Klimaaktivistin für Kernkraft: „Grüne Parteien in Schweden und Deutschland antiwissenschaftlich“

Eine 18-jährige Klimaaktivistin aus Schweden hat eine Petition gegen Greenpeace gestartet. Sie will deren Klage gegen die EU entgegentreten – und kämpft für die Beibehaltung der Einstufung von Kernkraft als „nachhaltig“.
In Schweden sind derzeit drei Atomkraftwerke in Betrieb, darunter auch das Kernkraftwerk Oskarshamn.
Kernkraftwerk Oskarshamn in Schweden.Foto: Uniper Sweden/dpa/Archiv
Von 3. September 2023

An dieser Stelle wird ein Podcast von Podcaster angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um den Podcast anzuhören.

Die weltweit tätige NGO „Greenpeace“ will vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) gegen die im Vorjahr auf den Weg gebrachte EU-Taxonomie klagen. Dieses System definiert, was als Investition in „nachhaltige Energie“ gilt und dadurch zu günstigeren Bedingungen finanzierbar sein soll. Auch die Kernkraft zählt dazu – was dogmatischen Vertretern der Umweltbewegung widerstrebt.

Die 18-jährige schwedische Klimaaktivistin Ia Aanstoot sieht sich hingegen als Vertreterin einer „neuen“ Umweltbewegung. Sie hat mit ihrem Engagement bei den „Schülerstreiks“ unter der Federführung von Greta Thunberg und „Fridays for Future“ begonnen. Jetzt will sie sich Greenpeace entgegenstellen – und für die Aufrechterhaltung der Taxonomie kämpfen.

Schülerin will vor dem EuGH Partei für die Kernkraft ergreifen

Während „Fridays for Future“ in der Frage der Kernkraft gespalten ist, hat Ia Aanstoot für ihr Vorhaben einen neuen Partner gewonnen. Die Organisation RePlanet und die Amsterdamer Anwaltskanzlei Houthoff beabsichtigen, sich dem Verfahren vor dem EuGH anzuschließen. Als „interessierte Partei“ will Aanstoot dabei mit RePlanet für die Kernkraft auftreten – und gegen Greenpeace.
Auch auf X präsentiert Aanstoot ihr Anliegen und fordert Greenpeace dazu auf, „den Widerstand gegen klimaschonende Kernenergie in Europa aufzugeben“.

Wie alle anderen Klimaaktivisten betrachtet auch die 18-jährige Schwedin den Ausbau der erneuerbaren Energien als zentral. Allerdings bedeute die Kernkraft als Teil der Grünen Taxonomie, dass „auch diese Energieform die entscheidenden Finanzinvestitionen erhalten kann, die zur Rettung unseres Klimas erforderlich sind“.

Greenpeace in „altmodischer und unwissenschaftlicher Gegnerschaft“ verfangen

In einem Interview mit der „Welt“ wirft Aanstoot der „alten“ Umweltbewegung vor, nicht auf die Wissenschaft zu vertrauen. Gremien wie das IPCC sagten, die Pariser Klimaziele seien ohne Kernkraft nicht zu erreichen. Wer auf die Wissenschaft höre, wisse:

Unser wahrer Feind ist nicht die Unterstützung der EU für Kernenergie, sondern die fossilen Brennstoffe.“

Und gerade, weil es einen „Klima-Notstand“ gebe, müsse Greenpeace ihre „altmodische und unwissenschaftliche Gegnerschaft zur Kernenergie aufgeben“. Stattdessen solle sich die Organisation auf den Kampf gegen die fossilen Brennstoffe konzentrieren.

Globaler Süden braucht sichere Energieversorgung

Ihr Engagement für die Kernkraft rechtfertigt Aanstoot auch mit ihrer eigenen Lebensgeschichte. Als Kind habe sie für einige Jahre in Kenia gelebt, und dies habe auch ihr Problembewusstsein für den Globalen Süden geschärft.

Es sei eben ein Unterschied „zwischen einem Stromausfall, der alle paar Jahre auftritt und vielleicht zwanzig Minuten dauert und solchen, die alle paar Tage auftreten und manchmal bis zu einem Tag dauerten“.

Ihr Engagement für die Kernkraft sei dem Umstand geschuldet, dass sie nach pragmatischen Lösungen für die „Klimakrise“ gesucht habe. Dabei habe sie sich unvoreingenommen mit möglichen Wegen befasst und sei zu der Erkenntnis gelangt, dass Kernkraft tatsächlich „den Planeten retten“ könne – zusammen mit den Erneuerbaren.

In Schweden assoziiere man Kernkraft mit hohem Lebensstandard

Die grünen Parteien in Deutschland und in Schweden hätten gemeinsam, dass sie „antiwissenschaftlich und anti-Atom“ seien. Die meisten Menschen aus der „alten“ Umweltbewegung stammten aus der Anti-Atomkraft-Bewegung. Sie seien dort aufgewachsen und gegen Kernkraft zu sein, habe mehr mit Identität und Nostalgie als mit informierten Positionen zu tun:

Gegen die Atomkraft zu sein, fühlt sich für sie natürlich und sicher an, weil sie schon immer gegen Atomkraft waren.“

In Schweden sei die Bevölkerung mehrheitlich jedoch für die Kernkraft. Dies liege zum einen am dortigen Bildungssystem mit seiner starken Betonung der Quellenkritik. Zum anderen liegt es an der Erfahrung.

Schweden habe die Kernenergie „größtenteils für die Verbesserung des Lebensstandards der Bürger durch elektrische Heizung, Transport, Kochen und so eingesetzt“. Deutschland hingegen hatte stets auf fossiles Gas vertraut.

Die Kernkraft könne helfen, den Klimawandel zu verlangsamen und gleichzeitig den Alltag zu elektrifizieren – während der Natur Raum zur Wiederverwilderung eingeräumt werde.

Scholz weist FDP-Forderung nach Rückbau-Stopp für KKWs zurück

In Deutschland hatte die FDP-Bundestagsfraktion auf ihrer Klausurtagung am Freitag gefordert, vorerst auf den Rückbau noch einsatzfähiger Kernkraftwerke zu verzichten. Bundeskanzler Olaf Scholz wies dieses Ansinnen zurück.

Im „Deutschlandfunk“ äußerte er, das Thema Kernkraft sei in Deutschland „ein totes Pferd“. Sie werde nicht mehr zum Einsatz kommen. Wer neue Kernkraftwerke bauen wollte, bräuchte dafür 15 Jahre und müsste 15 bis 20 Milliarden Euro pro Stück ausgeben. Deutschland werde stattdessen auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, Windkraft, Solarenergie, Wasserkraft und Biomasse setzen. Damit werde man „am Ende des Jahrzehnts 80 Prozent unseres Bedarfs decken und kurz danach sogar alles, was erforderlich ist“.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion