Generation Z feiert das Bürgergeld: „725 Euro bekomme ich fürs Rumliegen und Fernsehgucken“

In den Sozialen Medien hat die Generation Z, die circa ab 1990 bis 2010 Geborenen, das Bürgergeld entdeckt. Influencer auf TikTok feiern, dass es sich nicht mehr lohnt, arbeiten zu gehen. Regierungskritik, Eigennutz oder blanker Hohn?
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„Genaration Z will nicht arbeiten“ – ein Vorurteil? Symbolbild.Foto: iStock
Von 21. Dezember 2023

Das „Z“ in Generation Z steht für „Zukunft“. Die Generation Z ist die demografische Gruppe, die in etwa von Mitte der 1990er bis in die frühen 2010er-Jahre geboren wurde. Der Begriff „Zukunft“ soll darauf hinweisen, dass diese Generation als die nächste große gesellschaftliche Gruppe betrachtet wird, die die Zukunft gestalten wird.

Zur Generation Z Gehörende sind oft mit Technologie aufgewachsen, insbesondere dem Internet und sozialen Medien, was neutral ausgedrückt ihre Weltanschauung und Kommunikationsgewohnheiten stark beeinflusst hat.

Generation Greta alsbald auf Bürgergeld

So mag es wohl auch kaum verwundern, dass diese oft auch sogenannte „Generation Greta“ die Themen, die sie beschäftigen – man sagt Freizeit, Gender-Diversity, Klimarettung – vornehmlich auf den sozialen Medien diskutiert. Aktuell haben Vertreter dieser Bevölkerungsgruppe das „Bürgergeld“ für sich entdeckt.

Die Kurzvideoplattform TikTok wird mit kurzen Sequenzen geflutet – maximal 60 Sekunden Länge sind hier möglich – zum kontrovers diskutierten Thema Bürgergeld und dessen aktuell anstehender Aufstockung. Viele Vertreter der Generation Z scheinen angesichts der Möglichkeiten, die ihnen die geplante Bürgergelderhöhung ab Januar 2023 geben, nicht einmal mehr eine reduzierte Arbeitswoche in Betracht zu ziehen.

TikTok-Ratgeber: Arbeit lohnt sich nicht mehr

Dieser Eindruck könnte zumindest entstehen, wenn man sieht, wie das Bürgergeld von GenZ regelrecht auf TikTok gefeiert wird. TikTok-Influencer „herr_jobcenter“, der sich in zahlreichen Videos als Sozialgeldbezieher marokkanischer Herkunft präsentiert, befindet in seinem aktuellen Video erfreut: „725 € bekomme ich nur fürs Rumliegen und Fernsehgucken“. Und weiter: „Du musst hart schuften, ich kann Champions League gucken und bei Lieferheld bestellen“. Sein Fazit, vorgetragen in einen Lidl-Pullover gekleidet, für das er sich auf TikTok feiern lässt: Arbeit würde sich nicht mehr lohnen, stattdessen sollten lieber alle Deutschen Sozialleistungen beziehen.

Ein weiteres Beispiel: Die TikTokerin „ich.bin.xenia“ freut sich ebenfalls über die Erhöhung des Bürgergeldes. Früher musste sie laut ihres TikTik-Videos für 14,50 € die Stunde arbeiten. Sie zeigt sich bei dieser Aussage in einer Zahnarztpraxis – dann und hinterher in Lack-Overknees entspannt zu Hause, nach dem Motto „Jetzt gibts Bürgergeld“.

Ihre Abonnenten kommentieren mit reichlich Applaus. Hier ein paar Beispiele:

User Ben_Lo antwortet: „vollkommen richtig ich überlege auch schon da geht’s einen besser als wenn man arbeitet 🥰🥰“.

User Thomas_Schoubye73 bestätigt: „traurige Wahrheit 😳“, oder

User 5668630587900 prognostiziert im Replay: „Das werden noch mehr 🙈 mit der Einstellung“.

Schwarzer Humor, Regierungskritik oder einfach nur Verhöhnung?

Ist das einfach nur schwarzer Humor Einzelner und Resultat aus einer perfekten Vorlage? Oder gar die neueste Entlarvung möglicher Fehlentscheidungen der Regierung?

Ob Fehlentscheidung oder nicht, jedenfalls hat die durch die Ampel geplante Erhöhung des Bürgergeldes eine kontroverse Debatte ausgelöst: Fest steht, ab Januar werden die Sätze für das Bürgergeld im Schnitt um 12 Prozent erhöht. Damit haben alleinstehende „Bürgergeldler“ ab Januar noch einmal 61 € mehr im Monat, nämlich 563 Euro. Menschen, die mit ihren Partnern zusammenleben, kommen dann auf 508 €, statt wie bisher auf 451 Euro pro Monat.

Einerseits wird somit das verfassungsrechtlich verankerte Existenzminimum auch bei steigender Inflation gesichert – Befürworter sehen in der Anhebung nur eine logische Konsequenz der allgemeinen Preissteigerungen. Andererseits scheinen sich mit dem Bürgergeld das morgendliche Aufstehen und der Weg zur Arbeit für viele nicht mehr zu lohnen. Es kursieren mittlerweile zahlreiche Rechenbeispiele, dass Familien mit Bürgergeld am Ende mehr zur Verfügung haben als arbeitende Familien gleicher Größe, die obendrein mit den Steuern, die sie zahlen, das Bürgergeld und seine Erhöhung mitfinanzieren.

Grundprinzip einer ganzen Generation oder Einzelfall?

Vielleicht handelt es sich auch um eine Verhöhnung der Generation Z von all denjenigen, die arbeiten gehen und mit ihren Steuergeldern die Politik der Ampel – von Diäten- bis Bürgergelderhöhung – am Ende mitzufinanzieren? Bei Tik-Tok-Influencer „herr_jobcenter“ klingt das mitunter so wie hier erst kürzlich:

„Na musst Du gerade arbeiten?“ Fragt er in die Kamera und präsentiert dann ein üppiges Buffet. „Ich lebe von Bürgergeld. Na, musst Du für Deine Kinder sparen, um ihnen eine Playstation zu kaufen? Danke, dass Du meine Miete zahlst, meine Gasrechnung, meine GEZ!“

Ist das ein Einzelfall? Macht hier womöglich einfach nur Gelegenheit Diebe, und das bei der Generation, die eigentlich als nächste große gesellschaftliche Gruppe betrachtet wird, die den Wohlstand der Bundesrepublik mehren oder verringern wird?

Im Herbst ging ein Video der Influencerin Lilly_Schwerefeld viral, in welchem sie klar Stellung bezog: „Ich verbringe doch nicht acht Stunden meines Tages für 50 Jahre auf der Arbeit! Da wäre ich ja geistesgestört!“

Warum Generation Z so anders tickt

Der „Stern“ nahm das zum Anlass, um zu fragen „Warum tickt diese Generation so anders?“ Zahlreiche Antworten dazu gab es in den Kommentaren des geteilten Artikels auf der Social-Media-Plattform „Reddit“:

„Und, warum tickt Gen Z so anders? Warum wollten vorherige Generation ihr Leben auf der Arbeit verbringen? […] Aber ich vermute mal, dass Leute eher arbeiten, insbesondere viel arbeiten, wenn da etwas bei rumkommt. Also z. B. ein teures Auto, ein Haus, ein größerer Urlaub. Wenn es aber so oder so nur zum Überleben reicht: Wozu sich dann ein Bein ausreißen? 40 h die Woche arbeiten und sich dennoch niemals ein Haus leisten können? Warum dann nicht lieber Teilzeit für etwas weniger Geld, dafür aber noch etwas vom Leben haben, insbesondere da die Zukunft in vielerlei Hinsicht nicht eben verheißungsvoll aussieht.“

Auch „Upvoten“ bestätigt in einem Kommentar: „So ist es. Deshalb sollte man seine Work-Life Balance auf ‚Life‘ optimieren. Urlaub maximal ausnutzen, auch mal länger AU schreiben lassen um ‚Erkältungen‘ und Co. komplett auszukurieren. Es wird einem später sowieso keiner danken, sich maximal ausgebeutet zu haben. Dass die junge Generation das nun sieht, und zusätzlich Krieg in Europa, Pandemie, Klimakrise dazu bekommen hat, fördert nicht gerade die positiven Langzeitaussichten. Ich gratuliere zur Einsicht.“

„ExpertPath“ bläst ins selbe Horn: „Ich formuliere den Trend mal folgendermaßen: Ich verbringe doch nicht 40 Jahre lang 8h am Tag auf der Arbeit, nur damit ich mir immer noch kein Haus, Auto und Familie leisten kann. Es fehlen erreichbare Ziele, das ist alles.“

GenZ will nicht arbeiten – ein Vorurteil?

„Generation Z will nicht arbeiten“ – dieses Vorurteil bekommen junge Leute heute häufig zu hören. Deren ablehnende Haltung zum Arbeitsmarkt liegt oft nicht an der Arbeit selbst, sondern an den Bedingungen, unter denen sie verrichtet wird, findet etwa der Ideen- und Namensgeber von Hartz IV, Peter Hartz, und widerspricht dem schlechten Ruf der GenZ.

Eine im September 2023 erschienene Studie hat gezeigt, dass es GenZ nicht vornehmlich um Freizeit, die Rettung des Klimas oder gar die Welt geht. Wenn es um konkrete Karriereentscheidungen gehe, sei die Generation Z tatsächlich viel egozentrischer und konservativer als bisher angenommen. Laut der Studie mit 6.000 Teilnehmern habe „Generation Z“ etwa mit 82,9 Prozent angegeben, „ein hohes Gehalt“ sei ein gewichtiger Faktor bei der Berufswahl.

Demgegenüber standen lediglich 46,8 Prozent, die ein „Engagement der Firma in Sozial-, Umwelt- und Klimathemen“ als bedeutungsvoll für die eigene Karriereentscheidung befanden. Der wichtigste Aspekt für die GenZ hatte ebenfalls mit dem eigenen Fortkommen zu tun: Ganze 92,1 Prozent wollen einen Beruf mit „guten Arbeitsmarktchancen“. Lediglich 24 Prozent der Generation Z ließen sich von der Idee motivieren, „einen Beitrag zu einem sinnvollen Zweck“ im Unternehmen zu leisten.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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