Tödlicher Bootsunfall auf Gardasee: Haftstrafen für Deutsche

Zwei Münchener fahren im Sommer 2021 nachts mit ihrem Luxus-Motorboot über den Gardasee. Ein Zusammenprall mit einem Holzboot fordert zwei Todesopfer. Nun fällte das Gericht in Brescia in dem brisanten Fall sein Urteil.
Forensiker begutachten im Juni 2021 den Schaden an dem Ruderboot. Jetzt sind die Unfallverursacher zu Haftstrafen verurteilt worden.
Forensiker begutachten im Juni 2021 den Schaden an dem Ruderboot. Jetzt sind die Unfallverursacher zu Haftstrafen verurteilt worden.Foto: Gabriele Strada/AP/dpa
Epoch Times21. März 2022

Im voll besetzten Saal 25 des Palazzo di Giustizia in Brescia wird es plötzlich still. Das Gericht in der norditalienischen Stadt fällt am Montag seine Entscheidung im Verfahren gegen zwei Männer aus München im Fall eines tödlichen Bootsunglücks auf dem Gardasee.

Ein junges italienisches Paar aus der Umgebung kam bei dem Crash auf dem beliebten See am 19. Juni 2021 kurz vor Mitternacht ums Leben. Richter Mauroernesto Macca entscheidet: Vier Jahre und sechs Monate Haft für den 52 Jahre alten Bootslenker, zwei Jahre und elf Monate für den gleichaltrigen Bootsbesitzer.

Mit dem Urteil sei er zufrieden, sagt der Anwalt der Familie des verstorbenen Umberto Garzarella (37). Der Richter habe die beiden Deutschen damit zur Verantwortung gezogen, denn sie hätten in ihrem Zustand nicht über den See fahren dürfen. Den Eltern von Greta Nedrotti (25), die ebenfalls ums Leben kam, schien die Entscheidung zu milde zu sein. „Wir haben uns schon darauf vorbereitet“, sagte Raffaele Nedrotti vor Medienvertretern nach der Verhandlung. „Wir haben getan, was wir konnten. Jetzt müssen wir nach vorne schauen. Leider haben wir unser Kind nicht mehr.“

Die Staatsanwaltschaft forderte sechs Jahre und sechs Monate Haft für den Steuermann und vier Jahre und zwei Monate für den Besitzer. Die beiden wurden unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und unterlassener Hilfeleistung angeklagt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Damit müssen sie ihre Strafen zunächst nicht antreten.

Nach eigenen Angaben fuhren die Geschäftsmänner in der Nacht am Westufer des Gardasees nach Salò. Tagsüber tranken und aßen sie andernorts am Ufer. „Der 19. Juni letzten Jahres sollte ein wunderschöner Tag werden. In dieser Nacht ist eine schlimme Tragödie passiert“, sagte der Bootsbesitzer, der bei der Urteilsverkündung nicht anwesend war, in seiner Aussage Ende Februar.

Es war dunkel auf der Überfahrt. „Ich habe aus heiterem Himmel ein Geräusch gehört, ein kurzes aber sehr gut hörbares Geräusch, und gleichzeitig eine Vibration in den Füßen gespürt“, erklärte der Bootslenker damals. Die beiden hielten, besprachen sich und gingen nach eigener Aussage davon aus, mit einem treibenden Holzstück kollidiert zu sein. Ihr Riva-Boot wurde dabei beschädigt, und weil Wasser eindrang, entschlossen sie sich, weiterzufahren. Den Unfall mit dem Boot des Pärchens hätten sie als solchen nicht bemerkt.

Tags darauf erschienen Polizisten der Carabinieri in ihrem Hotel und nahmen sie mit aufs Revier. Beide konnten danach zunächst zurück nach München. In einer Nacht- und Nebelaktion stellte sich der Bootslenker später im italienischen Grenzort Brenner, als ihn die Behörden in Italien per Haftbefehl suchten. Seitdem saß er in Modena im Hausarrest.

Der Fall sorgte in Italien für große mediale Aufmerksamkeit. Aufnahmen einer Überwachungskamera kursierten, auf dem der Bootslenker beim Anlegen nach dem Unfall ins Wasser plumpste und dann torkelnd an Land ging. Schnell lautete die Vermutung: Der war doch total betrunken. Der 52-jährige Bayer widersprach dem. Die Aufnahmen seien aus dem Zusammenhang gerissen gewesen.

Bereits zu Prozessbeginn am 10. November vergangenen Jahres kam es zu einer Einigung auf eine Entschädigung. Die Familie von Umberto erhielt rund 1,3 Millionen Euro, die Familie von Greta erhielt rund 2,5 Millionen Euro. Gretas Mutter Nadia forderte am Montag strengere Regeln für Motorboote auf dem Gardasee. „Hoffen wir, dass diese Regeln dann anderen Menschen dienen, damit solche Tragödien nicht mehr passieren können.“ (dpa/red)



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