Industrieproduktion gestiegen – Lieferengpässe bereiten aber weiter Probleme

Nach dem Rückgang der Industrieproduktion im September wegen Materialengpässen hat das produzierende Gewerbe im Oktober wieder zugelegt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, stieg die Industrieproduktion gegenüber dem Vormonat um 3,2 Prozent.
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Kfz Produktionslinie. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times7. Dezember 2021

Lieferengpässe haben der Industrieproduktion in diesem Jahr wiederholt einen Dämpfer verpasst – im Oktober hat das produzierende Gewerbe nun wieder zugelegt. Ein Grund zur Entwarnung ist das nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) aber noch nicht. Das Bundeswirtschaftsministerium sieht zwar einen „positiven Lichtblick“, der weitere Ausblick für die Industriekonjunktur bleibe allerdings „verhalten“.

Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, stieg die Industrieproduktion im Oktober saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem Vormonat September um 3,2 Prozent. Die Produktion im gesamten verarbeitenden Gewerbe – also inklusive der Baubranche und dem Energiebereich – wuchs um 2,8 Prozent.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat Oktober 2020 war die Produktion laut den vorläufigen Angaben des Bundesamtes allerdings um 0,6 Prozent niedriger. Verglichen mit dem Vorkrisenniveau vom Februar 2020 verzeichneten die Statistiker ein Minus von 6,5 Prozent.

Seit Anfang des Jahres werde die Industrieproduktion „durch Lieferengpässe bei wichtigen Vorleistungsgütern und Rohstoffen gebremst“, erklärte das Wirtschaftsministerium. Dadurch sei sie in den Sommermonaten „teilweise deutlich zurückgefahren“ worden. Die Gegenbewegung im Oktober stelle „in der angespannten konjunkturellen Lage einen positiven Lichtblick dar, auch wenn die Produktionseinbußen seit Jahresbeginn noch nicht kompensiert sind“.

„Erfreuliche“ Steigerungen in zwei Industriezweigen

Als „erfreulich“ hob das Ministerium die kräftigen Steigerungen in den gewichtigen Bereichen Kraftwagen und Kraftwagenteile (plus 12,6 Prozent) sowie im Maschinenbau (5,0 Prozent) im Oktober hervor. Denn beide Industriezweige seien „seit Monaten besonders von den Knappheiten vor allem bei Halbleitern beeinträchtigt“.

Allerdings liege die Kfz-Produktion „trotz des starken Zuwachses nach wie vor deutlich unter Vorkrisenniveau“, führte das Wirtschaftsministerium weiter aus. Der weitere Ausblick für die Industriekonjunktur bleibe verhalten. „Die Beeinträchtigungen durch Lieferengpässe dürften noch einige Monate anhalten.“

Auch Konjunkturexperte Nils Jannsen vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel erklärte, die deutsche Industrie leide weiter „massiv“ unter den derzeitigen Lieferproblemen. „Daran ändern auch die positiven Oktoberzahlen nichts“, teilte er mit. „Angesichts der schwachen Entwicklung zuvor ist der Produktionsanstieg im Oktober eher ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Schwerwiegende Lieferengpässe in der Automobilindustrie

Besonders schwerwiegend seien die Lieferengpässe weiterhin in der Automobilindustrie, fügte Jannsen hinzu. Eine durchgreifende Erholung der Industrieproduktion werde wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen. „So hat sich der hohe Anteil an den weltweiten Frachtkapazitäten, der sich vor großen Häfen aufgestaut hat, bis zuletzt kaum verringert“, erklärte er.

DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen verwies darauf, dass die Unternehmen noch „einen Berg an Aufträgen“ vor sich herschöben, den sie häufig nicht abarbeiten könnten. Bereits im Sommer sah sich demnach über ein Viertel der betroffenen Unternehmen gezwungen, die Produktion zu drosseln oder gar zu stoppen.

Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, bezeichnete den Anstieg der Industrieproduktion indes als „erstes Indiz dafür, dass sich die Lieferprobleme bei Vorprodukten allmählich entspannen“. Für die nächsten Monate werde nun entscheidend sein, wie schnell sich die Probleme bei den Lieferketten weiter auflösen.

„Wir rechnen derzeit nur mit einer zögerlichen Entspannung, die aber der Industrie erlaubt, in den kommenden Monaten wieder stärker zum Wirtschaftswachstum beizutragen“, erklärte Dullien. Dies sei „besonders wichtig, weil die zunehmenden Kontaktbeschränkungen und die Konsumzurückhaltung in der vierten Corona-Welle das Wirtschaftswachstum über die Jahreswende empfindlich dämpfen werden“. (afp/dl)



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