Der nächste Lokführer-Streik – was auf Fahrgäste zukommt

Passagiere der Deutschen Bahn müssen sich erneut auf erhebliche Zugausfälle einstellen. Dieses Mal dürften die Auswirkungen heftiger ausfallen als bei den jüngsten Warnstreiks.
Die Lokführergewerkschaft GDL will die Bahn und auch das Eisenbahnunternehmen Transdev bestreiken. Besonders stark könnte der Regionalverkehr betroffen sein (Archivbild).
Die Lokführergewerkschaft GDL will die Bahn und auch das Eisenbahnunternehmen Transdev bestreiken. Besonders stark könnte der Regionalverkehr betroffen sein (Archivbild).Foto: Christoph Schmidt/dpa
Epoch Times9. Januar 2024

Nach vier Warnstreiks bei der Deutschen Bahn in den vergangenen neun Monaten wird es für die Fahrgäste nun ernster: Von Mittwochmorgen an bis Freitagabend will die Lokführergewerkschaft GDL die Bahn und auch das Eisenbahnunternehmen Transdev bestreiken. Es ist der erste mehrtägige Arbeitskampf in der laufenden Tarifrunde.

Die Fahrpläne dürften erneut kräftig durcheinander gewirbelt werden. Die Bahn will an den drei Streiktagen einen Notfahrplan anbieten. Nach den beiden GDL-Warnstreiks im November und Dezember sind aber erneut erhebliche Einschränkungen im Zugangebot zu erwarten.

Wann wird gestreikt?

Die Arbeitsniederlegung begann am Dienstagabend um 18 Uhr im Güterverkehr, im Personenverkehr soll es am frühen Mittwochmorgen (2 Uhr) losgehen. Enden soll der Ausstand am Freitagabend um 18 Uhr. Der Personenverkehr dürfte damit an drei Tagen heftig getroffen werden. Auch nach Streikende am Freitagabend wird absehbar kein allzu großes Zugangebot auf der Schiene unterwegs sein. Die Bahn dürfte sich wie bei den Arbeitskämpfen zuvor auf einen reibungslosen Betriebsstart am Tag nach dem Streik konzentrieren.

Welche Verkehre sind betroffen?

Zur Arbeitsniederlegung aufgerufen sind die Beschäftigten der Deutschen Bahn sowie der Eisenbahnunternehmen Transdev und City-Bahn Chemnitz. Sowohl im Fern-, im Regional- als auch im Güterverkehr ist daher bundesweit mit erheblichen Beeinträchtigungen zu rechnen.

Der vorgesehene Notfahrplan enthalte „nur ein sehr begrenztes Zugangebot im Fern-, Regional- und S-Bahn Verkehr der DB“, teilte der Konzern am Sonntagabend mit. Er appellierte an Fahrgäste, „von nicht notwendigen Reisen während des GDL-Streiks“ abzusehen und sie auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben. Bei den beiden zurückliegenden GDL-Warnstreiks konnte die Bahn rund 20 Prozent des üblichen Angebots im Fernverkehr aufrechterhalten. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen je nach Region sehr unterschiedlich.

Welche Regionen sind absehbar besonders betroffen?

Erfahrungsgemäß sind gerade in den ostdeutschen Bundesländern sowie im Südwesten viele Beschäftigte bei der GDL organisiert. Dort dürfte daher im Regionalverkehr vielerorts so gut wie nichts mehr gehen.

Wo kann ich mich über meinen Zug informieren?

Ob ein Fern- oder Regionalzug fährt oder nicht, lässt sich über die Bahn-App oder die Internetseite der Bahn einsehen. Für individuelle Auskünfte wurde eine Streikhotline eingerichtet (08000 99 66 33).

Was passiert mit meinem Ticket?

Alle Fahrgäste, die ihre für Mittwoch bis Freitag geplante Reise aufgrund des Streiks verschieben möchten, können ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung ist aufgehoben. Das Ticket gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden. Fällt der gebuchte Zug aus, ist auch eine komplette Ticketerstattung möglich.

Sind weitere Bahnunternehmen vom Warnstreik betroffen?

Außer den genannten Unternehmen, die direkt bestreikt werden, können theoretisch alle anderen Bahnunternehmen ihre Fahrten anbieten. Die GDL vertritt bei der Bahn hauptsächlich Lokführer und das Zugpersonal. Fahrdienstleiter, die den Zugverkehr bundesweit koordinieren, sind zwar ebenfalls zum Ausstand aufgerufen. Aber nur wenige von ihnen sind GDL-Mitglieder. Das Schienennetz dürfte also in weiten Teilen des Landes grundsätzlich befahrbar sein.

Wieso streikt die GDL?

Die Gewerkschaft will in der aktuellen Tarifrunde vor allem eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich erkämpfen. Die Bahn lehnt das rigoros ab. GDL-Chef Claus Weselsky erklärte die Verhandlungen daher für gescheitert und kritisierte, dass mit dem bundeseigenen Konzern keine Kompromisse zu finden seien.

Zusätzlich zur Arbeitszeitabsenkung fordert die Gewerkschaft 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Die Bahn hatte elf Prozent höhere Entgelte bei einer Laufzeit von 32 Monaten angeboten sowie ebenfalls die Inflationsausgleichsprämie.

Wie sieht die Lage am Verhandlungstisch aus?

Zurzeit schlecht. Die Gewerkschaft und die Bahn haben sich in dem Tarifkonflikt festgefahren, zumindest offiziell wird seit mehreren Wochen nicht mehr verhandelt. Das von der Bahn vergangene Woche präsentierte Angebot hat daran nichts geändert.

Der Konzern schlug darin vor, bestehende Wahlmodelle bei der Arbeitszeit auszuweiten. Bisher können sich Beschäftigte entscheiden, ob sie mehr Geld, mehr Urlaub oder weniger Wochenarbeitstage haben wollen. Sie können etwa ihre Arbeitszeit von 39 auf 37 Wochenstunden verringern, bekommen dafür aber 5,7 Prozent weniger Lohn. Die Bahn bietet an, die Wochenarbeitszeit in diesem Modus bis auf 35 Stunden verringern zu können. Wer möchte, könnte zudem für etwas mehr Geld auch bis zu 40 Stunden in der Woche arbeiten. Wer sich für kürzere Arbeitszeiten entscheide, müsse dafür Abstriche bei einer tariflich vereinbarten Lohnerhöhung machen, betonte die Bahn. Die GDL sieht in dem Vorstoß der Bahn kein Angebot, über das man verhandeln könne. (dpa)



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