei sind emotional intelligente Personen oft erfolgreicher als die, die  “nur” einen hohen Intelligenzquotienten haben. Die Korrelation soll Untersuchungen nach sogar so hoch sein, dass 90 Prozent  der Top-Unternehmer eine hohe Emotionale Intelligenz (EQ) haben.

Ohne den Menschen geht nichts bei ChatGPT – noch

Bisher generiert der Bot die Informationen für sein Lernen aus Informationen, die von Menschen ins Internet eingespeist wurden. Nun soll ChatGPT ebenfalls die Fähigkeit verliehen werden, die physische Umwelt zu erkunden und mit ihr zu interagieren.

Dafür möchte OpenAI, die Firma hinter dem Chatbot, mit dem Start-up Figure AI kooperieren. Die KI soll in menschenähnliche Roboter gebracht werden.

KI meets Robotik: Verschmelzung der Tech-Riesen

Das Start-up Figure AI Inc. ist dabei, hoch entwickelte Roboter, bekannt als „Figure 01“, zu erschaffen, die Menschen in Aussehen und Bewegung ähneln. Nach Eigenangaben sieht das 2022 gegründete Start-up mit seinem Produkt eine Zukunft vor, in der diese KI-betriebenen Maschinen Aufgaben übernehmen können, die für Menschen schwer oder mit Risiken verbunden sind.

Das Unternehmen schreibt dazu auf seiner Website unter der Rubrik „Master-Plan“ eine Eigen-Werbung. Gemäß dieser hätten sie mit der  Entwicklung von Allzweck-Humanoiden einen positiven Einfluss auf die Menschheit und würden ein besseres Leben für künftige Generationen schaffen wollen. Und zwar indem die  Roboter unsichere und unerwünschte Jobs überflüssig machen könnten – und laut ihrer Aussage „uns letztlich ein glücklicheres, zielgerichteteres Leben ermöglichen.“

Allein in den USA gäbe es über 10 Millionen unsichere oder unerwünschte Arbeitsplätze, und die alternde Bevölkerung werde es den Unternehmen zunehmend erschweren, ihre Belegschaft zu vergrößern. Doch dürfte für das Unternehmen Figure AI Inc. kaum das Wohl des Menschen im Vordergrund stehen, als eher Profit und Wirtschaftswachstum. „Wenn wir weiter wachsen wollen, brauchen wir mehr Produktivität – und das bedeutet mehr Automatisierung,“ so zu lesen auf der Webseite von Figure AI Inc.. 

Auch  bei den Geldgebern des Start-ups fanden sich  vor allem diejenigen zusammen, die bereits auf Maschinen statt Menschen setzen. Als die Robotic-Firma  Anfang März 2024 eine Finanzierungsrunde über 675 Millionen Dollar (rund 623 Millionen Euro) bekannt gab, haben vor allem Technologieriesen wie Microsoft Corp., OpenAI und Amazon-Gründer Jeff Bezos investiert. Die Bewertung von Figure AI wurde auf 2,6 Milliarden Dollar gesteigert.

Noch Anfang Februar war im KI-Fachportal „it-boltwise.de“ von Finanzmitteln von „nur“ bis zu 500 Millionen Dollar die Rede und von einer Steigerung bei der Neubewertung des Start-ups auf 1,9 Milliarden Dollar.

Deal mit BMW: KI-Roboter in der Produktion

Vor dieser Finanzierungsrunde hatte Figure AI bereits einen Deal mit BMW gemacht. In Zukunft soll das Unternehmen Roboter für den Einsatz in der Autoproduktion im US-Bundesstaat South Carolina liefern.

Anders als bei klassischen Industrierobotern, die meist nur für eine dedizierte Aufgabe konzipiert wurden, lassen sich KI-gestützte, humanoide Roboter umfassender einsetzen als normale Roboter. In Bereichen wie Fertigung, Logistik, Lagerhaltung oder Einzelhandel können sie inzwischen nicht nur den Menschen unterstützen, sondern ihn oft auch schon ersetzen. Verfechter vom Einsatz von KI begrüßen die Automatisierung mit dem Argument, dass damit schwierige, gefährliche oder mühsame Aufgaben im  Fertigungsprozess vorangetrieben werden können.

Figure 01 macht Kaffee

Das erste Modell vom Start-up Figure heißt Modell Figure 01 und vereint laut seinen Erschaffern „die Geschicklichkeit des Menschen mit modernster KI“.

Materialisiert sieht der neueste Humanoidroboter so aus: Figure 01 ist umgerechnet knapp 1,70 Meter groß und wiegt 60 Kilogramm. Mit seinen eingebauten Akkus kann er sich bis zu fünf Stunden autark bewegen und dabei bis 20 Kilogramm tragen. Laut seinen Erschaffern erreicht er beim Laufen eine Geschwindigkeit von circa 4,3 km/h.

Kürzlich hatte das Start-up in einem Video demonstriert, wie ein Roboterprototyp der Firma eine Tasse Kaffee mit einer Kapselmaschine zubereitet. Dazu gehören feine Bewegungsabläufe wie die Fähigkeit, die Kapsel zu greifen und sie in das Gerät einzulegen (hier das Werbevideo). Dem Start-up zufolge lernte das der Roboter in nur zehn Minuten.

Die Symbiose von Künstlicher Intelligenz und Robotik

Die Fusion von Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotik hat eine transformative Wirkung und geht weit über die bloße Automatisierung von Prozessen hinaus. Werden Maschinen jetzt, wo sie lernen, verstehen und mit ihrer Umgebung interagieren, die besseren Menschen? Oder ist es da Ziel, diese am Ende ganz zu ersetzen?

Mit KI und Robotik verschmelzen zwei miteinander verbundene, aber dennoch eigenständige Disziplinen. KI befasst sich mit der Entwicklung von Algorithmen und Techniken, die es Computern ermöglichen, Aufgaben auszuführen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern. Robotik hingegen konzentriert sich auf die Konstruktion, Steuerung und Anwendung von Robotern, die physische Handlungen ausführen können. Wenn diese beiden Bereiche kombiniert werden, entstehen leistungsstarke Systeme, die sowohl über physische als auch über kognitive Fähigkeiten verfügen.

Ein Schlüsselelement in der Verbindung von KI und Robotik ist das sogenannte „Maschinenlernen“. Hierbei werden Algorithmen eingesetzt, die es Robotern ermöglichen, aus Erfahrungen zu lernen und sich anzupassen, ohne explizit programmiert zu werden.

Ein weiterer Einflussbereich, in dem KI und Robotik stark zusammenwirken, ist die Mensch-Roboter-Interaktion, wo durch Fortschritte in Spracherkennung, Bildverarbeitung und Sensorik Roboter menschenähnliche Eigenschaften entwickeln können. Schon jetzt sind im Rahmen diverser Pilotprojekte Pflegeroboter auch in Deutschland bereits in Pflegeeinrichtungen oder Kinderstationen im Krankenhaus zu finden.

In einem Lübecker Pflegeheim besipielsweise soll ein Roboter „die Senioren fit halten und die Pflegekräfte entlasten. Pflegerische Aufgaben wie waschen, wickeln oder umlagern übernimmt der Roboter aber nicht.“ Langfristig soll der Roboter auch Fachkräfte anlocken, schreibt der „NDR“ zu dem zweijährigen Pilotprojekt.

Wie genau hier fehlende Fachkräfte angelockt werden sollen, oder das Leben der Senioren lebenswerter gemacht werden soll durch Roboter, bleibt an der Stelle genauso unklar wie oben benannter Masterplan des Robotic – Start-ups Figure AI, der mit mehr Produktivität und Automatisierung und dem Wegfallen von Jobs durch Roboter-Einsatz das Leben der Menschen besser machen solle. 

Wie sich schützen vor abnehmender Autonomie und Missbrauch?

Entsprechend ist Arbeitsplatzvernichtung auch das aktuell vordergründig diskutierte Hauptbedenken in Sachen Automatisierung. Vor allem aber wirft die Integration von KI und Robotik  ethische Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf Autonomie, Verantwortlichkeit und potenziellen Missbrauch. Es besteht die Gefahr, dass diese Systeme fehlerhaft sind und dadurch zu unvorhergesehenen Konsequenzen führen.

Unbeachtet aller Bedenken wird seit vielen Jahren an der Kombination von KI und Robotik gearbeitet. Auch Techmilliardär Elon Musk ist am Thema dran. Noch vor circa einem Jahr hatte er zusammen mit anderen KI-Experten ein Forschungsmoratorium von sechs Monaten gefordert. Das Argument: Man riskiere ansonsten „Zivilisationsverlust“. Die Petition kam, kurz nachdem beim neuen Modell ChatGPT-4 über erste Anzeichen von Superintelligenz berichtet wurde.

Im Juli dann hatte Musk selbst seine KI-Firma xAI gegründet, die mittlerweile das Programm Grok vorgestellt hat. Zudem lässt Tesla einen aufrecht gehenden Roboter mit dem Namen Optimus entwickeln. Elon Musk vermeldete erst im Januar auf seiner Plattform X, dass es in zwei Jahrzehnten eine Milliarde humanoide Roboter auf der Erde geben könnte, „vorausgesetzt, die Grundlagen der Zivilisation sind stabil“.



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