Dem Ewige-Mutter-Image entkommen: Schauspielerin Thekla Carola Wied wird 80

Es war eine Zeit von Familienidyll und trautem Heim: Mit ihrer Rolle als strahlende Angi Schumann in der ZDF-Erfolgsserie „Ich heirate eine Familie“ wurde Thekla Carola Wied in den frühen 80ern zur vielleicht beliebtesten Fernsehmutter der Deutschen. Am Montag wird die Schauspielerin 80 Jahre alt.
Titelbild
Für Thekla Carola Wied ist "Ich heirate eine Familie" zu 100 Prouent geglückt.Foto: Alexander Heinl/dpa
Epoch Times3. Februar 2024

Geboren wurde Wied am 5. Februar 1944 in Breslau als Tochter eines Latein- und Religionslehrers, der seine Kinder streng erzog. Nach ihrer Flucht aus Schlesien zog die Familie nach Berlin, wo Wied in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. „Aus dieser Stimmung heraus habe ich mir aber meine eigene Welt geschaffen – eine Fantasiewelt“, sagte sie einmal der Münchner „tz“. „Und als ich fünf Jahre alt war, war klar – ich will Schauspielerin werden.“

So zog es Wied nach Essen, wo sie zwischen 1964 und 1967 Schauspiel an der renommierten Folkwang-Hochschule studierte. Frühe Erfolge feierte sie auf verschiedenen Theaterbühnen. Ihr Leinwanddebüt in „Spur eines Mädchens“ von 1967 bescherte ihr sogleich den Bundesfilmpreis 1968 als beste Schauspielerin.

Ihre Bekanntheit verdankt Wied aber bis heute ihrem Auftritt in der ZDF-Serie „Ich heirate eine Familie“, wo sie sich als heitere Angi Schumann an der Seite von Peter Weck in die deutschen Wohnzimmer lächelte. Wied spielt darin eine geschiedene Dreifachmutter und herzliche Inhaberin einer Boutique für Kinderbekleidung. Sie lernt den Grafiker Werner Schumann kennen. Der ahnt zunächst nichts von dem Kinderglück seiner neuen Liebe, heiratet aber schließlich doch die ganze Familie.

Die Erfolgsserie zählte zwischen 1983 und 1986 nur 14 Folgen. Dabei lockte sie teils mehr als 20 Millionen Menschen vor die Fernsehgeräte, in der Spitze lag die Einschaltquote bei rund 46 Prozent. Wied bezeichnete die Serie später immer wieder als „Glücksfall“.

Über einen Mangel an Rollenangeboten konnte sich die Schauspielerin seit dieser Zeit nicht beklagen. Schwieriger schien eher, dem Image der ewigen Mutter zu entkommen. „Ich wollte nicht nur die Familienkomödienmutter sein, ich wollte unterschiedlichste Rollen spielen – dafür bin ich doch Schauspielerin geworden“, sagte sie einmal der „Süddeutschen Zeitung“.

So erweiterte Wied hier und da ihr Repertoire und schlüpfte etwa 1993 in der ARD-Serie „Auf eigene Gefahr“ in die Rolle einer Gesellschaftskolumnistin mit schillerndem Privatleben. 2007 spielte sie in der Tragikomödie „Die Gipfelstürmerin“ eine karriereorientierte Professorin für Neurochirurgie.

Dabei blieb Wied in fast 60 Berufsjahren ohne Kratzer oder nennenswerte Skandale. „Ich bin mit meinem Leben zufrieden, so wie alles gelaufen ist“, sagte sie 2013 der „Bild“. „Alles hatte seine richtige Zeit, seinen richtigen Ort und Platz in mir.“

Ihre Liebe zur Literatur bescherte ihr auch privates Glück. Seit 1992 ist sie mit dem früheren Backnanger Oberbürgermeister und Manager Hannes Rieckhoff verheiratet. Beide lernten sich bei einer Klabund-Lesung Wieds im baden-württembergischen Backnang kennen. Rieckhoff brachte drei Kinder mit in die Ehe, Wied selbst blieb entgegen ihrem Filmimage kinderlos. Das Ehepaar lebt heute in München und im oberösterreichischen Altmünster.

Zuletzt stand Wied für den 2022 erschienen Fernsehfilm „Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben“ vor der Kamera, in dem sie die Ehefrau des Malers Max Liebermann spielte. Danach kündigte sie an, sich von der Schauspielerei zurückzuziehen, um sich mehr dem Wandern und ihrer Familie zu widmen. 2023 erhielt sie beim Deutschen Schauspielpreis den Ehrenpreis für ihr Lebenswerk. (afp)



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