Vermisste Rebecca (15): Psychologe analysiert bewegenden Fall

Warum fesselt der Fall Rebecca die Öffentlichkeit so? Seit dem Verschwinden der jungen Schülerin gibt es zahlreiche Hinweise und emotionale Reaktionen aus der Bevölkerung.
Titelbild
Die vermisste Rebecca aus Berlin.Foto: Polizei Berlin
Epoch Times11. März 2019

Nach drei Wochen intensiver Suche bleibt Rebecca weiterhin vermisst. Nun haben sich die Eltern erstmals öffentlich zu Wort gemeldet und über heftigen Telefonterror geklagt.

Sie bekämen Anrufe mit der Anschuldigung, dass sie selbst Mörder wären. In einer RTL-TV-Sendung klagten sie ihr Leid: „Wir verheimlichen keine Informationen. Natürlich machen wir uns große Sorgen um unsere Tochter.“

Zuvor hatten die ermittelnden Beamten schnell den Schwiegersohn der Eltern als Verdächtigen ausgemacht. Dieser sitzt in Untersuchungshaft und schweigt. Er habe sich bei seinen anfänglichen Aussagen wiederholt in Widersprüche verwickelt, heißt es.

Hat der Berliner Koch und Schwager von Rebecca, Florian R., etwas mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun? Foto: Polizei Berlin

Die Familie des vermissten Teenagers lebt in Ungewissheit – die letzten drei Wochen wurden für sie zum wahren Albtraum. Das junge Mädchen aus Berlin ist spurlos verschwunden.

Instagram-Bild schaffte „sofort große Aufmerksamkeit und Aufregung“

Der 68-jährige Berliner Medienpsychologe Jo Groebel erläutert die Situation in der „Bild“-Zeitung:

Es kommen mehrere Faktoren zusammen. Zunächst hat das mutmaßliche Opfer durch die Fotos sofort ein Gesicht bekommen. Zudem scheint das Instagram-Bild eher dem Post eines Hollywood-Stars als dem eines deutlich minderjährigen Mädchens zu entstammen. Das schafft sofort große Aufmerksamkeit und Aufregung“, sagt Groebel zum Fall Rebecca.

Hinzu käme noch, dass hilflose Opfer gewisse Beschützerinstikte wecken. Ein besonders intensives Hineifühlen in das Opfer und die Dauerspannung durch Live-Berichte bringen eine Unruhe bei den Betrachtern, so Groebel.

Welche Rolle spielte dieser Renault Twingo im Vermisstenfall Rebecca Reusch (15)? Foto: Polizei Berlin

Soziale Medien vs. etablierte Medien

Die Sozialen Medien sieht Groebel nicht als Hilfe. Es werde zwar mehr über Kriminalfälle diskutiert, jedoch „echte neue Informationen sind aber in der Regel in den sozialen Medien bei so einem Geschehen selten zu finden.“ Sie bildeten vielmehr Gemeinschaften, in welchen Abscheu oder auch ein möglicher Tathergang besprochen würden.

Die Rolle der etablierten Medien sei laut dem Berliner Medienpsychologen durchaus wichtig: „Presse, TV und Radio sind immer noch die entscheidenden Auslöser, für das, was an echten Informationen in der Öffentlichkeit verbreitet wird. Reporter haben den direkten Zugang zu Polizei und zu möglichen Tatorten. Sie sind es, die in diesem Fall auch mit der Familie sprechen können.“

Rebecca war am 18. Februar in den frühen Morgenstunden aus dem Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers verschwunden. Nun wird sie gesucht. Foto: Patrick Pleul/dpa

„Krimi mit offenem Ausgang“

„Serien und Thriller rufen unsere Ängste und Sorgen um unsere Schutzbefohlenen hervor“, so der Experte weiter. Da diese meist positiv enden, könne man die Ängste besser verarbeiten.

Wenn aber, wie im Fall Rebecca, die Dramaturgie eines skandinavischen oder englischen Serienkrimis auf die Wirklichkeit trifft, gibt es keinen Trost mehr. Die Realität ist eben doch schlimmer als die Fiktion“, sagt Jo Groebel.

Beispiele dafür sind für ihn das Verschwinden von Maddie, der Fall des Kinderschänders Marc Dutroux oder der Fall Natascha Kampusch. Hier waren ebenfalls junge Mädchen involviert, welche in der Öffentlichkeit als besonders schutzwürdig angesehen werden.

Im Fall Rebecca hat sich jedenfalls eine Eigendynamik entwickelt. Das Veröffentlichen von Fahndungsfotos kann hilfreich sein, jedoch auch zu Vorverurteilungen ohne vorherige Gerichtsverhandlung führen. Es bleibt abzuwarten, wie hilfreich oder kontraproduktiv die Sozialen Medien für die Aufklärung des Falles sind.

Das Instagram-Bild von Rebecca jedenfalls bekam die ganze Aufmerksamkeit. Groebel sagt: „Durch die ständige Konfrontation mit dem Foto ist für viele sogar so etwas wie eine Art Bindung zum Opfer entstanden. Rebecca wirkt vertraut – umso beunruhigender ist, dass man über ihren Verbleib nichts weiß.“ (cs)



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