Insolvenzwelle: Energiekrise macht auch vor Windenergiebranche nicht halt

Die Not ist groß. Obwohl die Bundesregierung die Branche der erneuerbaren Energien fördern will, gehen derzeit auch hier viele Firmen in die Insolvenz. Nun ist der Hersteller der Heger-Firmengruppe an seine Grenzen gestoßen. Auch von der Maka Windkraft GmbH kommen deutliche Worte zur Lage auf dem Energiemarkt.
Welle der Insolvenz: Windräder-Lieferant von Energiepreisen ausgebremst
Eine Produktionsstätte für Windkraftanlagen. Die Heger-Gruppe stellt solche Elemente in ihrer Gießerei her.Foto: LOIC VENANCE/AFP via Getty Images
Von 16. Oktober 2022

Die Energiewende läuft. Die Bundesregierung will den Ausbau von Solar- und Windenergie fördern. Umso verwunderlicher ist es, dass speziell in der Windenergiebranche derzeit viele Unternehmen mit Problemen zu kämpfen haben. Viele von ihnen gehen in die Insolvenz.

Einige Probleme werden gerade durch die derzeitige Energiekrise, also die hohen Strompreise verursacht. Allerdings gibt es noch weitere Probleme in der Branche.

Gießerei geht in Insolvenz

Nach Angaben des SWR sollen vier Firmen der Heger-Gruppe in Enkenbach-Alsenborn demnächst in die Insolvenz gehen. Der Antrag sei bereits gestellt. Die Gießerei stellt unter anderem Spezialteile für Windräder her. Langfristig sei geplant, die Spezialgießerei umzustrukturieren und neu im Markt zu positionieren. Bei Heger in Enkenbach-Alsenborn arbeiten 130 Menschen.

Als Grund für die Insolvenz nannte das Unternehmen die hohen Energiekosten. Seit Jahresbeginn seien die Energiekosten von rund 100.000 Euro monatlich auf 700.000 Euro gestiegen. Da die Kosten nicht an die Kunden weitergegeben werden können, sei ein wirtschaftlicher Betrieb der Gießerei nicht mehr möglich.

Die extrem angestiegenen Preise für Strom und Rohstoffe und die hinzukommende schwache Situation im Windmarkt „sind ein Giftcocktail für eine Gießerei“, erklärte Johannes Heger, Geschäftsführer der Heger-Gruppe, die Situation. „Insbesondere, wenn sie mit elektrischer Energie schmilzt.“

Wo bleiben die Hilfszahlungen?

Geschäftsführer Johannes Heger. Foto: Screenshot, SWR-Interview

Auch die angekündigten Hilfszahlen kommen für die Heger-Gruppe zu spät. Diese kritisierte die Bundesregierung in einer Mitteilung scharf. Hilfsgelder für energieintensive Firmen seien zwar medienwirksam angekündigt worden – aber eine Auszahlung sei bisher nicht erfolgt.

Die wiederholt angekündigten günstigeren Stromtarife und Finanzhilfen für den Mittelstand, seien immer noch nicht auf den Weg gebracht worden. „Andere Länder in Europa schützen ihren industriellen Mittelstand besser“, bemängelt Heger.

EEG-Auflagen zwingen Windkraftbetreiber an die Börse

Die Unzufriedenheit mit der deutschen Energiepolitik äußerte kürzlich auch Wolfgang Kiene, Geschäftsführer der Maka Windkraft GmbH, auf der Website des Unternehmens. In einem Kommentar zur aktuellen Lage (17. September) beklagt er, dass Windkraftbetreiber per Gesetz an die Börse gezwungen werden. Das würde den Strompreis künstlich in die Höhe treiben.

Die Politik gehe hier „nicht an die Wurzeln des Problems“. Strom sei knapp und teuer, heiße es immer. Dem widerspricht er entschieden. „Ich kann das nicht mehr hören“. Sein Windpark in Fürstenau laufe nur noch wenig. „Nicht, weil die Maschinen defekt sind. Nicht etwa, weil das Netz knapp ist. Nein. Weil an der Börse gezockt wird.“ Das Stromangebot werde künstlich knapp gehalten.

Börsenspekulation: „Zahlt ja der Kunde“

Wie Kiene der Epoch Times mitteilte, seien die EEG-Auflagen der Bundesregierung für diesen Umweg über die Börse verantwortlich. „Für den Monat August 2022 gab es rund 0,46 Euro [pro kWh] für unsere Produktion an der Börse. (…)  Zum Vergleich: Noch vor ein bis zwei Jahren erhielten die Betreiber von Windkraftanlagen rund 0,2 Euro pro kWh (Kilowattstunde)“, so der Unternehmer.

„Dafür muss man sich schämen. Das darf man niemandem erzählen. Aber wir können nichts dafür. Wir müssen an die Börse“, bedauerte Kiene. „Jetzt soll uns das gar nicht stören. Wir bekommen nämlich den abgeregelten ,,Strom” voll vergütet. Zahlt ja der Kunde.“ Dem werde erzählt, der Strom sei knapp und er müsse sparen. „In Wahrheit zahlt er den abgeschalteten und den dadurch verknappten Strom und weiß nicht, wie er das stemmen soll.“

Zentralisierung des Windmarktes

Laut Kiene liegt seit der Regulierung klar eine Zentralisierung des Windmarktes per Gesetz vor. Der Windpark von Maka könnte pro Stunde rund 8.000 kWh produzieren. Hunderttausende Kilowattstunden seien jedoch wegen der Börsenspekulationen und der „abgeregelten Produktion“ nicht produziert worden. „AKWs einschalten, weil der Strom knapp ist. Kohle wieder verbrennen, weil der Strom knapp ist und auch ordentlich noch Gas in die Kraftwerke, weil der Strom knapp ist. Und Windparks ausstellen, damit der Strom knapp bleibt.“

Der Unternehmer würde gern den nächsten Bäcker mit bezahlbarem Strom beliefern, die nächste Siedlung oder die nächste Fabrik. Aber er dürfe es nicht. Und der Grund? „Weil die Großen das Geschäft machen, für sich und nicht für die Allgemeinheit. Und die Politik spielt mal wieder mit“, macht er sich Luft.

Die Auftragsbücher seien gut gefüllt, jedoch verursachen Lieferprobleme teils sehr lange Wartezeiten, sagte Kiene gegenüber Epoch Times. Materialmangel und fehlende Fachkräfte würden das Geschäft zusätzlich erschweren, sodass nicht wenige Unternehmen keine andere Option mehr als eine Insolvenz sähen.

Strompreis-Spekulation ist der Regierung bekannt

Einem Internetnutzer hat Kienes wirtschaftliche Lage offenbar ernsthaft zu denken gegeben. Am 29. September richtete er eine schriftliche Anfrage an das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz auf dem Portal „FragDenStaat“, inwieweit die Behauptungen stimmen und mit dem Appell: „Sorgt doch bitte dafür, dass die vorhandenen Ressourcen auch genutzt werden.“

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Nur einen Tag danach meldete sich das Ministerium zurück. Das Problem an den Energiebörsen sei ihnen bekannt. Die Maßnahme sei jedoch wegen des Umbaus der Energiemärkte erforderlich. „Wir stimmen Ihnen jedoch vollkommen zu, dass dies [die Drosselung der Stromproduktion] nicht in derartigem Umfang hinnehmbar ist! ‚Nutzen statt Abregeln“ sei eines ihrer wesentlichen Ziele.

Das Ministerium führe derzeit Gespräche mit allen Beteiligten hinsichtlich einer grundlegenden Reform des aktuellen Handelssystems an den Energiebörsen. Dies müsse allerdings auf europäischer Ebene umgesetzt werden.

(Susan Berg hat zu dem Artikel beigetragen)

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 66, vom 15. Oktober 2022.



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