Erzgebirge: Brutale Attacke auf Lokführer – Täter festgenommen, Staatsschutz ermittelt

Ein Lokführer im Erzgebirge wollte einen Streit zwischen Passagieren schlichten und wurde zum Ziel eines 15-jährigen Schlägers. Der junge Afghane flüchtete nach der Tat, konnte jedoch ermittelt werden. Doch auch der Staatsschutz wurde tätig.
Titelbild
Ein Regionalzug der Erzgebirgsbahn im Hauptbahnhof von Chemnitz.Foto: Istockphoto/13threephotography
Von 7. Juli 2023

Die Erzgebirgsbahn in Sachsen fährt ihre Fahrgäste von Chemnitz ausgehend in die Regionen Mittelsachsen, Zwickau und in den Erzgebirgskreis. Beschauliche Dörfer und malerische Städtchen zieren die Strecke ebenso wie die reizvollen Landschaften des Erzgebirges, mit Wäldern, Wiesen, Bergen und felsigen Abgründen. Auf viele Menschen wirkt das monotone Tuckern und Rattern der Regionalbahn beruhigend und entspannend. Offenbar aber nicht auf alle.

Am Mittwochabend kam es zu einem Zwischenfall auf einer Strecke, die durch den Haltepunkt Lauter führt, einen Ortsteil der Kleinstadt Lauter-Bernsbach. Nach Angaben der Polizei Sachsen wurde dort der Lokführer der Bahn von einem jugendlichen Passagier angegriffen „und dabei im Gesicht und an der Schulter verletzt“. Der Angriff auf den 50-jährigen Bahnmitarbeiter war derart brutal, dass der Mann von alarmierten Rettungskräften in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Der Zug konnte seine Fahrt nicht fortsetzen. Ein Polizeisprecher erklärte: „Über die Art und Schwere der Verletzungen liegen der Bundespolizei derzeit keine Informationen vor.“

„Hass-Kommentare“: Staatsschutz ermittelt

Am Donnerstag teilte Polizeisprecherin Doreen Stein mit: „Heute Morgen veröffentlichte eine regionale Kleinstpartei in den sozialen Netzwerken ein Video, auf dem ein 50-Jähriger u.a. von einem Jugendlichen angegriffen und verletzt wurde.“

Nach Angaben von Stein wurden die Kommentare unter dem Video vom Dezernat Staatsschutz der Chemnitzer Kriminalpolizei ausgewertet und Ermittlungen aufgenommen. Die Behördensprecherin dazu: „Einige Kommentare erfüllen nach erster strafrechtlicher Bewertung den Tatbestand zur öffentlichen Aufforderung zu Straftaten sowie Volksverhetzung. Die Ermittlungen gegen die Verfasser der Kommentare dauern an“, so Stein.

Das Video, aufgenommen von Mitreisenden aus dem Zugfenster, ging mittlerweile viral und wurde weitläufig geteilt und gepostet.

Streitschlichter wird zum Opfer

Wie der Behördensprecher den offiziell bekannten Tathergang schilderte, wollte der Bahnmitarbeiter einen „Streit zwischen zwei Reisenden schlichten und wurde dabei selbst zum Opfer“. Der Täter, ein 15-jähriger afghanischer Staatsangehöriger, ergriff nach der Attacke die Flucht. Eine Nahbereichsfahndung in Tatortnähe verlief erfolglos. Allerdings konnte der Schläger aufgrund von Zeugenaussagen zu dessen Identität ermittelt werden.

Nach Angaben der „Bild“ kam es aus bisher unbekannten Gründen zu einem lautstarken Streit zwischen dem 15-jährigen Afghanen und einem 36-jährigen deutschen Staatsangehörigen. Die beiden Passagiere waren bereits ausgestiegen, als der Lokführer zu vermitteln versuchte. Zeugen hätten den jungen Afghanen als äußerst aggressiv beschrieben, so das Blatt.

Im Video zu erkennen: Mehrfach schlugen der Jugendliche und ein Begleiter auf den Lokführer ein, der zu Boden ging. Dann schlug der 15-Jährige auf den Kopf des Lokführers ein und trat nach dessen Hinterkopf/Genick. Eine Zeugin konnte bei der Identifizierung helfen. Die Beamten trafen den 15-Jährigen jedoch nicht an seiner Wohnadresse in Lautern an, so der Zeitungsbericht.

Die Festnahme erfolgte am Donnerstag durch eine gemeinsame Fahndungsgruppe von Bundes- und Landespolizei in Aue. Der 15-Jährige soll am Freitag dem zuständigen Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Eckhard Fiedler, Sprecher der zuständigen Bundespolizeiinspektion Klingenthal, erklärte: „Die Bundespolizei hat Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung aufgenommen.“

Bahnstrecke blockiert, Fahrgäste blockiert

Die Attacke, die sich gegen 20:30 Uhr ereignet hatte, sorgte dafür, dass die Erzgebirgsbahn von Zwickau nach Johanngeorgenstadt (RB 95) ihre planmäßige Fahrt nicht fortsetzen konnte. Der Zug steckte fest auf der eingleisigen Strecke – und mit ihm die Fahrgäste.

Polizeiangaben nach mussten fünf Reisende, die in Richtung Schwarzenberg/Erzgebirge unterwegs waren, mit einem Ersatzzug weiterbefördert werden. Medienberichten nach steckten die Reisenden für eineinhalb Stunden fest. Erst als eine Lok aus Richtung Johanngeorgenstadt kommend am Bahnhof in Lauter an den blockierten Zug andockte, konnte die Tour zu Ende gebracht werden.

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ mittlerweile berichtet, soll der Lokführer bei dem Angriff eine gebrochene Nase und ein gebrochenes Schlüsselbein davongetragen haben. Zudem habe der Bahnmitarbeiter einen Schock erlitten. Er konnte inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden.



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