Diese Antibiotika können eine tödliche Herzerkrankung verursachen

Antibiotika werden in Deutschland viel zu häufig und oftmals unnötig verschrieben. Eine Antibiotikagruppe mit schweren Nebenwirkungen kommt besonders oft zum Einsatz.
Antibiotika
Fluorchinolon-Antibiotika werden viel zu oft bei harmlosen Infektionen verschrieben – mit verheerenden Folgen.Foto: iStock
Von 26. Mai 2023

Sehnenrisse, Risse der Hauptschlagader, Nierenversagen [1] – das sind die seltenen, aber verheerenden Nebenwirkungen von Fluorchinolon-Antibiotika. Ihr Wirkstoffname endet auf „floxacin“, wie beispielsweise Ciprofloxacin oder Levofloxacin.

Im Jahr 2020 verordneten Ärzte um die 13 Millionen Tagesdosen davon – 6,5 Prozent aller verschriebenen Antibiotika in Deutschland, heißt es auf der Website des Statistischen Bundesamtes. Jedoch ist ihr Einsatz nicht immer zwingend notwendig.

Reserveantibiotika oft bei harmlosen Infektionen verschrieben

Denn Fluorchinolone sind Reserveantibiotika und sollten dann zum Einsatz kommen, wenn nichts anderes den gewünschten Therapieerfolg erzielt. Allerdings verschreiben Ärzte in Deutschland sie oft auch „bei Bagatellerkrankungen wie unkomplizierten Harnwegsinfekten oder einfachen Atemwegsinfekten“, schrieb das Wirtschaftliche Institut der AOK im Jahr 2019. Das erhöhe auch das Risiko von antibiotikaresistenten Erregern.

Deshalb schränkte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im gleichen Jahr in einem Bescheid den Einsatz von Fluorchinolonen bei leichten und nicht-bakteriellen Infekten, zur Vorbeugung des Reisedurchfalls oder wiederkehrender Harnwegsinfektionen ein.

Dabei haben Fluorchinolone neben den oben erwähnten auch viele andere seltene aber sehr schwere Nebenwirkungen wie:

  • Muskel- und Gelenkschmerzen,
  • Seh- und Hörstörungen,
  • Netzhautablösung [2],
  • Müdigkeit,
  • Nierensteine [3],
  • Nierentoxizität [4],
  • Konzentrationsprobleme,
  • Schlafprobleme,
  • psychische Störungen wie Depressionen und Angstzustände.

Wer diese Antibiotika einnimmt, sollte bei Schmerzen oder Entzündungen in Muskeln oder Sehnen sofort einen Arzt aufsuchen. Solange die Gelenke betroffen sind, sollte auch kein Sport getrieben werden.

Nach dem Bescheid des BfArM nahm der Einsatz dieser Antibiotika jedoch nur leicht ab und sie werden weiterhin außerhalb des empfohlenen Anwednungsbereichs verschrieben. Das geht aus einer Studie der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) hervor, in der der Einsatz fluorchinolonhaltiger Arzneimittel in sechs europäischen Ländern, darunter Deutschland, zwischen 2016 und 2021 untersucht wurde. Die EMA will deshalb in einem Informationsschreiben Ärzte erneut an die Anwendungseinschränkungen erinnern.

Unser Mikrobiom und das Immunsystem

Neben den schweren Nebenwirkungen greifen Fluorchinolone wie auch andere Antibiotika auch das menschliche Mikrobiom an. Das Mikrobiom ist ein wichtiger Teil des Immunsystems. Es setzt sich aus fast 39 Billionen Bakterien, vielen Viren, Pilzen und anderen Mikroorganismen zusammen [5].

In den ersten Lebensjahren tragen verschiedene genetische Einflüsse sowie Ernährung und Umwelteinflüsse zur Vielfalt des Mikrobioms bei und haben so einen lebenslangen Einfluss auf die Gesundheit. Auch alltägliche Aktivitäten wie Zähneputzen, Essen, Küssen oder ein Haustier zu streicheln beeinflussen es. Die Zusammensetzung des Mikrobioms eines jeden Menschen ist so individuell wie ein Fingerabdruck. 

Ein besonders wichtiger Teil des Mikrobioms ist die Darmflora. Sie spielt eine enorme Rolle für die Gesundheit und die Krankheitsvorbeugung. Der Darm ist der Hauptsitz des Immunsystems [6] und beeinflusst die Funktion von Haut, Lunge, Brust und Leber [7]. Zudem besteht ein Zusammenhang zwischen Darmmikroben und vielen Krankheiten, unter anderem Krebs, Fettleibigkeit, Depressionen, Parkinson und Allergien.

Mikrobiologe: „Antibiotika zerstören unsere Darmflora dauerhaft“

Wenn das Darmmikrobiom gestört ist, beeinträchtig das automatisch die Immunfunktion, was weitreichende Folgen haben kann. Wenn der Körper nicht mehr selbst mit Infektionen durch schädliche Bakterien und Erreger fertig werden kann, kommen Antibiotika (griechisch für „gegen das Leben“) zum Einsatz.

Sie sollten jedoch nur dann eingesetzt werden, wenn es wirklich absolut notwendig ist. Grund dafür ist, dass Antibiotika eine sauerstoffreiche Umgebung im Darm schaffen, die das Wachstum krankheitserregender Bakterien fördert. Nützliche Mikroben wachsen in einem anaeroben (sauerstofflosen) Milieu, während pathogene Bakterien Sauerstoff zum Überleben benötigen [8].

Forschungsergebnissen zufolge kann eine einzige Antibiotika-Dosis das Mikrobiom bis zu einem Jahr lang negativ verändern, was Krankheiten begünstigt.

Der Mikrobiologe Martin Blaser vom Langone Medical Center der New York University vertritt jedoch die Ansicht, dass die Auswirkungen von Antibiotika auf die Darmbakterien möglicherweise dauerhaft sind. In einem Leitartikel in der Fachzeitschrift „Nature“ schreibt er [9]:

„Erste Erkenntnisse aus meinem Labor und von anderen deuten darauf hin, dass sich unsere gutartige Flora manchmal nie vollständig erholt. Diese langfristigen Veränderungen der nützlichen Bakterien im Körper des Menschen können sogar unsere Anfälligkeit für Infektionen und Krankheiten erhöhen.“

Ferner begünstige der übermäßige Einsatz von Antibiotika die dramatische Zunahme von Krankheiten wie Fettleibigkeit, Typ-1-Diabetes, entzündlichen Darmerkrankungen, Allergien und Asthma. Diese hätten sich in vielen Bevölkerungsgruppen mehr als verdoppelt, fügte Blaser hinzu.

So unterstützt man seine Darmflora und Gesundheit

Je stärker das Immunsystem ist, desto weniger Chancen haben Krankheitserreger, im Körper Fuß zu fassen. Im Folgenden sind einige grundlegende Strategien zur Unterstützung des Immunsystems und zur Vorbeugung von Krankheiten.

  • Die Ernährung optimieren: Man sollte Lebensmittel vermeiden, die das Immunsystem belasten, wie Transfette, frittierte und verarbeitete Lebensmittel, Zucker und Getreide. Auch sollte man weniger Kohlenhydrate (Zucker, Getreide, Fruktose) und Proteine essen und sie durch hochwertige gesunde Fette wie Olivenöl oder Leinsamenöl ersetzen.
  • Die Darmflora im Gleichgewicht halten: Natürlich fermentierte Lebensmittel eignen sich sehr gut, um den Darm gesund zu halten. Bereits 100 bis 170 Gramm pro Tag sind ausreichend. Beispiele für fermentierte Lebensmittel sind Sauerkraut, Joghurt oder Kefir.
  • Regelmäßig Sport treiben: Sport verbessert die Zirkulation der Immunzellen im Blut. Dadurch entsteht ein wirksames System zur Auffindung und Beseitigung von Krankheitserregern im Körper. Man sollte darauf achten, dass der Fitnessplan Krafttraining, Übungen mit hoher Intensität, Dehnübungen und Übungen für die Rumpfmuskulatur umfasst.
  • Ausreichend und erholsam schlafen: Forschungen ergaben, dass Schlafmangel die gleichen Auswirkungen auf das Immunsystem wie körperlicher Stress oder Krankheiten hat. So ist es möglich, dass man sich nach einer schlaflosen Nacht krank fühlt. Deshalb sollte man ausreichend und erholsam schlafen, sieben bis acht Stunden ist laut der AOK die optimale Schlafdauer. Das kann individuell abweichen.
  • Stress reduzieren: Ein hoher Spiegel an Stresshormonen kann das Immunsystem schwächen. Man sollte also Stressmanagement betreiben. Meditation, Gebet, Yoga, Qigong und Achtsamkeitstraining sind allesamt ausgezeichnete Strategien zur Stressbewältigung. Man muss allerdings selbst herausfinden, was für einen am besten funktioniert.
  • Vitamin-D-Spiegel im Gleichgewicht halten: Studien zeigen, dass ein Mangel an Vitamin D das Risiko für Infektionen erhöhen kann. Die beste Quelle für Vitamin D ist Sonnenlicht. Wer nicht sonnenbaden kann oder soll, könnte auf Vitamin-D3-Präparate zurückgreifen und sie in Verbindung mit Magnesium und Vitamin K2 (MK-7) einnehmen.

Zusätzlich zu den oben genannten Lebensstilmaßnahmen gibt es natürliche Wirkstoffe, die antibakteriell wirken. Dazu gehören:

  • Vitamin C: Die Rolle von Vitamin C bei der Vorbeugung und Behandlung von Infektionskrankheiten ist gut belegt. Die intravenöse Verabreichung von Vitamin C ist eine Option. Wer jedoch keinen Arzt hat, der es verabreichen kann, kann liposomales Vitamin C einnehmen – seine wirksamste orale Form.
  • Knoblauch: Knoblauch ist ein starkes antibakterielles, antivirales und antimykotisches Mittel. Er kann das Immunsystem stimulieren, die Wundheilung fördern und antibiotikaresistente Bakterien abtöten. Um die höchste Wirksamkeit zu erzielen, sollte der Knoblauch frisch und roh verzehrt werden (gehackt oder zerdrückt).
  • Olivenblattextrakt: In-vitro-Studien zeigen, dass Olivenblattextrakt die Vermehrung von Klebsiella hemmt. Das Bakterium ist sowohl in den oberen Atemwegen als auch im Verdauungstrakt zu finden. Olivenblattextrakt ist auch für andere pathogene Mikroben toxisch.
  • Manuka-Honig oder Kornblumenhonig: Manuka-Honig wird aus den Blüten und Pollen der Südseemyrte (Manuka) gewonnen, die in Australien und Neuseeland wächst. Er ist bei der Behandlung von schweren, schwer heilenden Hautinfektionen nachweislich wirksamer als Antibiotika. Klinische Studien ergaben, dass Manuka-Honig mehr als 250 klinische Bakterienstämme, darunter auch resistente Arten wie MRSA (Bakterien der Art Staphylococcus aureus), wirksam abtöten kann. Als lokale Alternative gilt Kornblumenhonig, der in seiner chemischen Zusammensetzung dem Manuka-Honig gleicht.
  • Kolloidales Silber: Kolloidales Silber gilt seit Jahrhunderten als wirksames natürliches Antibiotikum. Neueren Forschungen nach kann es sogar zur Ausrottung antibiotikaresistenter Erreger beitragen. Wer sich für diese Behandlung interessiert, sollte sich medizinisch beraten lassen, da bei unsachgemäßer Anwendung Risiken bestehen.

Quellen und Literatur

[1] Lomaestro, Ben (2012); doi.org/10.2165/00002018-200022060-00006

[2] Etminan et al. (2012); doi.org/10.1001/jama.2012.383

[3] Tasian et al. (2018); doi.org/10.1681/ASN.2017111213

[4] Badal et al. (2015); doi.org/10.1074/jbc.M115.671222

[5] Sender et al. (2016); doi.org/10.1101/036103

[6] Helen Fields (2015): „The Gut: Where Bacteria and Immune System Meet“ auf „Johns Hopkins Medicine“

[7] Dr. Eva Sirinathsinghji (2014): „The Gut Microbiome and Cancer“ auf „Science in Society“

[8] Rivera-Chávez et al. (2017); doi.org/10.1016/j.chom.2016.03.004

[9] Blaser, Martin (2011); doi.org/10.1038/476393a

[Mit Material der Epoch Times USA]



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