Medikamente zur Gewichtsreduktion: Erhöhtes Risiko bei Operationen?

Berichte deuten darauf hin, dass Patienten, die Gewichtsverlustmedikamente wie Ozempic und Wegovy einnehmen, einem erhöhten Risiko für Komplikationen während chirurgischer Eingriffe ausgesetzt sein könnten.
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Ärzte warnen vor möglichen Komplikationen durch Abnehmmedikamente.Foto: iStock
Von 19. August 2023

In den USA rasch bekannt geworden, gibt es die Abnehmmedikamente Ozempic und Wegovy, deren Wirkstoff Semaglutid ursprünglich für die Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen wurde, nun auch in Deutschland zu kaufen. Aber es häufen sich immer mehr Informationen zu schwerwiegenden Nebenwirkungen.

Kürzlich wiesen Ärzte darauf hin, dass bei der Einnahme von Abnehmmitteln wie Ozempic und Wegovy ein erhöhtes Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen unter Narkose besteht. Dies ist besonders besorgniserregend für Patienten, die chirurgische Eingriffe oder andere medizinische Verfahren benötigen.

Einige Anästhesisten aus den USA und Kanada haben festgestellt, dass immer mehr Patienten, die Gewichtsverlustmedikamente einnehmen, während der Betäubung Nahrung und Flüssigkeit in die Lungen bekommen. Dies passiert, obwohl sie sich an die Empfehlung gehalten haben, sechs bis acht Stunden vorher nichts zu essen.

Die Medikamente können die Verdauung so stark verlangsamen, dass sie das Risiko für ein Problem namens pulmonale Aspiration erhöhen. Dies kann gefährliche Lungenschäden, Infektionen und sogar den Tod verursachen, warnt Dr. Ion Hobai, Anästhesist am Massachusetts General Hospital in Boston.

„Dies ist eine so ernste potenzielle Komplikation, dass jeder, der dieses Medikament einnimmt, davon wissen sollte“, sagte Dr. Hobai, der einer der Ersten war, die dieses Problem aufgegriffen haben, diese Woche gegenüber der „Associated Press“.

Dr. Hobai empfahl, dass Personen, die diese Medikamente einnehmen, dies ihren Ärzten vor der Anästhesie mitteilen und das Risikoprofil besprechen sollten. „Wenn Sie dieses Medikament einnehmen und eine Operation benötigen, müssen Sie einige zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen treffen.“

Gewichtsverlustmedikamente: Risiken unter Narkose

Es ist nicht klar, wie viele Patienten, die Abnehmmedikamente einnehmen, von dem Problem betroffen sein könnten. Aufgrund der schwerwiegenden Folgen entschieden sich Dr. Hobai und eine Gruppe von Kollegen, sich zu äußern. In einem Artikel im „Canadian Journal of Anesthesia“ im Juli forderten sie, dass das Medikament sogar noch länger – etwa drei Wochen vor einer geplanten Narkose – abgesetzt werden sollte.

Dr. Philip Jones, ein Anästhesist der Mayo Clinic, erklärte, dass Semaglutid – der Wirkstoff in Medikamenten wie Ozempic und Wegovy – etwa drei Wochen im Körper bleibt. „Erst wenn 90 Prozent des Wirkstoffs abgebaut sind, also nach diesen drei Wochen, sollte sich alles wieder normalisieren“, so Dr. Jones.

Vor mehreren Wochen hatte die amerikanische Gesellschaft für Anästhesiologie (ASA) Patienten, die Medikamente wie Wegovy oder Ozempic regelmäßig nehmen, empfohlen, diese am Operationstag nicht zu verwenden.

Diese Richtlinie wurde aufgrund „zahlreicher Berichte aus medizinischen Quellen und von führenden Anästhesisten über Patienten, die trotz Fastens entweder beim Einschlafen oder Erwachen aus der Anästhesie erbrachen“, herausgegeben, so Dr. Ronald L. Harter, der designierte Präsident der ASA und Professor für Anästhesiologie am Ohio State University Wexner Medical Center.

„Wir waren wirklich besorgt und fühlten die Notwendigkeit, dies der Öffentlichkeit zu kommunizieren, so wie wir es gerade tun“, äußerte Dr. Harter im Gespräch mit ABC.

Eine neue Klasse von Medikamenten

Seit jeher raten Narkoseärzte ihren Patienten, vor einer Operation weder zu essen noch zu trinken. Dies soll garantieren, dass der Magen leer ist und somit das Risiko vom Erbrechen während der Operation minimieren.

„Dies ist wirklich eine ziemlich einzigartige Situation, in der wir eine relativ neue Klasse von Medikamenten haben, die sehr, sehr schnell von einem beachtlichen Teil der Bevölkerung angenommen und verwendet wird“, meinte Dr. Harter. „Eine der möglichen Nebenwirkungen dieser Medikamente ist die Verzögerung der Magenentleerung, was ein besonderes Risiko für das Erbrechen der Patienten unter Anästhesie darstellt.“

Er betonte außerdem, dass bei Anzeichen wie Erbrechen, Blähungen, Bauchschmerzen oder Übelkeit bei einem Patienten Ärzte erwägen sollten, den operativen Eingriff eventuell zu verschieben.

Abnehmspritzen und Suizid?

Vor einigen Wochen teilte die Europäische Arzneimittel-Agentur mit, dass sie einen Zusammenhang zwischen Ozempic und Wegovy und suizidalen Gedanken untersucht. Es wurden etwa 150 Berichte über mögliche Fälle von Selbstverletzung bei Personen, die Semaglutid GLP-1-Agonisten einnehmen, gemeldet.

Der Verkauf von Semaglutid-Produkten – insbesondere von Ozempic – hat in den letzten Jahren zugenommen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass das Medikament schnellen und signifikanten Gewichtsverlust fördert. Die von Novo Nordisk hergestellten Medikamente umfassen die Marken Ozempic und Rybelsus, die zur Behandlung von Diabetes zugelassen sind, sowie Wegovy, das von der US-Gesundheitsbehörde (Food and Drug Administration, FDA) zur Behandlung von Adipositas (Fettleibigkeit) zugelassen ist.

Anfang dieses Jahres versprach Novo Nordisk, sein Angebot an Wegovy zu erhöhen. In dem Quartalsbericht des Unternehmens hieß es jedoch, dass das Angebot in den USA „vorübergehend“ reduziert werde.

Die Nachfrage nach den Medikamenten überstieg das Angebot. Im Mai waren Ozempic und Wegovy noch auf der FDA-Liste der Medikamentenknappheit. Wenn ein Medikament nicht ausreichend verfügbar ist, können spezialisierte Apotheken, sogenannte Compound-Apotheken, dieses Medikament selbst herstellen.

Die FDA hat 2014 Semaglutid zur Gewichtsreduktion bei übergewichtigen oder fettleibigen Personen mit Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und hohem Cholesterinspiegel zugelassen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „Doctors Sound the Alarm Over Latest Drug Risk“ (Deutsche Bearbeitung kr) und ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen suchen Sie bitte Ihren Arzt auf.



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