Kongress: Chirurgie zwischen Faszination, Mut und Demut

Von 20. März 2014

Von Highlights, Mut und vermeidbaren Todesfallen in der Chirurgie war gestern die Rede, als der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), Prof. Dr. med. Joachim Jähne, das Programm des diesjährigen 131. Chirurgie-Kongresses in Berlin der Presse vorstellte.

Faszination, Mut und Demut seien notwendig, so eröffnete Jähne sein Statement, um den Beruf des Chirurgen erfolgreich ausüben zu können – das sei auch die Botschaft, die das Kongressmotto vermitteln will. Um sich als Chirurgen im Spannungsfeld von Fortschritt, Patientenwohl und ökonomischem Druck zu positionieren, müsse man diese Botschaften in sich tragen.  

„Ohne Mut“, so Jähne, könnten  Chirurgen neuen Methoden nicht zum Durchbruch verhelfen. „Mut ist heute aber auch notwendig, um Fehlentwicklungen wie die zunehmende Ökonomisierung in der Medizin aufzuhalten. Wir sollten zudem couragiert Studien auf den Weg bringen, die den Langzeitnutzen von Eingriffen bewerten.“

Demut ist nicht Schwäche

Dass Demut nicht mit Schwäche gleichzusetzen wäre, betonte Prof. Jähne im Verlauf der Pressekonferenz, in der es auch um die Demut vor der Schöpfung und dem Respekt vor dem Menschen ging. Es sei eben nicht alles machbar und auch nicht wünschenswert, was etwa bei Organtransplantationen vorstellbar wäre, und man könne auch nicht alles finanzieren, was machbar wäre.

„Wir lindern, wir beheben Symptome“, stellte Jähne fest, „die Ursachen werden nicht behoben.“ So stolz Chirurgen auch auf ihre Erfolge sein dürften, so klar müsse man auch erkennen und mit den Patienten besprechen, „dass es durchaus Funktionseinbußen nach Operationen geben kann.“ Neben der Qualitätssteigerung in der Operationstechnik müsse der Reflektion über Langzeitwirkungen Raum gegeben werden. Ebenso respektvoll solle man neben der Schulmedizin mit den durchaus vorhandenen Wirkungen der Komplementärmedizin umgehen. Auf dem Kongress werde dann auch Transparency International bei der Frage „Wem gehört das Wissen?“ zu Worte kommen.

Der Risikokalkulator        

Um eine deutliche Verbesserung der Patientensicherheit ging es Professor Dr. med. Heinz-Johannes Buhr bei der Erstellung von "risikoadjustierten" Registern. Denn nur wenn die mitgebrachten Risikofaktoren des Patienten berücksichtigt werden, könnte man Auskunft über die tatsächliche Qualität eines Chirurgen, einer Abteilung geben.

Aus den gewonnenen Daten wird ein Risikokalkulator erstellt, der jeder Abteilung erlaubt, vor dem Eingriff die mögliche Komplikationsrate zu berechnen. Diese präoperative Risikokalkulation wird Einfluss auf das Operationsverfahren haben und somit die Komplikationsrate senken und logischerweise auch die Gesundheitskosten.

Diese risikoadjustierte Qualitätserfassung wird den Patienten bei der Entscheidung unterstützen, ob und welche Operation für ihn risikoarm ist.

[–Todesfalle Bauchschlagader–]

Rund 200 000 Menschen in Deutschland tragen ein sogenanntes Bauchaorten-Aneurysma in sich, eine krankhafte Aussackung der Bauchschlagader. Betroffen sind vor allem Männer über 65 Jahre, die rauchen oder Raucher waren. Da sich die Krankheit über lange Zeit kaum bemerkbar macht, kann die Schlagader scheinbar urplötzlich aufreißen. „Dabei lässt sich solch eine Aussackung durch eine Ultraschall-Untersuchung leicht entdecken und kann so rechtzeitig behandelt werden“, sagt Professor Dr. med. Eike Sebastian Debus, Direktor am Universitären Herzzentrum Hamburg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG).

Internationale Erfahrungen zeigen, dass ein Screening der Bauchschlagader die Zahl der Todesfälle sowie der Notoperationen um fünfzig Prozent senkt. „Wir plädieren deshalb dafür, eine solche Untersuchung in Deutschland als kassenärztliche Leistung einzuführen“, sagt DGG-Präsident Debus.

Nach dem Vorbild der USA empfiehlt Debus eine einmalige Ultraschall-Untersuchung für alle Männer ab dem 65. Lebensjahr. „Dies gilt insbesondere für Raucher und Ex-Raucher, sie sind besonders gefährdet“, erläutert der Gefäßexperte. Auch Frauen sollten ab dem 65. Lebensjahr einmalig per Ultraschall untersucht werden, sofern sie rauchen, geraucht haben oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei ihnen oder in ihrer Familie bekannt sind.

Wird durch das Screening ein Bauchaorten-Aneurysma entdeckt, können Chirurgen es meist durch eine Prothese überbrücken und dadurch die Gefahr des Platzens der Ader bannen. Bei kleineren Aussackungen kann eventuell schon eine Änderung des Lebensstils, etwa durch Aufgeben des Rauchens, helfen.

Der 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie findet statt vom 25. Bis 28. März 2014 Messe Berlin – Südgelände www.chirurgie2014.de



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